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Morgen beginnt heute: Fünf Zukunftsvisionen für „Tomorrow’s Office“

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Fünf Zukunftsvisionen für „Tomorrow’s Office“. Bild: Max Guther
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
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Die Frage, wie Büros künftig gestaltet werden, ist aktueller denn je. Während sich Unternehmen und Beschäftigte nach dem pandemiebedingten Wandel und der anhaltenden Digitalisierung fragen, was der Arbeitsplatz noch leisten kann, präsentiert der aktuelle Tomorrow’s Office Insight Report fünf zukunftsweisende Perspektiven für das Büro der Zukunft. Die von Fragile in Partnerschaft mit Betterness erstellte und durch Knauf unterstützte Studie basiert auf Interviews mit Top-Experten aus Unternehmen wie Gensler, Vitra, Booking.com, AECOM, CBRE und weiteren. Ihr gemeinsames Fazit: Das Büro muss zu einem lebendigen, flexiblen und menschlichen System werden, das sich ständig weiterentwickelt, statt zu erstarren.

Von der Pflicht zur Wahl: Die Evolution des Arbeitsplatzes

Historisch gesehen war das Büro für Jahrzehnte ein zentraler Ort für produktive Arbeit. Seine Entwicklung reicht von der „Clerical Factory“ des 19. Jahrhunderts über die monumentalen Hochhäuser und prägenden „Cubicle Farms“ des späten 20. Jahrhunderts bis hin zu offenen Flächen und Breakout-Zonen im 21. Jahrhundert. Durch Laptops, Mobilgeräte und die Pandemie wurde es jedoch zur Option und nicht mehr zur Notwendigkeit. Die zentrale Frage ist daher heute mehr denn je, wie das Büro relevant und attraktiv bleibt.

Fünf Treiber für Veränderung

Die Studie benennt fünf zentrale Treiber, die die Gestaltung und Nutzung moderner Büroumgebungen beeinflussen.

Sustainability Demands: Nachhaltigkeit ist zum Imperativ geworden. Dies betrifft nicht nur ethische, sondern auch wirtschaftliche und regulatorische Aspekte.

Generational Shifts: Mindestens vier Generationen mit unterschiedlichen Erwartungen arbeiten nebeneinander und verändern die Ansprüche an Technologie, Flexibilität und Sinnstiftung.

Disruptive Technologien: Künstliche Intelligenz, smarte Sensorik und Datenintegration revolutionieren Arbeitsabläufe und Gestaltungsmöglichkeiten.

Diversity and Inclusion: Inklusives Design bedeutet, Räume für alle zu schaffen. Barrierefrei, neurodivers und anpassungsfähig.

Purpose: Beschäftigte suchen Sinn, Balance und starke Communitys, die ihre Werte abbilden.

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Fünf Bürovisionen für ein neues Arbeitszeitalter

1. Das adaptive Büro: Raum als Toolkit
Das adaptive Büro setzt auf maximal flexible Bausteine. Mobile Möbel und leichte Wände erlauben ständige Anpassungen, beispielsweise nach Nutzerzahl, Aktivität oder Teamgröße. Die Integration von Mixed-Use-Spaces mit Veranstaltungs‑, Lern‑, Pausen- und Arbeitszonen fördert eine lebendige Nutzung. Auch bei Eigentums- und Mietmodellen zeigen sich neue Ansätze. Raum wird zum Werkzeug und kann ständig neu konfiguriert und kreativ genutzt werden. Experten wie Maarten Jamin (IWG) oder Raphael Gielgen (Vitra) betonen die Notwendigkeit, Räume in ihrer Nutzung so einfach wie möglich zu gestalten.

2. Das hybride Büro: Phygitale Umgebung als Grundprinzip

Das hybride Büro vereint digitale und physische Präsenz. Es lebt von „phygitalen“ Erfahrungen, also Technologien, die einen reibungslosen Wechsel zwischen Homeoffice, Büro und anderen Orten ermöglichen. Der digitale Gleichstand aller Beschäftigten, egal ob sie remote oder vor Ort arbeiten, ist strategisch wie kulturell essenziell. Angesichts schwankender Belegungszahlen im Laufe der Woche müssen Arbeitsplätze unabhängig von ihrer Auslastung eine einladende Atmosphäre schaffen. Intelligente Zonierungsstrategien wie das Öffnen oder Schließen von Bereichen oder die gemeinsame Nutzung von Räumen mit externen Coworking-Communitys tragen dazu bei, eine „tote Büroatmosphäre“ zu vermeiden. Anpassungsfähige Möbel und bewegliche Wände ermöglichen es, die Räume je nach Bedarf in der richtigen Größe zu gestalten.

