In Zeiten hybrider Arbeitsmodelle wird die Frage nach dem Mehrwert von Büros viel diskutiert. Denn immer mehr Unternehmen lassen ihren Mitarbeitern die Wahl, welche Tätigkeiten sie in Absprache mit dem Vorgesetzten im Homeoffice oder an anderen Arbeitsorten für das Unternehmen erbringen. Aber was wäre die Welt ohne Büros und was ist der konkrete Mehrwert des Büros? Ich habe einige Impulse von Experten für Sie zusammengetragen.
Zusammenhalt und Wir-Gefühl
Am 1. März 2023 fand der IBA Forum Thementag „Mehrwert Büro“ statt. Im Vortrag von Stephan Grünewald, Gründer und Mitglied der Geschäftsführung des rheingold-Instituts, wurde deutlich, dass das Büro ein sozialer Treffpunkt ist, denn viele Bindungsfaktoren gibt es nur vor Ort. So leidet das für die Mitarbeiterbindung wichtige Teamgefühl unter der Abwesenheit vom Büro. Kollegen vor Ort zu treffen und die soziale Komponente der Arbeit zu erleben, ist im Homeoffice nicht möglich. Auch die Wertschätzung, das Entwickeln und Anstreben eines gemeinsamen übergeordneten Ziels und die Unternehmenskultur sind wichtige wichtige Faktoren, um den Zusammenhalt zu fördern – Faktoren zudem, die heute wichtiger denn je sind.
Auftaktvortrag zum Thementag „Mehrwert Büro“
Leistung und Selbstwirksamkeit
Das Büro ist nicht nur ein Ort der Begegnung, Verbindung und Identifikation. Es ist ein Ort, an dem wir die bestmöglichen Bedingungen vorfinden können, um produktiv und kreativ zusammenzuarbeiten. Der Mehrwert des Büros bezieht sich auf die physische Präsenz der Mitarbeiter an einem gemeinsamen Arbeitsplatz, so die Trendforscherin Birgit Gebhardt in einem Interview anlässlich der Veröffentlichung der New-Work-Order-Studie „Die Macht des Raums“. Sie ist davon überzeugt, dass Büros auch in Zukunft ihre Berechtigung haben werden, wenn es gelingt, die bereits bestehenden Vorteile um weitere Alleinstellungsmerkmale in den Bereichen Leistung(sfähigkeit) und Selbstwirksamkeit zu ergänzen.
Flexibilität und Raum für Innovation
Die Arbeitsumgebung wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil. Mitarbeiter benötigen flexible Arbeitssettings, die sich schnell an unterschiedliche Anforderungen anpassen lassen, um optimale Leistungen zu erbringen. Das Digital Lab der SCHOTT AG, das von Erkan Karakoç und seinem Team von Dark Horse Workspaces mitgestaltet wurde, ist ein Beispiel für den Innovationsraum Büro. Wie ein flexibler Baukasten lassen sich bei SCHOTT die Flächen für unterschiedliche Aktivitäten wie Tech Talks, Hack Weeks, Projektarbeit und Konferenzen nutzen, ohne sich gegenseitig zu stören. In einem nutzerzentrierten Prozess geplant, bieten die Büros genügend Flexibilität, um sich den aktuellen Anforderungen zu stellen.
Lern- und Begegnungsort
Richtig gestaltet, kann das Büro ein Ort sein, der Menschen Freiraum gibt, miteinander und voneinander zu lernen und zu arbeiten. Das Büro als Lern- und Begegnungsort, der New Learn ebenso wie New Work ermöglicht, wird an Bedeutung gewinnen, davon ist Philipp Müller, Geschäftsführer der VS Vereinigte Spezialmöbelfabriken, überzeugt. Dabei geht es vor allem darum, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter in all ihrer Vielfalt gerecht wird und sie auch beim lebenslangen Lernen unterstützt. Gefragt sind nutzerorientierte Raumkonzepte für informellen Austausch, für konzentrierte Fokusarbeit, aber auch für Projekt‑, Kreativ- und Teamarbeit, die sich im Homeoffice nur schwer umsetzen lassen. Mit einer guten Raumgestaltung kann es gelingen, dass Menschen sich entfalten können und die Umgebung vorfinden, die sie benötigen, um ihre Aufgaben selbstbestimmt zu bewältigen. Natürlich in der richtigen Mischung zwischen analoger und virtueller Welt, menschlicher und künstlicher Intelligenz sowie der notwendigen Technik.
Gastfreundschaft und Zugehörigkeit
Das Büro ist Arbeitsplatz und heißt willkommen. Es bietet Raum für Austausch und ist mehr als ein Ort zum Arbeiten. Das Büro schafft den Rahmen, in dem sich Mitarbeiter wohlfühlen. Eine wertschätzende Haltung der Gastfreundschaft kombiniert mit Aufenthaltsqualität lädt das Büro mit Mehrwert auf und bietet „Employee Experience“. Für den Raumpsychologen und Designer Uwe Linke sind Büros, die so gestaltet sind, dass sich die Mitarbeiter in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen, eine gute Arbeitsbasis und tragen zu Identifikation und Loyalität bei. Die aktuelle Studie „Longing for Belonging“ von Karin Krobath, Sabine Zinke und Wolfgang Berger unterstreicht die Rolle des Büros und der realen Begegnung für die Employee Experience. Auch eine forsa-Umfrage im Auftrag des IBA aus dem Frühjahr 2023 kommt zu diesem Ergebnis: Für 82 % der Befragten ist der persönliche Kontakt zu Vorgesetzten und Kollegen ein entscheidendes Argument und einer der wichtigsten Motivatoren, um ins Büro zu kommen.
Nicht zu vergessen der Faktor Unternehmenskultur. Das Büro ist der Raum, an dem sich Unternehmenskultur in all ihren Facetten erleben lässt. Der persönliche Kontakt fördert gegenseitiges Verständnis, Teamgeist und Identifikation. Ein wichtiges Thema, das uns im kommenden Jahr auch durch das IBA Forum begleiten und auf das Work Culture Festival im Rahmen der ORGATEC einstimmen wird.
Mehr Informationen zum Work Culture Festival erhalten Sie in Kürze unter https://iba.online/festival/.
Titelbild: Sedus Stoll AG