Das Bürogebäude von Schoups Advocaten in Antwerpen stammt aus den 1960er-Jahren. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein architektonischer Widerspruch. Bauchige Betonsäulen treffen auf einen eher nüchternen Bürobaukörper. Dazu kommt eine rote Backsteinfassade, die sich lange Zeit nur schwer in das Straßenbild einfügte. Im Zuge einer grundlegenden Sanierung 2023 erhielt das Gebäude unter der Leitung von ono architectuur eine neue gestalterische und funktionale Ausrichtung. Ziel war es, die Qualitäten des Gebäudes freizulegen und weiterzuentwickeln.
Transformationsansatz: Sichtbarmachen statt Überformen
Ein zentrales Prinzip des Umbaus war der bewusste Umgang mit dem Bestand. Anstatt bestehende Strukturen zu überdecken, wurden tragende Betonelemente freigelegt und als gestalterisches Element sichtbar gemacht. Betonoberflächen, die zuvor hinter Ausbau- und Verkleidungsschichten verborgen waren, prägen heute das räumliche Gerüst. Ergänzt wird diese Konstruktionssprache durch Böden und Wandflächen in warmen Rot- und Terrakottatönen. Sie reagieren auf die ursprüngliche Backsteinfassade und verbinden Innen- und Außenraum atmosphärisch. Die neuen Materialien stehen dabei nicht im Kontrast zum Bestand, sondern entwickeln ihn weiter. Der Entwurf setzt auf Lesbarkeit: Das Tragwerk bleibt das Tragwerk, die historische Substanz bleibt sichtbar und wird durch neue Einbauten ergänzt, nicht ersetzt. Die räumliche Wirkung ist entsprechend klar und direkt.
Raumgefüge: Transparenz, Zonierung und textile Flexibilität
Im Inneren sind Arbeitswelten entstanden, die auf Offenheit und Tageslicht setzen. Transparente Glaswände gliedern die Flächen in Büros, Besprechungsräume und Rückzugsbereiche. Diese Strukturen sind statisch, aber nicht starr. Textile Vorhänge dienen als bewegliche Schichten, die je nach Anforderung akustisch dämpfen, den Einblick filtern oder Zonen temporär trennen. Das weiche Material der Vorhänge ist ein deutlicher Gegenpol zur Härte von Beton, Stahl und Backstein. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen industrieller Direktheit und wohnlicher Haptik. Die Arbeitsplätze sind klar zoniert, gleichzeitig bleibt der Grundriss jedoch durchlässig genug, um den informellen Austausch und die flexible Nutzung zu ermöglichen. Die Neugestaltung folgt damit einem Prinzip, das in vielen Bestandsentwicklungen zunehmend sichtbar wird: eine robuste Kernstruktur mit darüberliegenden leichten Schichten für Adaption und Nutzungswechsel.
Das Foyer als sozialer Mittelpunkt
Eine Schlüsselrolle im Nutzungskonzept nimmt das Foyer ein. Es ist Empfangs- und Wartezone, Verteilerraum und alltäglicher Treffpunkt. Ein Ort, an dem Besucher auf Mitarbeiter treffen und informelle Gespräche stattfinden. Die Möblierung folgt einer reduzierten, modernen Formensprache und schafft einen Ruhepol im Zentrum des Gebäudes. Polsterelemente in Dunkelgrün und die schwarzen Holzoberflächen der 1925 von Marcel Breuer entworfenen Beistelltische schaffen Tiefe, während die reflektierenden Stahlrohrgestelle das Licht aufnehmen und für visuelle Leichtigkeit sorgen. Das Foyer bildet einen Puffer zwischen Arbeitsbereichen, Besprechungsräumen und Verkehrsflächen. Es ist nicht repräsentativ im klassischen Sinne, sondern offen, funktional und atmosphärisch markant. Ein Übergang zwischen öffentlichem und konzentriertem Arbeiten, der es ermöglicht, die Vorteile beider Welten zu nutzen.
Lassen Sie sich inspirieren
Besprechungsetagen: Farb- und Materialakzente als Orientierung
Angrenzend an das Foyer befinden sich verschiedene Meeting-Zonen für interne Abstimmungen und Mandantengespräche. Auch hier ergänzen die Chromgestelle, gepolsterte Sitzflächen und kobaltblauen Textilbezüge der Bauhaus-Freischwinger die klare Linienführung der Räume und spielen bewusst mit den Farben. Das kräftige Blau markiert die Räume im Grundriss, ohne sie zu dominieren. Dank ihrer Stapelbarkeit bleibt die Nutzung flexibel. Ein funktionales Detail, das besonders in Umgebungen mit wechselndem Flächenbedarf von Vorteil ist. Im zweiten Obergeschoss wird das Konzept weitergeführt. Eine Galerieebene erweitert dort das Nutzungsangebot um temporäre Arbeitsplätze für kleine Teamrunden und spontane Abstimmungen. Formholzstühle in Kombination mit dunklen Polstervarianten greifen hier die Farb- und Materialwelt des Gebäudes auf. Ein Lounge-Sessel aus naturbelassenem Leder setzt bewusst wohnliche Akzente und zeigt, wie sich klare Linien mit taktiler Wärme verbinden lassen.
Das Bürogebäude von Schoups Advocaten zeigt, wie sich ein Verwaltungsbau aus den 1960er-Jahren in eine zeitgemäße Arbeitsumgebung verwandeln lässt, ohne dabei seine Herkunft zu leugnen. In Zusammenarbeit mit ono architectuur und Thonet ist ein Ensemble aus historischen und zeitgenössischen Elementen entstanden, das perfekt aufeinander abgestimmt ist. Bei der Wahl der Möbel wurde weniger auf repräsentativen Gestus als auf funktionalen Anspruch geachtet: hohe Robustheit im Alltag, klare Linienführung, gute Stapel- und Kombinierbarkeit sowie ergonomischer Sitzkomfort. Die Nähe zur Tradition des Stahlrohrmöbels mit seinen reduzierten Querschnitten und der Trennung von Tragwerk und Auflage korrespondiert mit der konstruktiven Ehrlichkeit des freigelegten Betons.
Schoups ist eine multidisziplinäre Anwaltskanzlei mit Sitz in Antwerpen und Brüssel, bekannt für ihre Expertise in Bau- und Immobilienrecht, Wirtschaftsrecht, öffentlichem Recht und Sozialrecht. Weitere Informationen: https://schoups.be/en
Seit zwei Jahrhunderten produziert Thonet Möbel für den Wohn- und Projektbereich: Mit Leidenschaft für die Materialien und besonderer Präzision werden im Frankenberger Werk Design-Ikonen aus Bugholz und Stahlrohr ebenso wie zeitgenössische Möbel namhafter Designer gefertigt. Es ist die Kombination aus modernsten Produktionstechnologien und traditionellem Handwerk, die Thonet zu einem der erfolgreichsten Möbelunternehmen der Welt macht. Thonet bietet Möbel für die Gestalter der Büros von morgen, die kommunikative Flächen kreieren wollen und dazu einen erfahrenen Partner brauchen. It’s all about communication. Weitere Informationen:
https://www.thonet.de/de
Bilder: Filip Dujardin