Die Arbeitswelt ist im Wandel: Unternehmen stehen vor der Aufgabe, Bürokonzepte zu schaffen, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht werden sowie Innovationen und Zusammenarbeit fördern. Die diesjährigen „IBA vor Ort“-Termine gaben Einblick in die Trends und Best Practices der Bürogestaltung. Welche Entwicklungen prägen die moderne Arbeitswelt und was können Unternehmen daraus lernen? Ein IBA Nachgefragt.
Flexibilität als Schlüsselfaktor
Ein wiederkehrendes Thema bei allen „IBA vor Ort“-Besuchen war die Bedeutung flexibler Arbeitsumgebungen – starre Arbeitsplatzstrukturen gehören der Vergangenheit an. Ob in der neuen OTTO-Zentrale in Hamburg oder bei Siemens Healthineers in Eschborn – Flexibilität ist der Schlüssel für ein produktives und motivierendes Arbeitsumfeld. In der OTTO-Zentrale wird nach dem Prinzip des Activity-based Working gearbeitet. Die Mitarbeiter wählen ihren Arbeitsplatz je nach Aufgabe. Für konzentriertes Arbeiten gibt es Bibliotheken, für kreative Meetings Social Spaces und auch Rückzugsorte stehen zur Verfügung. Diese Vielfalt schafft nicht nur Dynamik, sondern fördert auch die Eigenverantwortung. Eine ähnliche Philosophie verfolgt Siemens Healthineers mit dem „Healthineers Way of Working“, bei dem hybrides Arbeiten und Desksharing im Mittelpunkt stehen. Mitarbeiter können zwischen Präsenzarbeit im Büro und mobilen Arbeitsmodellen wechseln – im Büro stehen attraktive Arbeitsplätze für unterschiedliche Tätigkeiten zur Verfügung. Beide Konzepte zeigen: Die starre Struktur traditioneller Arbeitsplätze gehört der Vergangenheit an, Arbeitsräume passen sich der jeweiligen Tätigkeit an.
Nachhaltigkeit als Grundpfeiler
Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit – das wurde bei den „IBA vor Ort“-Terminen deutlich. In der neuen Hauptverwaltung von Heidelberg Materials gehen Nachhaltigkeit und Architektur Hand in Hand. Mit einer photokatalytischen Betonfassade, die Stickoxide abbaut, und einem innovativen Heiz- und Kühlsystem, das Geothermie und Grundwasser nutzt, zeigt das Gebäude, wie ressourcenschonendes Bauen umgesetzt werden kann. Auch Siemens Healthineers in Eschborn setzt Maßstäbe: Das Bürogebäude ist nicht nur energieeffizient, sondern dank Solarzellen auf dem Dach nahezu autark. Diese Investitionen in nachhaltige Technologien verbessern nicht nur die Umweltbilanz, sondern stärken auch das Employer Branding, indem sie ein klares Zeichen für Zukunftsfähigkeit und Verantwortung setzen.
Der Arbeitsplatz als Erlebnisort
Moderne Büros werden immer mehr zu Erlebnisorten, die mehr bieten als funktionale Arbeitsplätze. Der Beiersdorf-Campus in Hamburg ist ein Paradebeispiel dafür: Mit Angeboten wie einem Working Café, einem Digital Playground und flexiblen Kollaborationsbereichen wird der Campus zu einem Ort, der Kreativität und Zusammenarbeit fördert. Die Mitarbeiter können zwischen 25 verschiedenen Raumtypen wählen, die von modularen Workshopkonzepten bis hin zu Rückzugsbereichen für konzentriertes Arbeiten reichen. Ein ähnliches Ziel verfolgt die OTTO-Zentrale. Das lichtdurchflutete Atrium ist nicht nur Herzstück und architektonisches Highlight, sondern auch zentraler Treffpunkt und Veranstaltungsort. Diese Gestaltung lädt die Mitarbeiter ein, sich aktiv in die Unternehmenskultur einzubringen und das Büro als lebendigen Ort des Austauschs zu erleben. Hier wird das Büro zu einem Ort, an dem man sich gern trifft – ein wichtiger Faktor, um Mitarbeiter nach der Home-Office-Ära wieder zurück ins Büro zu holen.
Technologie und Digitalisierung
Moderne Technologien prägen zunehmend die Arbeitswelten vieler Unternehmen. Das BASF Creation Center Europe zeigt, wie digitale Tools und innovative Raumgestaltung Hand in Hand gehen können. Die interaktive Materialbibliothek ermöglicht es, Materialeigenschaften und Anwendungen direkt vor Ort zu testen und die Ergebnisse nahtlos in digitale Kollaborationstools zu übernehmen. Flexible Besprechungsräume und das Atrium – eine Kombination aus Hörsaal und Werkstatt – schaffen ideale Bedingungen für den kreativen Austausch und schnelles Prototyping. Siemens Healthineers setzt ebenfalls auf digitale Innovation. KI-gestützte Tools und moderne IT-Infrastrukturen unterstützen hybride Arbeitsmodelle und ermöglichen die effektive Zusammenarbeit, unabhängig vom Standort.
Mitarbeiterorientierte Gestaltung
Wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu berücksichtigen, zeigte sich bei vielen „IBA vor Ort“-Terminen. So wurde der neue Beiersdorf-Campus von Anfang an gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelt. Ein Netzwerk von Mitarbeitern half, die Anforderungen an die neuen Räume zu definieren, Möbel auszuwählen und sogar Gebäudenamen zu vergeben. Ein partizipativer Ansatz, der zu großer Akzeptanz führt und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt. Ähnlich integrierte Heidelberg Materials seine Mitarbeiter in den Planungsprozess. Ein internes Sounding Board aus Vertretern verschiedener Abteilungen stellte sicher, dass die neuen Räume funktional und inspirierend zugleich sind und die Unternehmenskultur repräsentieren
Lessons learned
Als zentrale Erkenntnisse lassen sich also festhalten:
1. Flexibilität fördern: Arbeitsplätze sollten sowohl individuelles als auch kollaboratives Arbeiten ermöglichen.
2. Nachhaltigkeit ernst nehmen: Ressourcenschonendes Bauen und energieeffiziente Technologien sind nicht nur umweltfreundlich, sondern stärken auch das Unternehmensimage.
3. Arbeitsplätze emotional aufladen: Büros sollten als Erlebnisorte gestaltet werden, die den Mitarbeitern Raum für Kreativität und Austausch bieten.
4. Technologie gezielt einsetzen: Digitale Tools und IT-Infrastrukturen sind für hybride Arbeitsmodelle unverzichtbar.
5. Mitarbeiter einbinden: Die Beteiligung der Mitarbeiter schafft Akzeptanz und stärkt die Unternehmenskultur.