3. Das gesunde Büro: Wohlbefinden als Standard
Vielfältige Gestaltungselemente prägen das gesunde Büro: Biophilic Design, Tageslicht, Begrünung, ergonomische Arbeitsplätze sowie personalisierbare Settings für neurodiverse Bedürfnisse sind das Minimum. Pausenzonen, gesunde Verpflegungsangebote und Programme zur Förderung von Bewegung und Erholung sind ein wichtiger Bestandteil. Gesundheit wird hier als messbarer Wettbewerbsvorteil erkannt. Unternehmen investieren bewusst in die Vitalität ihrer Teams und lassen Konzepte von Wellness und Gemeinschaft in die Architektur einfließen. Das Ziel besteht darin, Motivation, Selbstverantwortung und Austausch zu stärken und diese durch die Gestaltung des Raums zu fördern.

4. Das umweltbewusste Büro: Nachhaltigkeit als Grundlage für Innovation und Resilienz
Klimaschutz und Ressourcenschonung sind wesentliche Eckpfeiler moderner Bürostrategien. Ein zirkulärer Raum zeichnet sich durch die bewusste Integration von Prinzipien der Kreislaufwirtschaft aus. Hier werden mobile, modulare und langlebige Elemente verwendet, die sich leicht an wechselnde Anforderungen anpassen lassen und mehrfach genutzt oder aufgearbeitet werden können. Der Fokus liegt auf der Verlängerung der Lebenszyklen von Möbeln, Baustoffen und Anlagen durch Recycling, Wiederverwendung und den Einsatz regenerativer Materialien. Zusätzlich wird ein ganzheitliches Raumkonzept verfolgt, das neben der ökologischen auch die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte berücksichtigt. So entstehen Arbeitswelten, die flexibel, belastbar und ökologisch verantwortungsvoll sind und gleichzeitig die Produktivität und das Wohlbefinden der Nutzenden fördern.

5. Das soziale Büro: Beziehungen als Innovationsmotor
Mit dem Homeoffice geht oft die soziale Dimension des Arbeitens verloren. Das soziale Büro schafft mit Ritualen, gemeinschaftlichen Essbereichen, offenen Treppenhäusern und Community-Management neue Begegnungsräume. Im Zentrum steht die Kultur des Miteinanders und der geteilten Kreativität. Inspiration entsteht durch kollaborative, offene Räume und durch sichtbare soziale Interaktionen. Der Mut zur „Hospitality Experience“, also die Gestaltung des Büros als einladenden Wohlfühlort wie in einem Hotel oder Café, wird zum Erfolgsfaktor für Motivation und Bindung von Talenten.

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Der Tomorrow’s Office Report fasst die wachsende Bedeutung des Büros als multifunktionalen Lebensraum prägnant zusammen. Das Büro der Zukunft stärkt gleichermaßen die individuelle Identität und die kollektive Arbeitskraft. Was heute zählt, ist ein ganzheitliches Raumverständnis, das über die reine Funktion hinausgeht und die Bedürfnisse von Klima, Generationen und Innovation berücksichtigt.

So wird das Büro zum lebendigen System, das Begegnungen fördert, Lernprozesse unterstützt, psychische und körperliche Gesundheit wirkungsvoll integriert und kulturelle Dynamiken sichtbar macht. Diese fünf Zukunftsmodelle stehen jedoch nicht isoliert da, sondern sind mit den wichtigsten Megatrends der Arbeitswelt verzahnt: Flexibilität ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung für Anpassungsfähigkeit und Resilienz. Nachhaltigkeit geht weit über Ökologie hinaus, sie umfasst auch soziale und wirtschaftliche Verantwortung. Wellbeing ist für Unternehmen ein messbarer Erfolgsfaktor. Und die Gemeinschaft, die im Raum entsteht, ist die Basis für Innovation und langfristigen Erfolg.

Flexibilität, Nachhaltigkeit, Gesundheit und soziales Miteinander sind somit keine bloßen Optionen im Wettbewerbsdruck, sondern Verpflichtungen, die Unternehmen aktiv gestalten und leben müssen. Als Teil ihrer Identität und als Fundament ihrer Zukunftsfähigkeit.

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Titelbild: Max Guther