Kartenschatten

Newsroom

Wie neue Arbeitswelten Motivation, Gemeinschaft und Innovation fördern: Insights aus der Gensler Global Workplace Survey 2025

Neue Arbeitswelten

Bild: Vitra / IBA Forum Showroom / AI Campus Berlin Merantix
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
7 Minuten

Nach Jahren tiefgreifender technologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Transformation steht die Arbeitswelt erneut an einem Wendepunkt. Die aktuelle Gensler Global Workplace Survey 2025 macht deutlich: Der physische Arbeitsplatz bleibt ein zentraler Anker moderner Organisationen, seine Funktion verändert sich jedoch grundlegend. Bei der Befragung von über 16.800 Büroangestellten in 15 Ländern wurde untersucht, wie Menschen weltweit ihre Arbeitsumgebung beurteilen und welche Faktoren ihre Produktivität, Zufriedenheit und Innovationskraft fördern. Das Ergebnis: Klassische Konzepte der Bürogestaltung stoßen an ihre Grenzen. Beschäftigte erwarten heute Umgebungen, die Flexibilität, soziale Nähe und individuelle Selbstwirksamkeit gleichermaßen ermöglichen. Arbeit wird zunehmend als Erlebnis verstanden, als Zusammenspiel von Raum, Technologie und sozialer Gemeinschaft.

Vom Büro zum zentralen Erlebnis- und Verbindungspunkt

Eines der zentralen Ergebnisse der Studie ist, dass der physische Arbeitsplatz nicht ersetzt, sondern künftig neu interpretiert wird. Acht von zehn Befragten pflegen im Büro bedeutsame Beziehungen zu anderen Generationen und Hierarchiestufen. Drei der fünf wichtigsten Gründe, ins Büro zu kommen, sind sozialer Natur und umfassen Zusammenarbeit, Austausch und Zugehörigkeit. Obwohl digitale Tools heute vieles ermöglichen, bleibt der physische Ort entscheidend für das, was Unternehmen ausmacht: Kultur, Vertrauen und Innovation. Das Büro wird somit zum Ort, der Begegnung und Zusammenarbeit aktiv fördert und als Anker für die Unternehmenskultur wirkt.

Lesen Sie auch

Dr. Ann Sophie Lauterbach und Amelie Marie Fischer
Raumdenkerinnen-Kolumne Wie Bürodesign wirkt – Forschungsergebnisse zur Raumgestaltung

Erste Erkenntnis: Der physische Arbeitsplatz braucht ein neues Leistungsversprechen

Die Untersuchung zeigt, dass nach der Corona-Pandemie neu gestaltete Arbeitsräume in vielen Aspekten besser abschneiden: 76 % der Beschäftigten geben an, dass sie mehr Wahlfreiheit, eine bessere Luftqualität, flexiblere Möblierung sowie mehr Orte für Rückzug oder soziale Interaktionen haben. Trotzdem gibt es Verbesserungspotenzial: Nur ein kleiner Teil der Beschäftigten beschreibt seinen Arbeitsplatz als vollständig effektiv. Die größten Defizite liegen bei der Geräuschbelastung, der mangelnden Privatsphäre und der unzureichenden Raumverfügbarkeit. Damit wird klar: Zukunftsfähige Büros sollten präziser geplant werden. Gensler rät, auf eine Balance von Fokus, Austausch und Erholung zu achten und Raumangebote gezielt nach Arbeitsmodi zu strukturieren. Entscheidend dabei ist die Qualität der Optionen: Wie viele Raumarten stehen zur Verfügung und wie leicht können sie tatsächlich genutzt werden?

Zweite Erkenntnis: Beschäftigte wünschen sich ganzheitliche Erlebnisse statt traditioneller Büroumgebungen 

Zurzeit bewertet nur etwas mehr als ein Drittel der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz als inspirierend oder vielseitig. Lediglich 38 % stimmen voll zu, dass ihr Büro ihnen positive Erfahrungen bietet. Zwischen dem erlebten Büroalltag und den Erwartungen der Beschäftigten besteht also eine deutliche Diskrepanz. Während viele nach wie vor auf klassischen, rein unter geschäftlichen Gesichtspunkten gestalteten Flächen arbeiten, wünschen sie sich Arbeitsumgebungen, die Natur, Kreativität, Austausch und Wohlbefinden verbinden.

Lesen Sie auch

Kollaboration mit KI
New Work Order Studien Kollaboration mit KI: Vom Werkzeug zur Wegbereiterin

Laut Survey sind besonders folgende Raumtypen gefragt:

  • Nature Retreats: Rückzugsbereiche mit Licht, Pflanzen und frischer Luft
  • Creative Labs: Flexible Zonen für Prototyping, Ideation und gemeinsames Gestalten
  • Clubhouse Areas: Wohnliche Treffpunkte fürs Team und den sozialen Austausch
  • Learning Zones: Räume, die kontinuierliches Lernen und Entwicklung ermöglichen
  • Residential Settings: Arbeitsbereiche mit vertrauter, komfortabler Atmosphäre

Die Studie macht deutlich: Beschäftigte erwarten von Unternehmen heute echte Erlebnisqualität, Komfort und Flexibilität und nicht nur Logos und einheitliche Farben. Arbeitgeber sind demnach gefordert, ihre Marke räumlich neu zu denken und die Bedürfnisse ihrer Teams aktiv einzubeziehen. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass die Bewertung des eigenen Arbeitsplatzes weit über das eigentliche Büro hinausreicht. Besonders gefragt sind Angebote wie Cafés, Restaurants, grüne Außenräume, Gesundheitsservices sowie gut erreichbare Dienstleistungen im Haus und in der Nachbarschaft. Hierin spiegelt sich der Wunsch nach Wohlbefinden, Flexibilität und Lebensqualität im Arbeitsalltag.

