Kartenschatten

Newsroom

Zoniertes Arbeitsumfeld mit Strahlkraft: Mecklenburgische Versicherung

Powered by: wll.news

Pilotfläche Büro der Mecklenburgischen Versicherung. Bild: if5 design
Redaktion wll.news Redaktion wll.news ·
7 Minuten

Mit der Neugestaltung einer Pilotfläche in Hannover hat das Beratungs- und Planungsbüro if5 design ein Projekt für die Mecklenburgische Versicherung innenarchitektonisch betreut, das weit über eine reine Modernisierung hinausgeht. Entstanden ist ein offenes, flexibles und identitätsstiftendes Arbeitsumfeld, das als Wegweiser für die Zukunft dienen soll.

Der Stadtteil Buchholz-Kleefeld im Osten Hannovers ist geprägt von vielen Grünanlagen und eindrucksvollen Gründerzeitfassaden. Hier verbindet sich städtische Dichte mit landschaftlicher Qualität. In dieser Umgebung hat die Mecklenburgische Versicherung ihre Niederlassung – ein Standort, der von Weite, Offenheit und guter Erreichbarkeit profitiert.

Der Campus besteht aus drei Gebäuden, die sich wie Bausteine zu einem Ensemble fügen. Zentrum des Areals ist das Verwaltungsgebäude aus den 1980er Jahren, dessen Klinkerfassade und horizontale Bandstruktur typisch für die Zeit sind. Gemeinsam mit einem kleineren Nachbargebäude entsteht eine harmonische Einheit. Eine Brücke verbindet beide Baukörper, verstärkt das Zusammenspiel und schafft kurze Wege.

Genau hier wurde, innenarchitektonisch betreut vom Beratungs- und Planungsbüro if5 design aus Wolfsburg, ein Projekt umgesetzt, das die Arbeitswelt neu denkt. Nach dem Gewinn eines Wettbewerbs 2023, einem Jahr intensiver Planung und einem halben Jahr Bauzeit ist Ende vergangenen Jahres eine Pilotfläche entstanden, die nun den Takt für künftige Umbauten beim Versicherungsunternehmen vorgibt. Auf rund 940 Quadratmetern bietet sie Platz für etwa einhundert Mitarbeitende und markiert den Startschuss für eine schrittweise Transformation des gesamten Standortes.

Lesen Sie auch

Büro Publicis Sapient in Malmö. Bild: Hendrik Mill
Powered by: wll.news Von der Kirche zum Büro: Akustik und Nachhaltigkeit im Fokus

Offenes Miteinander statt Zellenstruktur

Damit wird das Verwaltungsgebäude nicht nur räumlich, sondern auch kulturell in eine neue Zeit geführt. Vor dem Umbau prägten zentrale Erschließungsflure und kleine Büroeinheiten das Bild. Klassische Doppel- und Einzelbüros dominierten, die Farbwelt war grau und beige, der Innenraum wirkte wenig abwechslungsreich. Vor allem fehlte es an Licht – nur an den Fassaden gelangte Tageslicht ins Gebäude, während die Tiefe der Flügel dunkel blieb.

Die markante Architektur mit ihren Kappendecken in Betonfertigteilbauweise bot dabei den Planern einen wertvollen Ausgangspunkt. Im Zuge der Neuplanung wurden die alten Raumstrukturen weitgehend aufgelöst. Erhalten blieben Fassade und Tragwerk, alles andere wurde neu gedacht. Grundlage war ein intensiver Beteiligungsprozess: Mitarbeitende wurden in Workshops befragt, ihre Erwartungen und Arbeitsweisen flossen direkt in den Entwurf ein. Daraus entstand eine zonierte Arbeitswelt mit Desk-Sharing und zwei klaren Schwerpunkten: Rückzugsbereiche für konzentriertes Arbeiten einerseits (für die Persona der „Macher*innen“), offene, agile Flächen für Teams (die „Entwickler*innen“) andererseits.

Der Wandel zeigt sich auch darin, wie bewusst klassische Hierarchien im Raum aufgelöst wurden. Einzelbüros sind nicht mehr Statussymbol, sondern Teil eines vielfältigen Angebots. Entscheidender ist die Wahlfreiheit: Mitarbeitende können je nach Aufgabe und Stimmung ihren Ort wechseln, was den Büroalltag lebendiger und zugleich effizienter macht.

Lesen Sie auch

Bernd Fels, Mitgründer von „if5 anders arbeiten“
Powered by: wll.news Nicht für „Monkey-Business“ ins Büro

Farben und Materialien als Identitätsträger

Eine große Rolle spielt das Gestaltungskonzept. Die CI-Farbe der Versicherung, ein warmer Gelbton, zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche. Mal als Wandanstrich, mal im Teppich, in Vorhängen, Polstern oder HPL-Oberflächen – überall setzt er Akzente, die Wärme und Lebendigkeit erzeugen. Ergänzt wird er durch Weiß- und Sandtöne, helle Holzoberflächen in Eiche-Optik und dunkle Akzente. Pflanzen greifen die Idee von begrünten Dachgärten auf und bringen Natur ins Innere.

