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„Back to Office“: Wie gestalten Arbeitgeber die Rückkehr in das Büro?

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AI Campus Berlin, Vitra
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
5 Minuten

Das Homeoffice und hybrides Arbeiten haben sich in unserer Arbeitswelt etabliert und werden auch in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein. Flexible Arbeitsformen sind damit kein Bonus mehr, sondern werden aktiv von den Beschäftigten eingefordert. Studien zufolge wollen diese 30 – 60 % ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen. Das bedeutet auch, dass das Büro künftig anders genutzt wird. Austausch und Kommunikation stehen im Vordergrund.

Wie genau stehen Arbeitnehmer und Arbeitgeber diesen Veränderungen gegenüber? Und wie weit sind ihre Planungen in den Unternehmen gediehen?

Homeoffice-Option ist ein Muss für Arbeitnehmer

Aus Arbeitnehmersicht ist die Lage eindeutig. Das Homeoffice bietet offensichtliche Vorteile: Arbeitswege entfallen, der Freizeitanteil steigt und die Einzelarbeit lässt sich in der häuslichen Umgebung gut umsetzen. Dennoch möchte laut einer vom Forschungs- und Beratungsinstitut Great Place to Work in Zusammenarbeit mit der IHK Südlicher Oberrhein durchgeführten Befragung kaum ein Beschäftigter seine Zeit ausschließlich im Homeoffice oder nur im Büro verbringen (jeweils 11 %). Dabei hat die Lebenssituation einen großen Einfluss darauf, wie oft die Befragten ins Büro kommen möchten. Während die 18 bis 25-Jährigen innerhalb hybrider Arbeitsmodelle zu höheren Anteilen im Büro neigen, tendieren die 26- bis 34-Jährigen und die über 55-Jährigen stärker zum umgekehrten Szenario. Für sie ist persönliche Flexibilität wichtiger oder sie können auf eine verstärkte physische Präsenz verzichten, weil Aspekte wie Feedback und Networking nicht mehr so wichtig sind.

Unterschiedliche Angebote der Unternehmen

Auch die Mehrzahl der Arbeitgeber ist zumindest mit einer Teilzeitregelung im Homeoffice einverstanden. Derzeit ermöglichen zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland die Arbeit von zu Hause, viele mit individuellen Lösungen. Eine Umfrage des Handelsblatts vom Februar 2023 zeigt, dass ein Großteil der vom Handelsblatt befragten 40 Dax-Konzerne und zehn großen Familienunternehmen, darunter beispielsweise Jungheinrich, Adidas, Henkel und Siemens, ihren Mitarbeitern zwei bis drei Tage Homeoffice ermöglichen. Arbeitgeber wie Covestro und Volkswagen erlauben bis zu vier, Mercedes-Benz sogar fünf Tage. „Heute ist das mobile Arbeiten Teil der neuen Normalität“, sagt ein Sprecher von Siemens Healthineers der WELT. Ähnlich sieht es bei anderen Dax-Konzernen aus, wo die Büros nur noch selten voll besetzt sind. Eine Umfrage der WELT vom Januar 2023 zeigt, dass selten mehr als zwei Drittel der Beschäftigten vor Ort anwesend sind. Insgesamt arbeiten in Deutschland nach Angaben des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung derzeit durchschnittlich 25 % der Beschäftigten teilweise von zu Hause aus.

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Bezogen auf die dadurch ungenutzt bleibenden Arbeitsplätze leiten die befragten Unternehmen unterschiedliche Strategien ab. Viele Unternehmen realisieren derzeit Einsparpotenziale bei Energieverbräuchen. So wurden bei Siemens Healthineers angesichts der Energiekrise im Winter einige Büros gesperrt, Licht und Temperatur reduziert. Einige Konzerne bauen Büroflächen gleich ganz ab, wie die Handelsblatt-Umfrage zeigt. Durch die Heimarbeit sei der Flächenbedarf um etwa 20 % gesunken, Unternehmen wie Siemens, Bayer und die Deutsche Telekom planen künftig mit entsprechend weniger Büroflächen. Auch die Deutsche Bank will deutlich einsparen, dafür aber die verbleibenden Flächen attraktiver und zeitgemäßer gestalten: „Es ist unser Ziel, uns auf wenige Gebäude zu konzentrieren, diese aber im Gegenzug mit einem höheren Standard auszustatten und vor allem auf kollaboratives Arbeiten auszurichten.“ So soll der Anteil der Gemeinschaftsflächen zur Kollaboration von aktuell 15 auf 50 % der Büroflächen erhöht werden. Auch Bayer setzt beim Umbau darauf, dass neue Bürokonzepte neue Arbeitsweisen stützen und damit auch „als zusätzliche Motivation, regelmäßig ins Büro zu kommen“ wirken, so ein Sprecher gegenüber der WELT.

Letztendlich geht es in den wenigsten Unternehmen nur um die Reduzierung von Flächen. Vielerorts werden die Büros den Bedürfnissen einer flexiblen Arbeitswelt angepasst – bei 14 der 40 Dax-Konzerne, darunter Covestro, Symrise und Vonovia, soll die Fläche gar nicht erst verringert werden. Der Chiphersteller Infineon hat seine Büroflächen sogar erweitert und auch Deichmann plant eine Vergrößerung der Büros.

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92 % der befragten Führungskräfte gaben in einer Allensbach-Studie an, dass sich die Gestaltung der Büroräume verändern wird. Statt Einzelbüros werden vermehrt Gemeinschaftsflächen und Konferenzräume eingerichtet und auch neue Konzepte wie Cafés und Coworking-Bereiche, die den kreativen Austausch fördern, werden derzeit erprobt.

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Individuelle Lösungen für die Zukunft

Das Vorgehen beim flexiblen Arbeiten wird sich auch innerhalb der Unternehmen nicht vereinheitlichen lassen. Davon ist auch ein Sprecher von Mercedes-Benz überzeugt: „Eine zentrale Ansage im Sinne von ‚Kommt alle wieder rein‘ oder umgekehrt ‚Arbeitet alle mobil‘, wird es nicht geben“. Die Arbeitsanforderungen unterschiedlicher Funktionsbereiche und die Erwartungen der Beschäftigten sind dafür zu unterschiedlich. Fest steht aber, dass der direkte Austausch durch die Option, im Homeoffice zu arbeiten, keineswegs an Bedeutung verloren hat. Das unterstreicht auch Otto-Personalvorständin Petra Scharner-Wolff: „Wir werden keine einhundert Prozent Remote-Organisation, weil wir an die Kraft der Begegnung glauben“. Wie genau mit Büroflächen und Sonderregelungen zum Homeoffice umgegangen wird, müssen Unternehmen und Mitarbeiter in den nächsten Jahren definieren und anpassen – im Idealfall gemeinsam.

Titelbild: Vitra, AI Campus Berlin (Merantix)