Homeoffice Faktencheck

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Fünf Mythen zur Arbeit im Homeoffice

Der Blick auf die Arbeit zu Hause hat sich durch die Corona-Pandemie verändert. Beispielsweise die Einschätzung der Produktivität. War vor Corona noch die Mehrheit der Menschen davon überzeugt, dass die Arbeit zu Hause weniger effizient sei, so ist inzwischen häufig zu hören, dass die Arbeit zu Hause sogar produktiver sei, als die im Büro. Wir haben uns angeschaut, was an dieser und an anderen, häufig geäußerten Meinungen über das Homeoffice dran ist.


1. Die Arbeit im Homeoffice ist effizienter als die im Büro.

In vielen Bereichen ist die Arbeit im Homeoffice ausgesprochen effektiv. Bild: iStock / filadendron
In vielen Bereichen ist die Arbeit im Homeoffice ausgesprochen effektiv. Bild: iStock / filadendron

Viele Beschäftigte bereichteten in einer vom IBA beauftragten forsa-Umfrage zur Arbeit im Homeoffice berichteten im April 2020, dass sie zu Hause konzentrierter arbeiten können, als im Büro. Auch die Projektabstimmungen über Webkonferenzen funktionieren, von ein paar technischen Problemen abgesehen, sehr gut. Trotzdem vermissten 80 % aller Beschäftigten ihre Kollegen. Viele klagten, dass vor allem kreative Ideen auf der Strecke blieben. Zu der gleichen Erkenntnis war bereits im Jahr 2013 Yahoos Personalchefin Jackie Reses gelangt. Sie untersagte seinerzeit allen Beschäftigten des Tech-Unternehmens die Arbeit im Homeoffice. Ihre Begründung: „Die besten Entscheidungen entstehen einfach häufig beim Gespräch auf dem Flur oder in der Cafeteria.“

2. Das Homeoffice verbindet Privat- und Berufsleben.

Der Versuch, Privates und Beruf miteinander zu verbinden, führt häufig zu Stress. Bild: Adobe Stock / Jelena
Der Versuch, Privates und Beruf miteinander zu verbinden, führt häufig zu Stress. Bild: Adobe Stock / Jelena Lupe_grau

Es scheint logisch: Eltern, die zu Hause sind, haben es zum Kinderzimmer nicht weit, können sich um Haushalt, Erziehung und Arbeit gleichzeitig kümmern. Davon, dass das nicht so einfach ist, können alle berichten, die im Frühjahr 2020 notgedrungen beides miteinander vereinbaren mussten. So zeigten sich in unserer forsa-Umfrage die Eltern von Kindern unter 11 Jahren weit weniger begeistert von der Arbeit zu Hause, als ihre Kollegen ohne oder mit älteren Kindern. Doch auch für diejenigen, die keine Kinder haben, scheint das Homeoffice seine Tücken zu haben. Eine Studie der International Labour Organization (ILO) aus dem Jahr 2017 kam zu dem Ergebnis, dass Homeworker durch die Überlappung von Arbeits- und Freitzeitbereich abends schlechter zur Ruhe kommen als ihre Kollegen, die tagsüber im Büro arbeiten.

3. Homeoffice ist vor allem für Millennials geeignet.

Gerade Millennials brauchen die Arbeit im gemeinsamen Büro. Bild: AdobeStock / Sergio Casal
Gerade Millennials brauchen die Arbeit im gemeinsamen Büro. Bild: AdobeStock / Sergio Casal

Wir alle kennen das Klischee von jungen Urban Nomads, die am liebsten zu Hause, im Café oder im Park vorm Laptop sitzen. Doch ist das wirklich so? Fakt ist, dass die Millenials vor Corona deutlich seltener im Homeoffice gearbeitet haben als ihre älteren Kollegen. Das ist vielleicht auch gut so. Wenn man einer amerikanischen Studie der Universität Stanford von 2014 glauben darf, werden Menschen, die regelmäßig im Homeoffice arbeiten, durchschnittlich schlechter bezahlt als ihre Kollegen im Büro. Einen weiteren Grund, warum gerade jüngere Arbeitnehmer nicht ausschließlich zu Hause arbeiten sollten, benennt eine im April 2020 durchgeführte Studie des US-amerikanischen Büros des Gensler Research Institute. Demnach hatten 50 % der Millennials während der Corona-bedingten Arbeit im Homeoffice Probleme, die Ablenkungen im häuslichen Umfeld auszublenden. 37 % fanden es schwierig, Beruf und Privatleben zu trennen. Ältere Arbeitnehmer klagten weit seltener über derartige Probleme.

4. Das Homeoffice wird das klassische Büro ersetzen.

Künftig wird wohl beides im Wechsel genutzt werden: Homeoffice und Büro. Bild: Adobe Stock / fizkes
Künftig wird wohl beides im Wechsel genutzt werden: Homeoffice und Büro. Bild: Adobe Stock / fizkes

Zumindest auf absehbare Zeit dürfte das nicht funktionieren. Wie wir eingangs gesehen haben, brauchen viele Arbeitsprozesse das direkte persönliche Miteinander. Ohnehin sind diejenigen Beschäftigten, die (nahezu) ausschließlich im Homeoffice arbeiten möchten, in der Minderheit. Nur wenige können sich vorstellen, künftig nicht mehr ins Büro zu kommen. Richtig ist aber auch, dass die Mehrheit der Beschäftigten künftig gerne häufiger zu Hause arbeiten würde, als sie das früher getan haben – und gerne selbst entscheiden möchte, wann und wie oft sie das tun. Ob das funktioniert oder ob doch Absprachen notwendig sind, muss sich jetzt zeigen.