Gerda Stelpstra ist Associate Partner beim Gewerbeimmobilien-Beratungsunternehmen Cushman & Wakefield sowie Workplace und Wellbeing Strategist. Sie erklärte bei den virtuellen Agile-Working-Thementagen, die im Oktober 2020 die vom IBA in Kooperation mit dem Designmagazin FRAME und der ORGATEC ausgerichtet wurden, was zirkuläre Arbeitsplätze ausmacht und wie Unternehmen bei ihrer Einrichtung vorgehen können.
Der globale Klimawandel und eine begrenzte Verfügbarkeit von Ressourcen machen eine Entwicklung weg von linearen Geschäftsmodellen mit kurzen Produktlebenszyklen, hohem Ressourcenverbrauch und Entstehung von großen Müllmengen hin zu zirkulären Geschäftsmodellen notwendig. Ziel der EU ist es, dass in ihren Mitgliedstaaten 2030 50 % weniger Neuwaren gebraucht werden als heute und in der Union im Jahr 2050 eine vollständige Kreislaufwirtschaft etabliert ist. Dafür bedarf es neuer Ansätze.
Kreislaufwirtschaft
Das Ziel von Kreislaufwirtschaft ist es, natürliche Ressourcen zu recyceln, um sie aufzuarbeiten, bzw. Materialien im geschlossenen Kreislauf zu halten und sie später zurückzuführen, damit Müll und Umweltbelastungen vermieden werden können. Alles, was in das System eingespeist wird, muss auch wieder zurückgenommen werden können.
Ausschnitt aus der Aufzeichnung: Gerda Stelpstra über Circular Economy. → Den kompletten Mitschnitt zu dem Vortrag über Circular Office Design finden Sie in unserer Mediathek.
Zirkuläre Prinzipien in Unternehmen
Die Umsetzung zirkulärer Prinzipien ist für Unternehmen eine große Aufgabe für die Zukunft. Das ReSOLVE Framework der Ellen MacArthur Foundation hat beispielsweise Prinzipien benannt, die als Orientierung für die Gestaltung zirkulärer Gebäude dienen können:
- Regenerate: Verwendung erneuerbarer Energien und Materialien sowie Rückführung natürlicher Ressourcen in die Biosphäre nach ihrem Gebrauch
- Share: Design von Bürogebäuden für vielfältigeren Gebrauch. Raumnutzung durch unterschiedliche Gruppen und für verschiedene Zwecke
- Optimize: Verwendung nachhaltiger Materialien, intelligente Automatisierung und smarte Steuerung von Gebäudefunktionen
- Loop: Nutzung recycelfähiger Objekte, Wiederaufarbeitung von Komponenten
- Virtualize: Nutzung von Technologien als Service, zum Beispiel Leasing von Lichtsystemen
- Exchange: Ersetzen bestehender linearer durch zirkuläre Produkte
Ausschnitt aus der Aufzeichnung Gerda Stelpstra über das ReSOLVE Framework. → Den kompletten Mitschnitt zu dem Vortrag über Circular Office Design finden Sie in unserer Mediathek.
I can see that there’s a big change coming in how we use our offices. We’re going to use them more as a community space. And we’ll be talking virtually, but virtualizing means that you’re dematerializing — that you’re using technological advancements instead of materials for any goal. And that’s not much different for the office. So we’ll probably need a smaller footprint, we’ll have different types of offices, and we need to take that into consideration when we talk about circular office design.
Gerda Stelpstra
Der regenerative Arbeitsplatz
Zirkuläres Bürodesign benötigt einen ganzheitlichen Ansatz. Zirkularität hört dabei nicht bei der Konstruktion eines Gebäudes auf. Das big picture besteht aus Gebäuden, Arbeitsplätzen, Mitarbeitern und den wechselseitigen Beziehungen der einzelnen Elemente. Zusammen bilden sie ein dynamisches System.
Unternehmen müssen folgende Fragen beantworten:
- Wie effizient ist das Gebäude und wie kann es die Unternehmensziele unterstützen?
- Wie effektiv sind die Arbeitsplätze im Gebäude und inwiefern befähigen sie die Mitarbeiter, optimale Arbeitsergebnisse zu erbringen?
- Wie reizvoll ist es für die Menschen, vor dem Hintergrund der Konzepte alternativer Arbeitsorte, im Gebäude zu arbeiten?
Stelpstra moniert, dass bei vielen nach zirkulären Prinzipien gestalteten Büroprojekten nicht darüber nachgedacht werde, ob die Gebäude auch von den in der Nähe lebenden Personen genutzt werden können. Wie ließen sich Büros auch während bisheriger Leerstandszeiten nutzen und mit Personen außerhalb der Organisation teilen, wie ließe sich also der Gebrauch von Raum optimieren und wie käme man gemeinsam dem Ziel der Kreislaufwirtschaft näher?
Stelpstras Tipp: Eine Roadmap für zirkuläres Bürodesign entwerfen. Die langfristige Nutzung von Bürogebäuden mit allen Konsequenzen für zirkuläre Designs planen. Mit der Realisierung von Quick Wins beginnen und dann mit Begeisterung die nächsten Schritte gehen. Das ReSOLVE Framework übernehmen und mit allen Lieferanten und Kooperationspartnern Gebäudeziele sowie Schritt für Schritt Maßnahmen für die Umsetzung zirkulärer Prinzipien formulieren. Die künftigen Stakeholder in die Gebäudeplanung einbeziehen.