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Wie hybride Arbeitsweisen
unseren Lebensraum verändern

Hybrid Work

Straßenszene in Paris, Bild: iStock 1225453750
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
6 Minuten

Auf Einladung des IBA Forums und des Personalmagazins sprach Zukunftsforscher und Stadtgeograf Dr. Stefan Carsten am 27. Januar 2022 darüber, wie aktuelle Trends der Stadtentwicklung, neue Mobilitätskonzepte und hybride Arbeitsformen sich gegenseitig beeinflussen. Dabei zeichnet er ein Zukunftsbild, das von Multimodalität und Flexibilität geprägt ist – deutlich zu erkennen an einer veränderten Mobilität.

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Einige Städte haben schon früh verstanden, dass es neue Anforderungen zu erfüllen gilt, um sich erfolgreich für die Zukunft aufzustellen – ökonomisch, sozial und ökologisch. Das ist nicht nur eine Frage des Stadtmarketings, sondern auch der baulichen Gestaltung der Städte selbst, die sich in einem ständigen Attraktivitätswettbewerb um Bewohnerinnen und Bewohner, Touristinnen und Touristen sowie um Ansiedlungen von Unternehmen befinden.

aus: Die Gesellschaft der Singularitäten, Andreas Reckwitz, 2018

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Neue Räume für eine wissensbasierte Gesellschaft

Städte werden sich künftig stärker über die Gemeinschaften in ihren Wohngebieten organisieren und Arbeit ganz neu definieren. Entscheidend für die Attraktivität von Lebens(um)welten wird damit nicht mehr sein, wie schnell man von einem Ort zum anderen kommt, sondern wie sich unterschiedliche Angebote auf kleinem Raum verbinden lassen.

Ein bekanntes Konzept, das als führendes bauliches Prinzip die Stadtentwicklung revolutionieren kann, ist das Modell der 15-Minuten-Stadt: Sie gruppiert alle Orte der Lebenswelt eines Bewohners – auch den Arbeitsplatz – und alle notwendigen städtischen Funktionen und Leistungen so in der Umgebung, dass sie sich innerhalb von 15 Minuten erreichen lassen. Wobei der Arbeitsplatz neben dem klassischen Büro durchaus auch das Nachbarschaftscafé, ein Atelier oder ein öffentlicher Platz sein kann. Schon jetzt entstehen in Städten Grünflächen und Lebensräume mit einer hohen Aufenthaltsqualität an Plätzen, die zuvor wenig oder gar nicht genutzt wurden.

Ausschnitt aus der Aufzeichnung: Die 15-Minuten-Stadt führt zur Auflösung monofunktionaler städtischer Gebiete. → Den vollständigen Mitschnitt des Vortrags über Hybrides Arbeiten und neue Lebensräume finden Sie in unserer Mediathek.

Die wissensbasierte Arbeitswelt benötigt mehr Kommunikations- und Kreativräume oder auch Flächen für Erholung direkt vor der Haustür. Im Park an einer Vorstandssitzung teilzunehmen: Das könnte so bald schon Realität und das neue Normal der Arbeitswelt sein.

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Seamless Mobility: Mobilität an jedem Ort zu jeder Zeit

Auch der Stellenwert des Autos wird sich in Zukunft verändern. Das Auto verliert sein Alleinstellungsmerkmal, da sich unser Wunsch nach Flexibilität, Unabhängigkeit und Freiheit künftig durch viele unterschiedliche, zusätzlich zu nutzende Mobilitätsoptionen erfüllen lässt. Mobilität wird multimodal zu jeder Zeit an jedem Ort über neue Mobilitätsprodukte und Dienste möglich sein. In den Innenstädten entstehen sogenannte Mobility Hubs, die uns viele Mobilitätsoptionen zur Verfügung stellen, weg von passiver hin zu aktiver Mobilität. Dann werden Menschen weniger Auto fahren und mehr zu Fuß gehen oder auch Fahrräder, E‑Scooter und andere innovative Mobilitätsangebote nutzen. Und vielleicht bewegen wir uns irgendwann, wie für die chinesische Modellstadt Xiong’an geplant, nur noch zu Fuß, mithilfe elektrisch betriebener Kleinstfahrzeuge oder in autonomen Kapseln.

Autos wird es trotzdem noch geben. Wir werden sie aber künftig nicht mehr besitzen, sondern nur zu gegebenen Anlässen nutzen, so Stefan Carsten. Elektromobilität wird zum Fortbewegungsstandard und autonomes Fahren ein wesentlicher Bestandteil unserer Mobilität. Unternehmen werden daher immer mehr dazu übergehen, ihren Mitarbeitern statt der Vorteile im Rahmen der klassischen Dienstwagenregelung Mobilitätsbudgets zur Verfügung zu stellen, was sie unabhängiger und flexibler bei der Wahl ihrer Fortbewegungsmittel macht. Denn gerade für die Generationen der jungen Arbeitnehmer ist die neue Freiheit und Flexibilität ein wichtiges Kriterium für die Arbeitgeberwahl.

Ausschnitt aus der Aufzeichnung: Mobilität wird künftig Modalität bedeuten. → Den vollständigen Mitschnitt des Vortrags über Hybrides Arbeiten und neue Lebensräume finden Sie in unserer Mediathek.

Unternehmenszentralen als Anker der Unternehmenskultur 

Trotz neuer Arbeitsräume werden Unternehmenszentralen und Büroarbeit laut Carsten auch in Zukunft eine wichtige, identitätsstärkende Rolle in der wissensbasierten Arbeitswelt spielen. Unternehmen sind heute mehr denn je Anker für Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung und die Büroarbeit essenziell für Kreativität, Innovation und Zusammenarbeit. Da Wissensarbeiter jedoch ein anderes räumliches Umfeld als bisher benötigen, werden Unternehmen künftig wesentlich dezentraler organisiert sein und ihre Zentralen aus Gewerbegebieten heraus mehr in Stadtzentren und Wohngebiete verlagern.

Ausschnitt aus der Aufzeichnung: Für Satellitenbüros werden frei gewordene Gewerbeflächen in den Innenstädten genutzt. → Den vollständigen Mitschnitt des Vortrags über Hybrides Arbeiten und neue Lebensräume finden Sie in unserer Mediathek.

Der Weg heraus aus monofunktionalen Gebieten hin zu mehr Anbindung an innerstädtische Lebens- und gemeinsame Arbeitsräume in Nachbarschaften und Shared Communities ist geebnet.

Gemeinschaftlich genutzte öffentliche Räume gewinnen an Bedeutung, Bild: iStock.
Gemeinschaftlich genutzte öffentliche Räume gewinnen an Bedeutung, Bild: iStock.

Das Titelbild dieses Beitrags zeigt eine Straßenszene in Paris. Die französchische Hauptstadt soll sich nach dem Willen seiner Bürgermeisterin Anne Hidalgo in den kommenden Jahren in eine 15-Minuten-Stadt verwandeln. (Bildquelle: iStockPhoto, legna69)

Den kompletten Mitschnitt des Vortrags mit dem Titel „Arbeit ohne Grenzen – wie hybride Arbeitsweisen unseren Lebensraum verändern“ finden Sie in der Mediathek.

Mehr von Dr. Stefan Carsten finden Sie unter www.stefancarsten.net. Moderiert wurde der Beitrag von der Redakteurin des Personalmagazins, Katharina Schmitt. 

Titelbild: iStock