Die Anforderungen an die Gestaltung von Arbeitswelten haben sich verändert. Unternehmen stehen heute vor der Aufgabe, den Wandel zu gestalten und räumlich abzubilden. Die IBA Forum Redaktion sprach mit Michael Ortmann, Geschäftsführer der Meinlschmidt Raumkonzepte GmbH, über die Chancen von Veränderungsprozessen und die Transformation von Arbeit zu „Suitable Work“. Das Beispiel der Neugestaltung der Räume von Blickle Räder+Rollen zeigt, wie Veränderung in der Praxis gelingen kann.
Herr Ortmann, Ihr Unternehmen entwickelt seit vielen Jahren Büro- und Raumkonzepte. Was sind derzeit die wichtigsten Themen und Anforderungen?
Unternehmen stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Digitalisierung, demografischer Wandel und hybrides Arbeiten erfordern Räume und Strukturen, die den Menschen, seine Aufgaben und die Prozesse im Unternehmen in den Mittelpunkt stellen. Wir erleben, dass Arbeit nicht mehr nur im Büro, sondern auch an dritten Orten erledigt wird. Ein neues Ökosystem des Arbeitsplatzes ist entstanden, die Rolle des Büros hat sich verändert. Unternehmen haben einen größeren Bedarf an adäquater Beratung, Sharing-Konzepten und flexiblen Raumlösungen, das merken wir bei Office Vision gerade sehr stark. Es geht heute um weit mehr als die richtige Anzahl von Tischen und Stühlen im Büro. Vielmehr stehen Unternehmen vor der Aufgabe, Wandel zu managen und räumlich abzubilden. Unsere Arbeit als Raumplaner wird daher in Zukunft noch stärker von der Konzeption des Büros für das Kollektiv und dem Zusammenbringen von Menschen geprägt sein, damit echte Innovationen entstehen können.
Wie reagieren Sie auf neue Trends in der Bürogestaltung und wie integrieren Sie diese in Ihr Beratungsangebot?
Raumgestaltung ist menschzentrierter geworden. Gleichzeitig werden die Bedürfnisse immer individueller. Es gibt nicht mehr das eine Bürokonzept, das funktioniert, sondern es geht vielmehr um eine Mischform, die die Individualität des Unternehmens in den Vordergrund stellt. Beratung von der Stange gibt es bei uns nicht. Wir bieten einen großen Werkzeugkasten mit verschiedenen Modulen an und begleiten Kunden mit einem eigenen Prozess dabei, das für sie passende individuelle Arbeitskonzept wie einen Maßanzug zu gestalten und umzusetzen. Wir nennen dieses Angebot „Suitable Work“. Dabei geht es um mehr als um Produkte oder eine Beratung. Es geht um eine Erweiterung des Begriffs New Work und die strukturierte Begleitung von Unternehmen in Veränderungsprozessen.
Können Sie Beispiele aus der Beratung nennen, die Sie besonders gefordert haben?
Hybrides Arbeiten verändert nicht nur Büroraumkonzepte. Es findet ein grundlegender Wandel statt, der Teams und Führungskräfte gleichermaßen fordert. Deshalb ist es wichtig, die Mitarbeitenden von Anfang an in die Veränderungsprozesse einzubinden, ihnen die Angst vor Desk-Sharing und Activity-based Working zu nehmen und sie zu ermutigen, Chancen im neuen Arbeitsumfeld zu sehen. Nur so lässt sich die Akzeptanz für Wandel erhöhen, was letztlich zum Erfolg führt. Auch das Thema Führung verändert sich radikal. Das Büro mit den schönsten Designermöbeln auszustatten, macht noch keine neue Arbeitskultur. Solange der Raum nicht aktiv genutzt werden kann und das Management sich nicht zum Wandel bekennt, können neue Konzepte nur bedingt funktionieren.
Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom wird New Work von Führungskräften in jedem sechsten Unternehmen als Spinnerei abgetan. Welche Rolle spielt New Work in Ihrer Beratung und wie lässt es sich konkret in Einrichtung umsetzen?
