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Architektur, die Innovation sichtbar macht: Stefan Wagner über den SAP Labs Munich Campus

Workspaces of Tomorrow

Stefan Wagner, SVP und Managing Director SAP Labs Germany. Bild: SAP
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
8 Minuten

Im Juni 2024 wurde der neue SAP Labs Munich Campus im Forschungszentrum Garching eröffnet. Unter dem Motto „Creating Impact Together“ ist ein Ort der Begegnung für Forschung und Wirtschaft entstanden. Im Gespräch erklärt Stefan Wagner, SVP und Managing Director SAP Labs Germany, warum das Gebäude weit mehr ist als ein Bürokomplex, wie Offenheit, Zirkularität und Gemeinschaft zu einem integralen Raumkonzept werden und weshalb der Austausch mit der TU München auch architektonisch gedacht wurde.

Herr Wagner, das SAP Labs Munich ist Teil der Science City Garching. Welche Vision steht hinter diesem Projekt?

Unsere Vision war es, einen Ort für Innovation zu schaffen, der über die klassische Bürotypologie hinausgeht. Das SAP Labs Munich sollte kein abgeschlossener Firmenstandort werden, sondern Teil eines lebendigen Ökosystems aus Universitäten, Kunden, Partnern und Start-ups. Deshalb stand von Anfang an die Idee im Raum, das Gebäude nicht nur funktional zu gestalten, sondern als Plattform für Begegnungen. Die Architektur ist somit eine physische Übersetzung unseres Anspruchs: Wir entwickeln Zukunft – gemeinsam mit anderen.

Was unterscheidet diesen Standort von klassischen SAP-Büros?

Es ist die Offenheit. Anstelle eines festen Raumprogramms haben wir ein Leitbild umgesetzt: Kollaboration statt Abteilungsdenken, Zirkularität statt Einmalnutzung. Gemeinsam mit SCOPE Architekten haben wir eine Struktur entwickelt, die sich an den Prinzipien Reuse, Reduce und Recycle orientiert. Das heißt, das Gebäude kann sich verändern, wachsen und neu programmiert werden. Selbst die Parkgarage ist so konstruiert, dass sie sich bei Veränderungen der Mobilitätskonzepte künftig als Bürofläche nutzen ließe. Diese architektonische Flexibilität spiegelt unsere agile, offene und lernende Arbeitskultur wider.

Wie wurde diese Offenheit räumlich umgesetzt?

Zentrum des SAP Labs Munich ist das Atrium, unsere gemeinsame Mitte. Es ist mehr als nur eine Erschließungszone. Es bildet den sozialen und kulturellen Kern des Hauses. Hier begegnen sich Forschende der TU München, SAP-Teams, Partnerunternehmen und Gäste. Das Atrium verbindet Auditorium, das SAP Five Café, Showroom und Kollaborationsflächen zu einem offenen Kommunikationsraum. Wir verstehen diesen Ort als urbanes Forum im Kleinen. Architektur wird hier zur Bühne für Austausch, für Ideen und manchmal auch für Zufall.

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Das Atrium ist öffentlich zugänglich – das ist für SAP neu. Warum dieser Schritt?

Tatsächlich ist es das erste öffentlich zugängliche Gebäude von SAP weltweit. Diese Öffnung war eine bewusste Entscheidung. Wir wollten zeigen, dass Innovation nicht hinter Zutrittskontrollen entsteht, sondern durch Begegnung. Das SAP Five Café, das direkt an den Science Loop anschließt, ist beispielsweise für alle offen, also auch für Studierende, Forschende oder Passanten. Natürlich mussten wir dafür eine neue Balance zwischen Transparenz und Sicherheit finden. Aber es hat sich gelohnt: Die Öffentlichkeit bringt Energie ins Haus und macht das Gebäude lebendig. Das merken auch unsere Mitarbeitenden.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der TU München in diesem Kontext?

Wir teilen uns nicht nur den Campus, sondern teilweise sogar das Gebäude. Die TU nutzt eigene Flächen innerhalb des Komplexes, die über die zentrale Plattform erschlossen werden. Das schafft kurze Wege und fördert den informellen Austausch – man trifft sich buchstäblich auf halber Treppe. Forschung und Anwendung gehen hier räumlich ineinander über. Aus gemeinsamen Forschungsprojekten entstehen konkrete Produktideen, und das wiederum prägt auch die Arbeitsweise unserer Teams.

Der Bau gilt als Beispiel für zirkuläres und ressourcenschonendes Bauen. Wie genau wurde das umgesetzt?

Das Konzept folgt klar den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Wir haben alle Materialien so gewählt, dass sie sortenrein trennbar und rückbaubar sind. Auch die Böden und Decken stammen aus modularen Systemen, die sich vollständig wiederverwenden lassen. Das reduziert Abfall, spart Energie und ermöglicht es, in Zukunft flexibel auf neue Nutzungsformen zu reagieren. Zirkularität ist Teil der DNA des Projekts.

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Wie zeigt sich Nachhaltigkeit im täglichen Betrieb?

Einerseits natürlich in der Materialreduktion und Energieeffizienz. Für uns bedeutet Nachhaltigkeit aber auch, ein Gebäude zu schaffen, das Menschen wirklich gern nutzen. Die besten Nachhaltigkeitskonzepte funktionieren nur, wenn sie von den Nutzenden angenommen werden. Deshalb legen wir großen Wert auf ein aktives Standortmanagement mit Veranstaltungen, Vorträgen und Community-Formaten. Das Atrium wird nicht nur genutzt, sondern bespielt. So bleibt das Haus lebendig und erfüllt seinen Zweck, indem es Austausch, Lernen und Innovation fördert – und dabei unseren Sustainability Standards gerecht wird.

