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Die Schnittstelle von Workplace-Strategie, Architekturpsychologie, Verhaltensforschung und Change-Management

Workplace Strategie

Workplace Strategy by Sandra Gauer
Sandra Gauer Sandra Gauer ·
5 Minuten

RÄUME GESTALTEN. VERHALTEN VERSTEHEN. KULTUR SICHTBAR MACHEN. 

Arbeitswelten sind längst keine bloßen Orte der Leistungserbringung mehr. Sie sind zu komplexen Systemen geworden, in denen Architektur, Psychologie und Unternehmenskultur eng miteinander verwoben sind. Wer heute Räume gestaltet, gestaltet Verhalten – und damit die Kultur eines Unternehmens.

Wo Raum beginnt, Verhalten zu formen

In den letzten Jahren haben sich Arbeitsplätze von funktionalen Flächen zu lebendigen Umgebungen entwickelt – zu Orten, an denen gearbeitet, gelernt und gelebt wird. Räume sind keine neutralen Kulissen mehr, sondern aktive Mitgestalter von Verhalten, Kommunikation und Motivation.

Ich arbeite an der Schnittstelle von Workplace-Strategie, Architekturpsychologie, Verhaltensforschung und Change-Management – dort, wo Räume beginnen, Verhalten zu formen und Unternehmenskultur sichtbar wird. Mich fasziniert, wie stark Raum, Neuropsychologie und Kultur miteinander verwoben sind – und wie Licht, Struktur, Akustik oder Material unbewusst unsere Leistungsfähigkeit, Konzentration und Gesundheit beeinflussen.

In einer hybriden Arbeitswelt, in der Teams über Standorte hinweg zusammenarbeiten, wird Raum neu definiert. Entscheidend ist nicht mehr nur, wo gearbeitet wird, sondern wie Räume das Zusammenspiel von Menschen, Aufgaben und Kultur fördern.

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Räume als Hebel für Wandel

Räume sind weit mehr als physische Strukturen – sie sind Katalysatoren für Veränderung. Der entscheidende Hebel liegt darin, Flexibilität und Individualität gleichzeitig zu ermöglichen. Das klingt einfach, ist in der Praxis jedoch komplex. Denn Räume müssen offen genug sein, um Dynamik und Austausch zu fördern, und zugleich Strukturen bieten, die Orientierung und Rückzug erlauben. Sie sollen Teams verbinden und gleichzeitig individuelle Bedürfnisse respektieren – von Ruhe bis Inspiration, von Gemeinschaft bis Identität.

Diese Balance herzustellen ist anspruchsvoll, weil sie ein tiefes Verständnis von psychologischen, organisatorischen und architektonischen Zusammenhängen verlangt. Sie erfordert Know-how, das weit über die reine Flächenplanung hinausgeht. Wer Räume gestaltet, gestaltet Verhalten – und damit auch die Art, wie Menschen miteinander arbeiten, einander führen und sich entwickeln.

Räume, die Flexibilität und Individualität zulassen, schaffen Zugehörigkeit, Vertrauen und Energie. Sie ermöglichen es Menschen, sich als selbstwirksam zu erleben und Veränderungen aktiv mitzutragen. In diesem Sinne wird Change-Management nicht begleitet, sondern im Raum selbst sichtbar.

Verhaltensforschung trifft Workplace-Design

Die Architekturpsychologie zeigt, wie stark unser Denken und Fühlen von räumlichen Bedingungen beeinflusst wird. Licht, Proportion, Farbe, Material, Akustik etc. senden ununterbrochen Signale an unser Gehirn. Diese wirken auf Konzentration, Stimmung und Motivation – oft unbewusst, aber stets wirksam.

Workplace-Design, das diese Mechanismen versteht, kann Verhalten gezielt lenken. Räume können die Konzentration fördern, die Kommunikation erleichtern oder Innovationen anregen – je nachdem, wie sie gestaltet und genutzt werden.