New Work spielt bei uns eine wichtige Rolle, auch wenn ich finde, dass der Begriff zu inflationär verwendet wird. Wir sprechen lieber von Suitable Work, also von einer neuen Rolle des Headquarters und neuen Büroformen für Kommunikation und Kollaboration, die zum jeweiligen Unternehmen passen. Die Möglichkeiten der Raumgestaltung sind nahezu unbegrenzt, die Richtungen vielfältig – und das macht eine Begleitung in Sachen Mensch und Arbeitswelt so wichtig. Es geht darum, aktuelle Anforderungen aus der Arbeitswelt in Räume und Strukturen zu übersetzen und Menschen, ihre Aufgaben und die Prozesse im Unternehmen in den Vordergrund zu stellen. Und mehr denn je darum, Flexibilität und Agilität zu beweisen. Heute ein Büro für 10 oder 15 Jahre zu planen, ist Wahnsinn. Es werden immer wieder Dinge passieren, auf die ein Unternehmen reagieren muss. Deshalb müssen Raumstrukturen geschaffen werden, in denen Büros wandelbar bleiben. Es geht um die Säulen Funktionalität und Emotionalität. Die physische Struktur, die technische und virtuelle Architektur, aber auch die Identitätsstiftung und den Spirit, der durch Architektur entstehen kann, weil Raum wirkt.
Eine Arbeitsumgebung, die funktioniert und inspiriert, wird in Zukunft noch stärker zum Wettbewerbsvorteil. Michael Ortmann
Sie beschäftigen bei Meinlschmidt auch zertifizierte Quality-Office-Fachberater. Wie haben sich die Anforderungen verändert und was zeichnet eine qualifizierte Beratung aus?
Die Anforderungen an unsere Berater sind komplexer geworden und haben sich von einer rein produktbezogenen Fragestellung zu einer stark strukturierten Beratung entwickelt. Es geht immer mehr darum, Unternehmensprozesse zu verstehen und darauf aufbauend die richtigen Produkte für die richtige Anwendung im Büro empfehlen zu können. Wir planen heute nicht mehr nur die Einrichtung, sondern bieten eine Beratung an, die Strukturen, Prozesse und Innenarchitektur berücksichtigt. Durch Quality Office werden unsere Berater gut darauf vorbereitet, das ganzheitliche Beraten zu schärfen.
Was sind die Vorteile von Quality-Office-zertifizierten Produkten?
Ich halte das Quality-Office-Siegel für sehr wichtig, um Qualitätsstandards und damit eine gewisse Sicherheit für die Kunden zu gewährleisten. Quality Office garantiert eine umfassende Qualität bei der Produktauswahl sowie bei der fachlichen Beratung, von der Planung bis zur Realisierung von Büroarbeitsplätzen.
Herr Ortmann, vielen Dank für das Gespräch.
Auf einer Gesamtfläche von 2.400 m2 erstreckt sich im neuen Verwaltungsgebäude der Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG in Rosenfeld eine dynamische Landschaft mit bis zu 250 lichtdurchfluteten Arbeitsplätzen. Identität, Innovation, Miteinander und Kreativität werden hier großgeschrieben. Zentraler Bestandteil des Raumkonzepts sind daher neben modernen Bürowelten auch Kreativräume und Kommunikationsinseln in den Unternehmensfarben. Das fördert zum einen das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Identifikation mit dem Unternehmen, zum anderen die Kreativität und Innovation. Jede Etage bei Blickle erzählt ihre eigene Geschichte und ist doch Teil der großen Blickle-Welt. Besonders am Neubau, der Mitte 2023 bezogen wurde, ist die subtile Integration des Rollenkonzepts in die Gestaltung, bei der einige flexible und agile Elemente in den Raum integriert wurden. Das Raumkonzept wurde von den Mitarbeitern sehr gut angenommen. Sie schätzen das Büro als Ort des Kreierens, der Zusammenarbeit und Inspiration.
Daten und Fakten zum Projekt:
Auftraggeber: Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG
Planung und Projektleitung: Lara Beilharz und Michael Ortmann
Architekt: Schmelzle+Partner mbB Architekten BDA
Projektzeitraum: Oktober 2022 bis Juni 2023
Gesamtfläche: 2.400 m2