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Wie kann die Raum-/Arbeitsplatzgestaltung Innovationen fördern?

Nachgefragt

IBA Forum: Innovationsraum Büro, Bild: Interstuhl, What-if-we-fly
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Jasmin Najiyya Jasmin Najiyya ·
5 Minuten

Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und der Unternehmensberatung Roland Berger fällt Deutschland im internationalen Innovationswettlauf zurück und belegt bei der Innovationsfähigkeit nur noch den zehnten Platz. Auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass der Anteil innovativer Unternehmen in Deutschland in den letzten drei Jahren deutlich gesunken ist. Funktionierende Wertschöpfungsnetzwerke, exzellente Forschung und leistungsfähige Infrastrukturen sind wesentliche Faktoren, wenn es darum geht, die Innovationsfähigkeit wieder zu stärken. Im Kontext Büro führt dies zu der Frage: Wie kann die Raum-/Arbeitsplatzgestaltung Innovationsprozesse fördern?

Durch Flexibilität und Kollaboration

Unternehmen müssen heute ganz neu über Raum nachdenken, denn die Arbeitsumgebung wird zum Wettbewerbsvorteil. Mitarbeiter benötigen flexible Arbeitssettings, die sich leicht an unterschiedliche Anforderungen anpassen lassen, um optimale Leistungen zu erbringen. Büros müssen daher noch vielfältiger als bisher gestaltet werden. Das reicht von speziellen Lösungen wie Bibliotheken für konzentriertes Arbeiten bis hin zu Räumen wie Marktplätzen für informelle Treffen und Socializing. Ein Beispiel ist das Digital Lab der Schott AG, das für alle Digitalinitiativen des Unternehmens konzipiert wurde. Es bietet temporäre und feste Arbeitsplätze, Workshop-Bereiche, Thinktanks, Besprechungsräume sowie eine Prototyping-Werkstatt und eine Sitztribüne für Präsentationen. Ähnlich einem modularen Baukasten bietet das Digital Lab maximale Flexibilität und kann schnell in verschiedene Settings für unterschiedliche Aktivitäten wie Tech Talks, Hack-Weeks, Projektarbeit und Vorstandssitzungen umgewandelt werden. Dank flexibler Raumtrennung und modularer Elemente können Einzelarbeit und Workshops parallel stattfinden, ohne sich gegenseitig zu stören.

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Durch „Spaces that matter“

Für Robert Thiemann, Gründer und Herausgeber von FRAME, dem führenden Fachmagazin für Interior Design, ist Innovation entscheidend, um in einem sich wandelnden Umfeld bestehen zu können. Anpassungsfähigkeit und Vielfalt in der Arbeitsumgebung sind für ihn dabei entscheidende Designfaktoren. In der Jubiläumsausgabe zum 25-jährigen Bestehen des Verlags und in seiner Keynote auf der ORGATEC 2022 beschreibt er, was Interior Design in Zukunft leisten muss. Für ihn sind das: das Schaffen einprägsamer, multisensorischer Erlebnisse und das Zulassen von mehr Agilität und Flexibilität.  Der Trend weg von universellen „One size fits all“-Lösungen hin zu integrativen Bürokonzepten ist für ihn unumkehrbar. Vielmehr besteht die Aufgabe darin, Räume künftig so zu gestalten und auszustatten, dass sie sich modular umgestalten lassen und die Raumordnung insgesamt hybridisieren. Darüber hinaus sind Designprozesse gefragt, die auch die zukünftigen Nutzer der Räume in ihre Entwicklung und Ausstattung einbezieht, also mehr Co-Creation. Auch das individuelle Wohlbefinden und der Komfort werden stärker in den Vordergrund rücken. Durch Corporate-Hospitality-Konzepte und eine höhere Aufenthaltsqualität im Büro, inklusives Raumdesign und Biophilie kann dem Rechnung getragen werden.

Kurzfilm Arbeitswelt der Zukunft 3

IBA Forum Mediathek Im dritten Video zu den New Work Order-Studien beschäftigen sich Birgit Gebhardt und ihre Gesprächspartner mit neuen Formen des Lernens.

Durch Umwandlung von Arbeits- in Lern- und Erfahrungsräume

Für die Trendexpertin und Autorin der New-Work-Order-Studien Birgit Gebhardt wird das Zusammenspiel von natürlicher und künstlicher Intelligenz in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Sie plädiert in Bezug auf KI für eine Arbeitsteilung: Wissensgenerierung aus Dateninformationen und Darstellungen auf der einen Seite und menschlicher Beitrag im Sinne von Wahrnehmung, Empathie und Erfahrungsabgleich auf der anderen Seite. Also mehr spielerische Zusammenarbeit, die uns wirklich weiterbringt. Dafür muss die Fläche neu gedacht und gestaltet werden. Es werden sowohl physische als auch virtuelle Lernräume gebraucht, die neben der Didaktik auch informelles Lernen, Diskurs und experimentelles Lernen ermöglichen. Auch die Dimension der Interaktion muss stärker berücksichtigt werden, denn ohne sie ist keine wirkliche Innovation möglich. Schließlich kann auch jede KI Informationen kreativ miteinander verknüpfen. Arbeitsräume können Innovationsprozesse also befeuern, indem sie künftig stärker als Lernräume gestaltet werden. Mit kleineren, flexiblen Raumeinheiten, die je nach Lernsituation gestaltet werden und sich beispielsweise an archetypischen Lernkonstellationen orientieren. So kann das Büro zu einem Erfahrungsraum werden, in dem Innovationen gedeihen können.

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NWX Vortrag Birgit Gebhardt und Dr. Felix Dibelka. Foto: Simon Baucks
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Durch Innovationskultur und Creation Days

Die Entwicklung von Innovationen benötigt ein Umfeld, in dem Mitarbeiter ermutigt werden, kreativ zu denken, Risiken einzugehen und neue Ideen zu generieren. Sprich, es braucht eine Innovationskultur. Diese zeichnet sich durch mehrere Schlüsselelemente aus. Wesentlich ist der freie Austausch von Ideen zwischen einzelnen Mitarbeitern, Teams und Führungskräften. Darüber hinaus werden entsprechende Räume und Plattformen für kreatives Denken benötigt, ebenso wie das Anerkennen und Honorieren solcher Kreativleistungen. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Akzeptanz von Fehlern, die als Lernmöglichkeit gesehen werden und die Mitarbeiter ermutigen, Risiken einzugehen, um in der Folge neue Ideen zu testen. Für den Zukunftsforscher und Gründer des Instituts für Zukunftspolitik, Dr. Daniel Dettling, bedeutet Innovation vor allem, eine freie Entwicklung zu ermöglichen. In seinem Beitrag „Next Work: Warum wir einen ‚Creation Day‘ brauchen“ anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des IBA beschreibt er die Idee eines Creation Days, eines Tages in der Woche, an dem wir mit menschlicher Kreativität und Intelligenz einfach etwas erschaffen und nichts produzieren. Wetten, dass dabei Neues, Innovatives entsteht?

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Titelbild: Interstuhl