IBA Redaktionsteam Mit ihren 28 Jahren ist Karla Aßmann als Geschäftsführerin immer noch etwas Besonderes. Die IBA Forum Redaktion sprach mit ihr über die Rolle einer Führungskraft, unternehmerische Herausforderungen und den Wandel des Büros.
Am 15. Februar dieses Jahres haben Sie offiziell als Geschäftsführerin die Leitung des Familienunternehmens übernommen. Herzlichen Glückwunsch dazu. Wie sehen Sie Ihre Rolle als Führungskraft der jungen Generation in einem traditionsreichen Familienunternehmen?
Zunächst einmal: Vielen Dank! Ich glaube, dass jede Generation ihren eigenen Stil finden muss – wenn man jung ins Familienunternehmen einsteigt, vielleicht etwas früher. Generell bedeutet Führung für mich, wann immer möglich, mitten im Geschehen zu sein, voneinander zu lernen und immer ein offenes Ohr zu haben. Das habe ich vielleicht auch von meinem Vater gelernt. Ich versuche, mich so oft wie möglich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und verstehe mich eher als eine Art Coachin, die hilft, die gemeinsamen Ziele zu erreichen.
Welche Soft Skills muss eine Führungskraft heute mitbringen?
Da gibt es sicher viele und noch dazu haben nicht alle Mitarbeitenden die gleichen Erwartungen. Wichtig finde ich, dass man zuhören kann, denn sonst wird man auch nie erfahren, was die Menschen wollen. Wertschätzung und das Bewusstsein für die eigene soziale Verantwortung – gerade als Familienunternehmen mit einer über 80-jährigen Geschichte, wie wir sie haben – halte ich ebenfalls für wichtige Faktoren. Außerdem sollte man Teamplayer sein. Bei ASSMANN haben wir uns im Zuge der Umstrukturierung Anfang des Jahres als Team aufgestellt. Jeder hat seine Aufgaben und gemeinsam wollen wir im Sinne des Unternehmensmottos weiterhin „Gute Arbeit“ leisten und dabei alle mitnehmen.
Wichtig ist, dass man als Führungskraft präsent ist und den Mitarbeitenden das Gefühl gibt, ein offenes Ohr zu haben. Dazu gehört für mich eine gesunde Vertrauenskultur. Und im Unternehmen den Weg dafür zu ebnen, dass verschiedene Generationen zusammenkommen und voneinander lernen können. Karla Aßmann
Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die eine Karriere und vielleicht sogar eine Führungsposition anstreben?
Es liegt mir fern, jungen Menschen Ratschläge zu geben. Ich bin selbst noch jung und lerne jeden Tag viel dazu. Aber wenn mich jemand nach meinem persönlichen Weg fragt, gebe ich meine Erfahrungen natürlich gern weiter. Der erste Rat ist, sich ein sicheres Umfeld zu schaffen, denn das gibt einem ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Der zweite ist, sich auch im Unternehmen ein oder zwei wichtige Sparringspartner zu suchen, mit denen man die Dinge besprechen kann, die einen beruflich umtreiben. Der dritte Tipp ist, sich nicht von seinen Ideen oder Visionen abbringen zu lassen. Wichtig ist auch, und das habe ich auch erst lernen müssen, eine gewisse Ruhe und Gelassenheit an den Tag zu legen. Also nicht alles persönlich zu nehmen, was einem entgegengebracht wird. Und dann ist natürlich gute Organisation das A und O.
Die Bürowelt befindet sich seit einigen Jahren im Wandel – weg von starren Arbeitsplätzen hin zu modernen und flexiblen Arbeitswelten mit Wohlfühlcharakter. Wie reagiert ASSMANN darauf?
Ja, dieser Trend hat sich durch Corona verstärkt, das haben wir auch auf der ORGATEC 2022 erlebt. Immer mehr Kunden setzen auf NEW WORK NOW und eine zunehmende Verbindung und Vereinbarkeit von Leben und Arbeit. Wir haben darauf mit innovativen Einrichtungslösungen und Dienstleistungen fürs FLEXIBLE, SMART, HYBRID- und HOME-Office reagiert und bieten unseren Kunden einen Baukasten, aus dem sie sich gezielt für ihre Anforderungen und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden bedienen können. Mit ASSMANN 4ROOMS stehen wir ihnen von der ersten Überlegung bis zur Realisierung zur Seite und entwickeln gemeinsam ein ganzheitliches Konzept, das individuell zum jeweiligen Unternehmen, den Menschen und deren heutigen und zukünftigen Anforderungen passt.
