Beim Work Culture Festival sprach Céline Flores Willers über die wachsende Bedeutung von Corporate Influencing und Personal Branding und lieferte praxisnahe Einblicke, wie sich Unternehmen und Einzelpersonen heute auf der Plattform LinkedIn positionieren können.
Menschen folgen Menschen, nicht Marken
Im Zentrum ihres Vortrags stand eine einfache, aber entscheidende Botschaft: Menschen kommunizieren mit Menschen – online wie offline. Während Unternehmensprofile auf LinkedIn oft nur eine begrenzte Reichweite erzielen, erreichen persönliche Accounts deutlich mehr Aufmerksamkeit. Anhand einiger Beispiele – darunter Bill Gates vs. Microsoft oder Christian Klein vs. SAP – machte die Personal-Branding-Expertin klar, dass Entscheider längst zu aktiven Markenbotschaftern geworden sind. Ihre Inhalte bewegen, weil sie Persönlichkeit, Haltung und Perspektiven transportieren.
LinkedIn als strategischer Kommunikationskanal
Mit zurzeit rund 25 Millionen Nutzern im DACH-Raum ist LinkedIn laut Willers nicht nur ein digitales Aushängeschild, sondern auch ein zunehmend einflussreiches Medium für die Positionierung von Personen und Unternehmen. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und Employer Branding wird es immer wichtiger, auf der Plattform sichtbar zu sein – auch jenseits klassischer Marketingkanäle. Wer auf LinkedIn aktiv ist, baut nicht nur ein Netzwerk auf, sondern erhöht auch die Chancen auf Dialog, Recruiting, mediale Präsenz und geschäftliche Kontakte. „LinkedIn ist die Messe, die 365 Tage im Jahr stattfindet“, formulierte Willers mit Blick auf die Networking-Potenziale, die sich aus der digitalen Verlängerung realer Begegnungen ergeben.
Arbeitgeberattraktivität entsteht durch Gesichter
Ein zentrales Argument für Corporate Influencing ist die gestiegene Bedeutung der Arbeitgeberattraktivität. Gerade für junge Talente zählt heute nicht nur das Was, sondern vor allem das Wie eines Unternehmens. Wer Einblicke in Kultur, Werte und den Arbeitsalltag ermöglicht, schafft Identifikation – und das lange bevor eine Bewerbung geschrieben wird. Mitarbeiter, die authentisch über ihre Aufgaben, Projekte oder die Dynamik im Team berichten, machen das Unternehmen erlebbar und glaubwürdig. So wird LinkedIn zum Schaufenster für gelebte Unternehmenskultur und zum entscheidenden Baustein im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.
Mitarbeiter als authentische Markenbotschafter
Ein weiterer Fokus lag auf der Rolle von Mitarbeitern als Corporate Influencer. Céline Flores Willers plädierte dafür, Beschäftigte zu ermutigen, über ihren Arbeitsalltag zu sprechen, und ihnen das dafür nötige Vertrauen, Wissen und Freiräume zu geben. Denn: „Die besten Geschichten werden nicht in der Kommunikationsabteilung geschrieben, sondern im Alltag.“ Voraussetzung dafür ist, dass Mitarbeiter befähigt werden, beispielsweise durch einfache Guidelines, Schulungen und vor allem durch Sichtbarkeit und Wertschätzung ihrer Beiträge. Ein Beispiel: Ein interner Slack-Chat oder ein Einblick in die Homeoffice-Routine können, wenn sie gut erzählt werden, mehr Reichweite erzielen als jede Hochglanzkampagne. Wichtig ist, dass die Inhalte authentisch sind und nicht überinszeniert wirken. Denn gerade Alltagssituationen, persönliche Perspektiven und Einblicke in die Unternehmenskultur erzielen auf LinkedIn besonders viel Aufmerksamkeit.
Sichtbarkeit durch Storytelling und Strategie
Erfolgreiches Personal Branding, so die Expertin, beginnt mit Klarheit: Wer bin ich? Wofür stehe ich? Welche Themen möchte ich besetzen? Willers empfiehlt, sich auf zwei bis drei Schwerpunkte zu konzentrieren, zum Beispiel Innovation, Nachhaltigkeit oder Unternehmenskultur. Neben dem inhaltlichen Fokus ist laut Willers auch die Qualität des LinkedIn-Profils entscheidend: Ein professionelles Foto, ein aussagekräftiges Profilbanner und eine klare Beschreibung der eigenen Tätigkeit erhöhen die Wirkung deutlich. Beim Thema Content rät sie zu konsistenter Aktivität und dazu, den Arbeitsalltag als kontinuierliche Inspirationsquelle zu nutzen. Ob Teammeeting, Projektabschluss oder Branchenevent: Relevante Inhalte finden sich im Arbeitsleben ständig. Wichtig ist, diese verständlich, nahbar und mit einem klaren Mehrwert zu präsentieren.
Die Kraft von Reichweite
Anhand eines Beispiels machte Willers deutlich, wie demokratisch Reichweite auf LinkedIn funktioniert: Eine Mitarbeiterin von Würth erzielte mit einem Beitrag über gebrandete Air-Pods mehr als 15.000 Likes, obwohl sie selbst nur über ein kleines Netzwerk verfügte. Der Grund: Die Geschichte war authentisch, persönlich und relevant. Solche organischen Reichweiten sind auf anderen Plattformen kaum mehr möglich – ein klarer Wettbewerbsvorteil von LinkedIn. Und ein starkes Argument dafür, Corporate Influencing als strategisches Kommunikationsinstrument zu nutzen.
Fazit: Aktiv werden und ausprobieren
Zum Abschluss motivierte Céline Flores Willers das Publikum, das Gehörte gleich umzusetzen – mit einem ersten Post, einem verbesserten Profil oder einem klareren Fokus. Ihre Botschaft: Wer sich sichtbar macht, wird wahrgenommen. Wer sich traut, zu erzählen, was ihn oder sie bewegt, stärkt nicht nur die eigene Positionierung, sondern auch die des Unternehmens. Die Power von LinkedIn liege laut der Expertin nicht allein in der Technologie. Sondern in der Bereitschaft, Persönlichkeit zu zeigen und Beziehungen aufzubauen.
Und genau hier schließt sich der Kreis zur physischen Arbeitswelt: Wenn Menschen zu Botschaftern ihrer Organisation werden, braucht es Räume, die Identifikation ermöglichen, durch offene Gestaltung, sichtbare Kultur und flexible Möbel, die Dialog, Kreativität und Zugehörigkeit fördern. So wird Unternehmenskultur nicht nur kommuniziert, sondern auch räumlich erlebbar gemacht – im Büro wie auf LinkedIn.