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dpa-Standort Hamburg:
Vom Traditionssitz zum „Campus der Möglichkeiten“

Revitalisierung

dpa-Standort Hamburg. Bildrechte: dpa Deutsche Presse Agentur
M.O.O.CON M.O.O.CON ·
6 Minuten

Am Hamburger Standort der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wurde der Gebäudebestand behutsam modernisiert und neu organisiert. Aus der unter Denkmalschutz stehenden Gründerzeitvilla und den Erweiterungen der 1960er/70er Jahre ist ein zusammenhängender Campus geworden, der journalistische Arbeitsabläufe optimal unterstützt und Spielraum für zukünftige Anforderungen bietet. M.O.O.CON begleitete den Prozess von der Strategie über die Bedarfsplanung bis zur räumlichen Masterplanung.

Ausgangslage: Wachstum, Sanierungsstau und zu wenige Kommunikationsflächen

Am Standort Hamburg trafen mehrere Entwicklungen zusammen: ein steigender Platzbedarf, kleinteilige Grundrisse mit vielen Einzelbüros, fehlende Zonen für Austausch sowie ein hoher Erneuerungsbedarf in Villa und Anbauten. Ein Abriss oder Neubau kam aus städtebaulichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gründen nicht in Betracht. Der Charakter des Standorts sollte erhalten bleiben, zugleich aber auch Räume entstehen, die anpassungsfähiges und kooperatives Arbeiten unterstützen.

Zielbild: Bestandsentwicklung als Hebel für Funktion, Kultur und Nachhaltigkeit

Bei dem Projekt wurden drei miteinander verzahnte Ergebnisse angestrebt: funktional bessere Arbeitswelten, ein spürbarer Kulturimpuls Richtung Vernetzung und Selbstorganisation sowie eine ressourcenschonende Umsetzung. „Unser Anspruch war es, einen Campus zu entwickeln, der sowohl funktional als auch inspirierend wirkt. Ein Ort, an dem Mitarbeitende vernetzt arbeiten, Ideen entstehen und die Kultur der dpa erlebbar wird, ohne die historische Substanz zu verlieren“, beschreibt Projektleiter Ole Kretschmer von M.O.O.CON den Ansatz. Zudem sollte die Villa als identitätsstiftender Mittelpunkt des Campus dienen. Ein Ort mit Geschichte, der die neue Arbeitskultur räumlich verankert.

Vorgehen: Strategie, Partizipation und Masterplanung in Etappen

Die Transformation folgte einem lösungsneutralen, nutzerorientierten Prozess. Zu Beginn wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Management und der Belegschaft strategische Ziele und Leitplanken definiert. Die Bedarfe wurden durch Interviews, Workshops und Inputs von „Raumpaten“ ermittelt. Daraus entwickelte M.O.O.CON eine Masterplanung für eine schrittweise Umsetzung. Das entzerrte die Investitionen und ermöglichte, Erkenntnisse aus der ersten Nutzung direkt in die nächsten Ausbauten zu integrieren. Grundlage hierfür war die klare Trennung von funktionalen Anforderungen und baulicher Lösung. Erst nachdem feststand, welche Tätigkeiten welche Räume erfordern, wurden Grundrisse, Ausbauten und Möblierungen festgelegt. So blieb die Planung anpassungsfähig.

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Neues Raumgefüge: Tätigkeitsorientiert und klar zoniert

Aus den vormals starren Strukturen ist ein variabler Flächenmix entstanden: Es gibt Teambereiche, Projekttische und offene Zonen für kurze Abstimmungen, Besprechungsräume für geplante Meetings, akustisch beruhigte Fokusbereiche und Rückzugsräume für konzentriertes Arbeiten sowie informelle Treffpunkte für den schnellen Austausch. Die Wegeführung ist übersichtlich, Übergänge zwischen ruhigen und lebendigeren Bereichen sind erkennbar. Die Technik für die hybride Zusammenarbeit wurde so platziert, dass sie ohne Umrüsten genutzt werden kann. Beispiele hierfür sind fest integrierte Displays, Kamera-/Mikrofon-Setups und eine durchdachte Anschlusslogik.

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Nachhaltigkeit: 626 Tonnen CO₂-Reduktion gegenüber Neubau

Die Entscheidung für die Revitalisierung statt eines Neubaus war ein wesentlicher Nachhaltigkeitshebel. Den Projektangaben zufolge konnten rund 626 Tonnen CO₂ gegenüber einem vergleichbaren Neubau eingespart werden (Bezugsgröße: Generalsanierung in gleicher Qualität). Neben der ökologischen Wirkung berücksichtigt der Ansatz auch wirtschaftliche Kriterien, etwa in Form geringerer Lebenszykluskosten durch Substanzerhalt und modulare Ausbauprinzipien. Die behutsame Sanierung stärkt zugleich das ESG-Profil: Die historische Substanz wurde bewahrt, die Arbeitsumgebung sozial aufgewertet und die Außenwirkung des Standorts positiv geprägt.