In Zukunft wird nicht mehr das einzelne Produkt entscheidend sein, sondern die Fähigkeit, flexible Arbeitsmodelle in der Fläche abzubilden. Karla Aßmann
Welche Rolle spielen Innovation und Technologie in der Büroeinrichtungsbranche und wie wird die Gen Z diese beeinflussen?
Alles wird digitaler. Einer der vier Megatrends in der Branche ist das Smart Office, um die Organisation von Prozessen und Abläufen im Unternehmen besonders effizient zu gestalten. Die Gen Z ist sicherlich ein weiterer Treiber, sie ist mit digitalen Lösungen aufgewachsen. Umso wichtiger ist es, auch dieser Generation Arbeitswelten anzubieten, in denen sie sich wohlfühlt und kreativ sein kann. Dabei geht es nicht um einzelne Büromöbel, sondern um ganzheitliche, zeitgemäße und inspirierende Lösungen. Nicht nur unsere Produkte, auch die Produktion wird immer digitaler. In Melle steht heute eine der modernsten Büromöbelfertigungen Europas. Nahezu vollautomatisch stellen wir täglich 2.500 Möbelteile nach dem Losgröße-1-Prinzip her, in höchster Qualität, mit punktgenauem Timing. Darauf sind wir stolz.
Wie kann man die Generation Z an Unternehmen binden?
Ich glaube, dass man junge Generationen binden kann, indem man ihnen innerhalb gewisser Leitplanken genügend Freiraum lässt. Was meiner Meinung nach auch wichtig ist: Dass man als Unternehmen zeigt, dass man sich ständig weiterentwickelt, neuen Themen offen gegenübersteht und auch versucht, diese im Unternehmen umzusetzen. Dazu gehören für mich, eine Fehlerkultur und ein gesundes Weiterbildungsmanagement zu implementieren und den Mitarbeitenden regelmäßig Feedback zu geben.
Wie sollten Arbeitskultur und Büros gestaltet sein, damit sie zu Orten der Identifikation werden?
Offen, ehrlich und motivierend. So halten wir es bei ASSMANN, mittlerweile in der vierten Generation. Das Ergebnis ist eine Arbeitskultur, der ein Großteil der Mitarbeitenden über Jahrzehnte treu geblieben ist. Das lässt sich auch auf Büros übertragen: Eine offene und motivierende Arbeitsumgebung fördert das Wohlbefinden und stärkt die Identifikation. Dazu braucht es eine gewisse Flexibilität in der Fläche und einen bunten Mix aus allem. Denn der Grund, warum ich heute ins Büro komme, kann morgen schon ein anderer sein.
Der Mix macht’s. Es sollte sowohl Arbeitsflächen geben, auf denen sich standardisierte Tätigkeiten mit normalen Schreibtischsituationen durchführen lassen. Auf der anderen Seite werden flexible Arbeitsumgebungen mit Wohlfühl-Charakter benötigt, die bewusste Zusammenarbeit und kreativen Austausch fördern. Karla Aßmann
Was ist für Sie der Mehrwert des Büros?
Der ständige Austausch, die Identifikation mit dem Unternehmen, das Mittendrin sein. Das sind alles Faktoren, die einem kein Homeoffice der Welt bieten kann. Wir sagen immer, du kannst dich erst mit ASSMANN identifizieren, wenn du einmal ASSMANN-Luft geschnuppert hast. Und das geht nur, wenn du vor Ort bist. Die zwischenmenschlichen Beziehungen, das familiäre Klima, das ist für mich der Mehrwert des Büros.
Frau Aßmann, Sie sind als erste Frau in den Vorstand des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt e.V. gewählt worden. Was bedeutet das für Sie?
Wenn ich als gutes Beispiel gesehen werde, ist das natürlich ein schönes Gefühl, aber ich möchte nicht in meiner Rolle als Frau einen Schwerpunkt setzen. Als Mitglied im IBA-Vorstand geht es mir genauso wie als Geschäftsführerin von ASSMANN darum, gute Arbeit fortzusetzen. Bei uns sind das unter anderem die Werte als inhabergeführtes Familienunternehmen, im Industrieverband die gute Zusammenarbeit für neue Büro- und Arbeitswelten.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Aßmann.
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Karla Aßmann ist Geschäftsführerin der ASSMANN Büromöbel GmbH & Co. KG und leitet dazu im Tandem mit Michael Vogel den nationalen Vertrieb des Unternehmens. In dieser Funktion verantwortet sie die Bereiche Workplace Consulting, Customer Service sowie Service und Montage-Dienstleistungen. Im April 2023 wurde sie als erste Frau in den Vorstand des Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. gewählt. Weitere Informationen zum Unternehmen unter https://www.assmann.de/.
Titelbild: ASSMANN