Lesen Sie auch

Alexander Fehre auf der ORGATEC. Bild: IBA
Work Culture Festival Der Arbeitsplatz der Zukunft: Vom Büro zum Lebensraum

Dritte Erkenntnis: Zusammenarbeit braucht Vielfalt und flexible Räume

Gute Arbeitsplätze fördern Kreativität, Engagement und Loyalität. Gensler zeigt, dass die räumliche Qualität unmittelbar mit Motivation, Innovationskraft und Bindung zusammenhängt. Wer seinen Arbeitsplatz als inspirierend erlebt, ist deutlich häufiger bereit, neue Arbeitsweisen auszuprobieren, zusätzliche Energie in sein Team zu investieren; zudem fühlt er sich insgesamt zufriedener. Besonders entscheidend ist, dass diese Beschäftigten sich mit ihrem Unternehmen identifizieren und dreieinhalbmal so häufig bereit sind, ihr Unternehmen weiterzuempfehlen. Sie geben außerdem an, sich wertgeschätzt zu fühlen. Benötigt werden also nicht nur klassische Konferenzräume, sondern vor allem flexible Co-Creation-Bereiche, kreative Labs und Zonen mit wohnlichem, bequemem Charakter. Laut der Gensler-Studie gibt es sieben Arten der persönlichen Zusammenarbeit: von informellen Einzelgesprächen und vertraulichen Meetings bis zu spontanen Gruppenbesprechungen, klassischem Teamwork und Co-Creation-Workshops. Die meisten Beschäftigten kommen ins Büro, um zu kooperieren, zu brainstormen, Ideen auszutauschen und sich inspirieren zu lassen. Hierfür sind multifunktionale Räume mit verschiedenen Sitzoptionen besonders beliebt, da sie den formellen und informellen Austausch gleichermaßen ermöglichen.

Auffällig ist, dass Beschäftigte, die ihr Arbeitsumfeld als positiv erleben, laut Report fast fünfmal so experimentierfreudig bei neuen Arbeitsweisen sind, dreimal so oft zu spontanen Gesprächen bereit sind und sich mehr als doppelt so glücklich bei der Arbeit fühlen wie diejenigen mit einer neutralen Arbeitsplatzwahrnehmung. Sie empfinden mehr Sinn und Energie, sind innovationsfreudiger und fühlen sich ihrem Unternehmen stärker verbunden. Das zeigt sich auch daran, dass gut gestaltete Büros Top-Talente anziehen, den Teamgeist stärken und die Arbeitgebermarke authentisch erlebbar machen. Für Unternehmen heißt das: Die strategische Gestaltung von Büro- und Arbeitsumgebungen ist ein zentraler Hebel für Produktivität und Unternehmenskultur. Flexible und vielfältige Räume, die persönliche Zusammenarbeit und Inspiration fördern, wirken sich positiv auf das Engagement und die Innovationskraft aus und sind somit ein entscheidender Faktor für eine zukunftsfähige Arbeitgebermarke.

Lesen Sie auch

Fünf Zukunftsvisionen für „Tomorrow’s Office“. Bild: Max Guther
Workspaces of Tomorrow Morgen beginnt heute: Fünf Zukunftsvisionen für „Tomorrow’s Office“

Fazit: Raumgestaltung wird zum strategischen Erfolgsfaktor für Unternehmen

Arbeitsplätze von morgen sind keine statischen Produkte, sondern erfordern eine kontinuierliche Anpassung und Mitgestaltung. Konkret bedeutet das:

1. Lösungsorientiertes Design:
Akustik, Licht, Luftqualität und Temperatur müssen bei der Gestaltung grundsätzlich stimmen – denn nur dann können Beschäftigte ihr Potenzial entfalten.

2. Vielfalt als Stärke:
Echte Wahlfreiheit zwischen verschiedenen Raumtypen – Rückzugsbereiche, kollaborative Flächen und informelle Begegnungszonen – unterstützt individuelle Arbeitsstile und Teamprozesse.

3. Partizipation als Schlüssel:
Die Einbeziehung der Beschäftigten in Design- und Veränderungsprozesse fördert Akzeptanz und Identifikation. Dabei zeigt der Report: Hier gibt es noch viel zu tun.

4. Kontinuierliche Weiterentwicklung:
Unternehmen sollten ihre Arbeitsumgebungen regelmäßig evaluieren, an neue Anforderungen anpassen und flexibel auf Veränderungen reagieren.

Die Gensler Global Workplace Survey 2025 beschreibt eine Arbeitswelt im Wandel: von der funktionalen Fläche zum kulturellen Erlebnisraum. Erfolg entsteht dort, wo Räume Begegnungen ermöglichen, Vielfalt zulassen und Arbeitsfreude fördern. Zukunftsfähige Arbeitswelten müssen dabei sowohl technisch als auch emotional überzeugen. Gensler fasst es prägnant zusammen: „A workplace that doesn’t inspire, doesn’t work.“ Wer die Gestaltung von Arbeitsumgebungen als strategisches Führungsinstrument begreift, formt damit nicht nur Räume, sondern auch die Kultur, mit der Unternehmen in Zukunft erfolgreich sein werden.

Weitere Daten und vertiefende Analysen finden sich in der aktuellen Gensler Global Workplace Survey 2025. Die vollständigen Ergebnisse und den Report zum Download finden Sie hier: www.gensler.com/gri/global-workplace-survey-2025.

Titelbild: Vitra (IBA Forum Showroom: AI Campus Berlin – Merantix)