Wie gehen Sie mit hybriden Arbeitsformen um?

Das SAP Labs Munich ist im doppelten Sinne ein hybrides Haus. Es verbindet physische und digitale Arbeit sowie Menschen von unterschiedlichsten Standorten und Erfahrungen. Unsere Besprechungsräume sind mit flexiblen Settings, intelligenter Akustik und integrierter Medientechnik ausgestattet. Unser Ziel war es, dass digitale und physische Präsenz gleichwertig funktionieren. Auch hier spiegelt sich unser Gedanke des offenen Systems wider.

Gibt es Elemente, die speziell für die Mitarbeitenden gestaltet wurden?

Ja, einige. Ein Beispiel ist das Work Café im dritten Obergeschoss, denn hier kann man sich spontan treffen, mit Kunden Gespräche führen oder den Tag ausklingen lassen. Auch die Kantine folgt keinem klassischen Betriebsmuster mehr. Sie ist tagsüber Restaurant, abends Eventfläche und zwischendurch Treffpunkt. Wir wollten Räume schaffen, die verschiedene Arbeitsrhythmen und ‑kulturen aufnehmen können. Dazu gehört ebenso unser Sportbereich.

SAP Labs Munich Campus in der Science City Garching. Bild: Zooey Braun
SAP Labs Munich Campus in der Science City Garching. Bild: Zooey Braun
Das Campusgebäude setzt neue Maßstäbe für moderne Büroarchitektur. Bild: Zooey Braun
Das Campusgebäude setzt neue Maßstäbe für moderne Büroarchitektur. Bild: Zooey Braun
Das Atrium bildet den sozialen und kulturellen Kern des Hauses. Bild: Zooey Braun
Das Atrium bildet den sozialen und kulturellen Kern des Hauses. Bild: Zooey Braun
Begegnungsflächen im SAP Labs Munich. Bild: Zooey Braun
Begegnungsflächen im SAP Labs Munich. Bild: Zooey Braun
Housewarming SAP Labs Munich Campus. Bild: SAP
Housewarming SAP Labs Munich Campus. Bild: SAP
SAP Five Café. Bild: Zooey Braun
SAP Five Café. Bild: Zooey Braun

Was war die größte Herausforderung bei der Planung?

Ganz klar: Offenheit zuzulassen, ohne Chaos zu erzeugen. Wenn man funktionale Grenzen auflöst, braucht man klare räumliche Prinzipien, die Orientierung geben. Diese Rolle übernimmt das Atrium. Es ist der Fixpunkt, um den sich alles organisiert. Außerdem war es nicht leicht, die Sicherheitsanforderungen eines DAX-Konzerns mit der Idee eines öffentlichen Hauses zu verbinden. Das war ein langer, aber sehr konstruktiver Prozess.

Herr Wagner, noch eine letzte Frage an Sie: Was bedeutet das SAP Labs Munich für Sie persönlich?

Für mich ist es ein Symbol für Wandel und für Mut. Wir haben gezeigt, dass große Unternehmen offen bauen können, dass Nachhaltigkeit und Technologie keine Gegensätze sind. Ich sehe das Gebäude als Einladung zur Zusammenarbeit, zum Experimentieren und Weiterdenken. Mit anderen Worten: Das SAP Labs Munich ist nicht nur ein Ort, an dem gearbeitet wird. Es ist ein Ort, an dem Zukunft Gestalt annimmt.

Herr Wagner, vielen Dank für das Gespräch.

Der SAP Labs Munich Campus in Garching ist ein modernes Forschungs- und Entwicklungszentrum von SAP in Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM). Auf einer Fläche von 19.000 Quadratmetern arbeiten rund 700 SAP-Mitarbeitende und 120 Mitarbeitende der TUM gemeinsam an digitalen Innovationen und Zukunftsthemen wie Künstlicher Intelligenz, Cloud-Technologien und nachhaltigen Geschäftsprozessen. Der Campus setzt auf flexible Arbeits- und Kooperationsmöglichkeiten sowie offene Begegnungsflächen, zu denen das öffentlich zugängliche SAP Experience Center und ein Café gehören. Ziel ist es, ein interdisziplinäres Umfeld für den Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Start-ups und Studierenden zu schaffen und die langjährige Forschungskooperation zwischen SAP und der TUM weiter zu stärken. Weitere Informationen: https://www.sap.com/germany/about/munich.html

Stefan Wagner ist Senior Vice President und Managing Director der SAP Labs Deutschland und verantwortet dort das größte Entwicklungszentrum von SAP mit mehr als 13.000 SAP-Ingenieur:innen an vier Standorten – Walldorf & Rot, Berlin/Potsdam, Dresden und München. Er treibt die Vision „Ein Hub, vier Standorte“ voran, indem er diese Standorte als integriertes Labs Germany führt, in dem jeder Standort als starkes Innovations-Cluster positioniert ist, das die anderen stärkt und eng mit ihnen zusammenarbeitet. Zu seinen Aufgaben gehören die enge Zusammenarbeit mit lokalen Ökosystemen – Universitäten, Startups, Partnern und Kunden – um Co-Innovation und Produktdifferenzierung zu fördern, die operative Effizienz über alle Standorte hinweg zu sichern sowie der Aufbau von Early Talent Hubs an führenden Universitäten, um ein skalierbares Einstellungsmodell zu etablieren und die nächste Generation von SAP-Ingenieur:innen zu entwickeln. Weitere Informationen: https://www.linkedin.com/in/wagnerstefan/

Titelbild: Stefan Wagner, Copyright SAP

Fotos: Zooey Braun