Die monatliche Kolumne für das IBA Forum von Dr. Daniel Dettling, einem der profiliertesten Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum, beschäftigt sich im Dezember 2023 mit dem Mehrwert Büro:
Was wäre die Welt ohne Büros? Ohne Kolleginnen und Kollegen, ohne Austausch, Reflexion und kollaborative Intelligenz? Ein Büro ist immer auch ein Ort der sozialen Begegnung. Seit der Corona-Pandemie hat das Büro einen neuen Konkurrenten: das eigene Zuhause. Jeder von uns kennt zumindest eine Kollegin oder einen Kollegen, die oder der auch mit den größten Benefits nicht mehr aus den eigenen vier Wänden rauszubewegen ist. Dabei hat uns die Pandemie vor allem eins gelehrt: Auf soziale Kontakte kommt es an!
Die vier Cs: Connections, Comfort, Communication und Care
Für die in Wien lebende Trendforscherin Oona Horx-Strathern entscheiden vier Cs über die Qualität und Attraktivität eines Büros: Connections (neue Büronetzwerke), Comfort (bequemes Arbeiten), Communication (lebendige Flächen) und Care (Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben). Es geht um räumliche Netzwerke und kommunikative Inseln, wo sich Mitarbeitende treffen und austauschen, Smalltalk betreiben und sogar gemeinsam kochen können. Wer im Büro den gleichen Comfort wie zu Hause hat, etwa ein gesundes Mittagessen, legere Kleidung und den kurzen Mittagsschlaf, schätzt das Arbeiten dort mindestens genauso. Care umfasst die ganze Bandbreite von Unterstützung, angefangen von Kinderbetreuung und dem Ermöglichen von Workation und mobilen Arbeiten bis hin zur betrieblichen Altersvorsorge und Weiterbildung. Das Büro wird zum Ort der Begegnung, Verbindung und Identifikation.
Und darin liegt der eigentliche Mehrwert des Büros: In der gemeinsam geteilten menschlichen Intelligenz, die uns von der künstlichen, maschinellen Intelligenz unterscheidet. Die neue Büro- und Arbeitswelt ist keine von der Stange, sondern maßgeschneidert. Präsenz und Performance gehen Hand in Hand.
Die maßgeschneiderte Arbeitswelt
Die alte Arbeitswelt des Taylorism, der Industriegesellschaft mit Massenproduktion, Routine, Standardisierung und dem „einen besten Weg“ wird abgelöst durch den Tailorism (Daniel H. Pink) – eine Arbeitswelt, die viel mehr auf die Talente und Stärken eines jeden Einzelnen zugeschnitten ist, ein Höchstmaß an persönlicher Zufriedenheit bietet und mehr auf Selbstständigkeit, Co-Kreativität und Wohlbefinden setzt. Erste Unternehmen setzen für das Glück der Mitarbeitenden eigens Führungskräfte ein und nennen sie „Chief Happiness Officer“ (CHO). Ihr Job ist es, die Zufriedenheit und offene Kommunikation untereinander zu fördern, Team-Events zu organisieren und so die Bindung der Kollegen an das Unternehmen zu verbessern. Im Berufs- und Karrierenetzwerk LinkedIn findet sich sogar eine Muster-Stellenbeschreibung für Unternehmen. Büros, die glücklich machen – das neue Jahr kann beginnen!
Dr. Daniel Dettling ist Zukunftsforscher und Gründer des Instituts für Zukunftspolitik (www.institut-zukunftspolitik.de). Dort erschien vor Kurzem das Buch „Eine bessere Zukunft ist möglich – Ideen für eine Welt von morgen“.
Titelbild: Dr. Daniel Dettling (Foto: Laurence Chaperon)