In meiner Arbeit verbinde ich psychologische Erkenntnisse mit organisationalem Wissen: Welche Raumtypen fördern Teamarbeit, welche Rückzug? Wie viel Struktur braucht Flexibilität? Wie kann Führung durch Raum unterstützt werden, ohne Kontrolle auszuüben? Architektur wird so zum Spiegel organisationaler Dynamiken – und zum Werkzeug, um sie positiv zu beeinflussen.

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Kultur will sichtbar werden

Organisationen sprechen häufig über Werte wie Offenheit, Vertrauen oder Agilität. Doch ob diese Werte tatsächlich gelebt werden, zeigt sich meist erst in den Räumen. Architektur ist damit nicht nur Ausdruck, sondern Prüfstein für die Unternehmenskultur.

Wer Partizipation fördern will, braucht Orte für Austausch. Wer Eigenverantwortung stärken möchte, braucht Räume, die Autonomie ermöglichen. Und wer Konzentration fördern will, muss Rückzugsräume schaffen, die Fokusarbeit wirklich zulassen.

Räume, die die Unternehmenskultur widerspiegeln, geben Menschen Orientierung und Sinn. Sie sind greifbare Bekenntnisse zu einer Haltung – und machen sichtbar, wie ein Unternehmen mit Menschen, Wandel und Verantwortung umgeht.

Impulse für die Praxis

Ein erfolgreicher Gestaltungsprozess beginnt mit dem Verstehen. Welche Verhaltensmuster prägen den Arbeitsalltag? Welche Räume werden wie genutzt? Und wo liegen psychologische Barrieren, die Veränderung verhindern?

Darauf folgt ein Konzept, das nicht Flächen, sondern Erlebnisse plant. Licht, Akustik, Wegeführung, Materialien und Zonierung werden so kombiniert, dass sie gewünschte Verhaltensweisen fördern. Und schließlich wird Veränderung durch Beteiligung verankert: Kommunikation, Feedback und Mitsprache machen aus Gestaltung einen echten Kulturprozess. So entstehen Arbeitswelten, die nicht nur ästhetisch überzeugen, sondern Bindung, Gesundheit und Leistung zugleich stärken.

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Raum als Führungsinstrument

Arbeitswelten der Zukunft sind adaptive Systeme – dynamisch, vernetzt und kulturell geprägt. Architekturpsychologie hilft, diese Systeme bewusst zu gestalten. Ich sehe Arbeitswelten daher nicht als architektonisches Projekt, sondern als kulturellen Transformationsprozess. Raumgestaltung ist für mich ein Führungsinstrument – und zugleich Ausdruck einer Haltung: wie Unternehmen mit Menschen, Veränderung und Verantwortung umgehen.

Sandra Gauer studierte Wirtschaftspsychologie in Wien und London. Sie widmet sich seit fast 20 Jahren ausschließlich den neuen Arbeitswelten. Mit ihrem interdisziplinären Hintergrund vereint sie Architekturpsychologie, Change-Management und Organisationsentwicklung zu einem ganzheitlichen Beratungsansatz. Das von ihr entwickelte Modell der Architekturpsychologie gilt als wegweisend für die Gestaltung von Arbeitsumgebungen, die Menschen stärken, Unternehmenskultur erlebbar machen und wirtschaftliche Zukunft sichern – wissenschaftlich fundiert, praxisorientiert und mit einer klaren Vision für die Arbeitswelt von morgen. Ihr neues Buch Architekturpsychologie als Erfolgsfaktor erscheint im Dezember 2025 im Springer Verlag. Eine ausführliche Buchankündigung finden Sie auf LinkedIn. Weitere Informationen: www.gauer-consulting.com

Titelbild: Sandra Gauer

Das Buch Architekturpsychologie als Erfolgsfaktor erscheint im Dezember 2025
Das Buch "Architekturpsychologie als Erfolgsfaktor" erscheint im Dezember 2025