Beteiligung und Change: Die Beschäftigten gestalten mit

Die Belegschaft war frühzeitig und kontinuierlich eingebunden: von der Zieldefinition über die Bedarfserhebung bis zur konkretisierten Flächennutzung. Formate wie Workshops, Umfragen und Raumpatenschaften sorgten dafür, dass reale Arbeitsabläufe und Anforderungen die Planung bestimmten. Das erhöhte die Akzeptanz, verkürzte Einarbeitungszeiten in neuen Settings und machte iteratives Nachjustieren einfacher. Die neue Umgebung unterstützt agile Wechsel zwischen Konzentration, Zusammenarbeit und digitaler Abstimmung. Die räumliche Nähe fördert den informellen Austausch und die Verantwortungsbereiche sind klar erkennbar.

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Betrieb: Prozesse, Regeln, Weiterentwicklung

Mit der baulichen Erneuerung allein war es nicht getan. Begleitend dazu wurden Nutzungsregeln, Serviceprozesse und Ansprechstellen definiert, beispielsweise für Flächenbuchungen, Medientechnik oder die Betreuung von Veranstaltungen. Die Zuständigkeiten sind transparent, sodass Support schnell verfügbar ist. Durch regelmäßige Feedbackschleifen wird die Weiterentwicklung des Betriebs sichergestellt. Rückmeldungen zur Flächennutzung, zu akustischen Situationen oder zur Ausstattung werden gesammelt, priorisiert und bei Bedarf umgesetzt. Dieser kontinuierliche Verbesserungsprozess ermöglicht es, auf Veränderungen im Arbeitsalltag zu reagieren, ohne die Grundstruktur infrage zu stellen.

Fazit: Die Revitalisierung des dpa-Standorts Hamburg zeigt, wie Bestandsentwicklung, Nutzerbeteiligung und funktionale Flächenkonzepte erfolgreich zusammenwirken können. Unter den gegebenen baulichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist eine Arbeitsumgebung entstanden, die den Bestand erhält und gleichzeitig aktuelle Anforderungen an Flexibilität, Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit erfüllt. Die Kombination aus etappenweiser Umsetzung, partizipativer Planung und lernender Betriebsphase gewährleistet, dass die Flächen nicht nur heute passen, sondern auch zukünftig anpassungsfähig bleiben.

M.O.O.CON ist eine Unternehmensberatung für nachhaltige Gebäude und Arbeitswelten mit Sitzen in Deutschland, Österreich und Luxemburg. Die Entwicklung von Raum wird als Treiber der Veränderung genutzt. Ein interdisziplinäres Team aus Architektur, Bauingenieurwesen, Betriebswirtschaft, Projektmanagement und Psychologie schafft ein lebendiges Zusammenspiel von Mensch, Organisation, Gebäuden und Services und leistet so einen maßgeblichen Beitrag zum Unternehmenserfolg, begeisterten Menschen und einer lebenswerten Umwelt. Die M.O.O.CON Strategieberater:innen und Umsetzer:innen entwickeln Gebäude, steuern (Immobilien-)Projekte, optimieren den Gebäudebetrieb und begleiten Menschen und Organisationen im Transformationsprozess. Mehr Informationen: https://www.moo-con.com/

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ist Deutschlands größte Nachrichtenagentur und eines der bedeutendsten Medienhäuser Europas. Mit Hauptsitz in Hamburg setzt die dpa auf journalistische Qualität, fundierte Berichterstattung und den Einsatz moderner Technologien, um Nachrichten schnell und zuverlässig zu verbreiten. Die jüngste Zusammenarbeit mit M.O.O.CON umfasst die nachhaltige Umgestaltung ihres historischen Standorts in Hamburg hin zu einem flexiblen und modernen Arbeitsplatz – einem „Campus der Möglichkeiten“ –, der ökologische, ökonomische und kulturelle Anforderungen verbindet. Mehr Informationen: https://www.dpa.com/de

Bildrechte: dpa Deutsche Presse Agentur

Projektsteckbrief: 

Zeitraum: 2020–2025
Fläche: ca. 2.900 m²
Ansatz: Strategie, Bedarfsplanung, räumliche Masterplanung, etappenweise Umsetzung
Besonderheiten: Denkmalgeschützte Villa, Anbauten aus den 1960er/70ern, partizipativer Prozess
Wirkung: CO₂-Einsparung ca. 626 t (Neubau vs. Sanierung in vergleichbarer Qualität), klar zonierte, hybride Arbeitswelten, gestärktes ESG-Profil