Besonders stark inszeniert wird die Netzwerkfläche, die neue Mitte der Pilotfläche, die als Begegnungs- und Pausenort für die Mitarbeitenden dient. Eine maßgefertigte Tribüne lädt zum Sitzen ein, Polsterelemente unterstützen die Akustik, große Fenster öffnen den Blick ins Freie. Gegenüber liegt eine Küchenzeile mit auffälligem Fliesenspiegel, dessen Reliefmuster Kreise und Bögen zeigt – eine direkte Anlehnung an die Kappendecken. Unterschiedliche Sitzangebote, von runden Tischen bis zur langen Tafel, machen den Raum vielseitig nutzbar.

Auch andere Zonen zeigen Vielfalt: offene Teamflächen mit flexiblen Möbeln, Rückzugsorte in Form von Telefonkabinen oder Einbaunischen, ein abgeschirmter Bereich mit großem Wandtisch, Arbeitslounges mit Polstermöbeln. Für die „Entwickler*innen“ wurde ein Bereich mit Workbenches geschaffen, die sich mit Vorhängen variabel unterteilen lassen.

Neben den offenen Bereichen gibt es nach wie vor etliche kleinere Räume, die eine räumliche Abtrennung benötigen, um zu funktionieren. Darunter fallen Büroräume in Größen für ein bis vier Personen. Die Büroarbeitsplätze verfügen allesamt über höhenverstellbare Schreibtische mit Sichtschutzpaneelen, sofern diese nicht wandorientiert ausgerichtet sind. Die größeren Büroräume sind teilweise mit beschreibbaren Whiteboards ausgestattet, um auch innerhalb dieser kleinen Raumeinheiten
Zusammenarbeit anzuregen und verfügen immer über zusätzliche akustische Absorptionsfläche in Form von sandfarbenen Wandabsorbern mit einer filzartigen Oberfläche und einem charakteristischen Bogenmuster mit dekorativem Charakter.

Bei der Mecklenburgischen Versicherung in Hannover entstand ein Raumangebot mit agilen Flächen für Teams sowie Rückzugsbereichen für konzentriertes Arbeiten.
Bei der Mecklenburgischen Versicherung in Hannover entstand ein Raumangebot mit agilen Flächen für Teams sowie Rückzugsbereichen für konzentriertes Arbeiten.
Auch an Rückzugsorte in Form von Einbaunischen und Telefonkabinen wurde gedacht.
Auch an Rückzugsorte in Form von Einbaunischen und Telefonkabinen wurde gedacht.
Die Trennung der Räume erfolgt zumeist durch Glas-Systemwände, die Tageslicht tief ins Gebäude dringen lassen.
Die Trennung der Räume erfolgt zumeist durch Glas-Systemwände, die Tageslicht tief ins Gebäude dringen lassen.

Transparenz, Technik und Upcycling-Möbel

Die Wegeführung innerhalb der Pilotfläche wurde klar strukturiert. Am Hauptzugang, an dem vier Gebäudeflügel zusammentreffen und der entsprechend stark frequentiert ist, finden Mitarbeitende zentrale Funktionen wie Schließfächer, Garderoben und Postfächer, bündig in Wände und Möbel integriert.

Die Trennung der Räume erfolgt überwiegend durch Glassystemwände. Sie schaffen Transparenz, lassen Tageslicht tief ins Gebäude dringen und eröffnen neue Blickachsen. Wo geschlossene Abtrennungen notwendig sind, kommen klassische Gipskartonwände zum Einsatz. Die Flure, an sich Bestandselemente, wirken durch Glas und Teppichbelag jetzt deutlich großzügiger. Die gelben Raumoberflächen werden durch das Tageslicht regelrecht zum Strahlen gebracht und reflektieren warmes Licht im gesamten Innenraum.

Auch die technische Ausstattung wurde sorgfältig integriert. Akustikbaffeln in jeder zweiten Deckenwölbung verbessern die Raumakustik, ergänzt durch gelochte Abhangdecken in Bereichen ohne Kappengewölbe. Beleuchtung und Akustik greifen so direkt die Architektur auf. Pendelleuchten und Downlights sorgen für gleichmäßiges Licht, gesteuert durch Bewegungsmelder, die Tageslichtniveaus berücksichtigen. So entsteht eine energieeffiziente und zugleich stimmige Beleuchtung.

Ein besonderes Detail des Projekts bildet eine Gruppe von Upcycling-Möbeln. Im Bestand wurden Deckenaufbauleuchten verwendet. Diese großen Leuchtenschirme aus Aluminium wurden durch den Umbau der Pilotfläche nicht mehr benötigt. Anstatt diese zu entsorgen, wurden sie zu verschiedenen Kleinmöbeln umfunktioniert und dienen jetzt als Pflanzgefäße auf schlanken Untergestellen, kleine runde Tische und stoffbezogene, vollumpolsterte Hocker auf Rollen.

Das Projekt beweist damit, dass Modernisierung nicht zwingend Abriss und Neubau bedeutet. Mit der Pilotfläche hat die Mecklenburgische Versicherung ein Projekt umgesetzt, das zeigt, wie viel Potenzial im Bestand steckt. Das Projekt spiegelt gleichzeitig den kulturellen Wandel innerhalb des Unternehmens wider – hin zu mehr Offenheit, Flexibilität und Austausch. Die Resonanz ist positiv, weitere Umbauten sind bereits in Planung.

Dieser Artikel ist ein Beitrag der Sonderausgabe Business Partner PBS von wll.news.

Projektbeteiligtewww.if5-design.dewww.mecklenburgische.de

Titelbild und Bilder: Andreas Rudolph