Auf dem Wieslocher Campus des Finanzdienstleisters MLP entstehen derzeit moderne Arbeitswelten für rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um neue Formen der Zusammenarbeit möglich zu machen. Die „IBA Forum“-Redaktion sprach mit Angelika Zinkgräf, Personalleiterin bei MLP, über New Work, die Bedeutung von Unternehmenskultur und das Konzept des lebenslangen Lernens.
Frau Zinkgräf, wie würden Sie die Unternehmenskultur bei MLP beschreiben?
Wir haben eine offene, vertrauensvolle, wertschätzende, aber auch leistungsorientierte Unternehmenskultur. Dafür steht auch unser „MLP-Spirit“, mit dem wir unsere Zusammenarbeit definieren: Leidenschaft für Kundinnen und Kunden, die Freude am Für- und Miteinander, und die Begeisterung fürs Noch-besser-Werden. Diese Werte sind uns wichtig und bieten uns Orientierung für die Art und Weise, wie wir als Menschen und Kollegen zusammenarbeiten: gemeinsam Freude haben, gemeinsam etwas bewegen, gemeinsam vorankommen – das zeichnet uns aus.
Wie spiegeln sich Ihre Unternehmenswerte in den neuen Arbeitswelten wider?
In einer konzernübergreifenden Arbeitsgruppe haben wir uns intensiv damit beschäftigt, wie wir unsere Unternehmenswerte in den Arbeitswelten abbilden und die Zusammenarbeit sowohl innerhalb der Teams als auch zwischen den verschiedenen Fachbereichen optimieren können. Dabei standen immer die Bedürfnisse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt. Wir konnten neue Räume schaffen, die sowohl für konzentrierte Einzelarbeit als auch für Team- und Projektarbeit geeignet sind. Ebenso sind Flächen für Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse entstanden. Das neue Raumkonzept unterstützt unsere flexible Arbeitsweise, die mal remote, mal hybrid und mal präsent stattfindet. Das Thema Raumgestaltung geht aber auch Hand in Hand mit dem Thema Technik und der Entwicklung hybrider Zusammenarbeit: So haben wir die technische Ausstattung unserer Räume entsprechend angepasst, etwa durch neue Software und Tools. Außerdem haben wir agile Arbeitsmethoden eingeführt. Ein weiterer wichtiger Aspekt für uns ist die kontinuierliche Qualifizierung. Wir investieren viel Zeit und Ressourcen in Schulungen und Trainings, damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch die notwendigen Kompetenzen erwerben, um unter den veränderten Rahmenbedingungen künftig weiter erfolgreich zu agieren. Eine entscheidende Rolle kommt in diesem Zusammenhang unseren Führungskräften zu. Wir haben sie aktiv einbezogen, um mit ihren Teams die relevanten Bedürfnisse zu ermitteln und die besten Arbeitsmethoden und ‑instrumente zu definieren. Dieser partizipative Ansatz ermöglicht es uns, den sich wandelnden Anforderungen gerecht zu werden.
Was war die größte Herausforderung bei diesem Projekt?
Die größte Herausforderung war es, loszulassen und Ballast abzuwerfen. Wir mussten akzeptieren und verstehen, dass Neues nur entstehen kann, indem wir bereit sind, auf Gewohntes zu verzichten, alte Zöpfe abzuschneiden und mit den vorhandenen Gegebenheiten in neuer Form umzugehen.
Wie ist die Resonanz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die New-Work-Arbeitsflächen?
Für die bereits fertiggestellten Arbeitsflächen haben wir sehr viele positive Rückmeldungen von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhalten. Das liegt vor allem daran, wie wir den Prozess begleitet und von Projektbeginn an alle Unternehmensbereiche einbezogen haben, um für sie eine angenehme, unterstützende Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Als Arbeitgeber ist es uns wichtig, ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, in dem die Teams gerne arbeiten und das sich flexibel den unterschiedlichen Erfordernissen anpasst. Das ist uns sehr gut gelungen, und darauf sind wir stolz.
Wie machen Sie sich konkret fit für die Zukunft?
Wir nutzen intensiv unsere hauseigene Corporate University und verfolgen konsequent den Ansatz des lebenslangen Lernens. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben am Campus in Wiesloch Zugang zu einer Vielzahl von Lernräumen und Lernangeboten, darunter Blended Learning, Präsenzveranstaltungen und Web-based Trainings. Diese Kombination der Lernmethoden ermöglicht es uns, uns fachlich und methodisch weiterzuentwickeln und die Potenziale jedes Einzelnen optimal zu nutzen. Besonderen Wert legen wir auf digitale Kompetenzen und die Fähigkeit, Veränderung aktiv anzugehen und zu gestalten. Eine wichtige Rolle übernehmen auch hier unsere Führungskräfte, die als Zukunftsgestalter ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren, die Chancen des Wandels zu erkennen und zu nutzen.
Wie kann Kultur ein Umfeld schaffen, das Kreativität und Innovation fördert?
Wir sehen im persönlichen Austausch die Grundlage für Kreativität und Innovation. Wir glauben fest daran, dass die besten Ideen und Innovationen nicht im stillen Kämmerlein entstehen, sondern durch Begegnung und gemeinsame Aktionen. So gibt es am Standort viele neue Raummodule, die das Mit- und Füreinander erlebbar machen. Austausch findet aber auch in anderer Form, zumeist informell, statt. Das kann beim gemütlichen Kaffeetrinken in unserem Caffè Dallucci sein oder bei Veranstaltungsformaten wie dem Sommerfest, der Weihnachtsfeier, dem Campustag, unseren „Lunch-and-Learns“ oder den Gesundheitstagen, bei denen wir bewusst abteilungsübergreifende Begegnungen und Networking fördern.
Sie haben sich dem Prinzip des lebenslangen Lernens verschrieben. Wie unterstützt die neue Arbeitsumgebung dieses Prinzip?
Unser Arbeitsumfeld ist so gestaltet, dass Interaktion auch über Distanz hinweg möglich ist. Außerdem haben wir unsere Schulungsangebote für unsere Tochtergesellschaften erweitert. Das fördert nicht nur die Begegnung und ein Kennenlernen über Unternehmensgrenzen hinweg, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl und unsere Unternehmenskultur und trägt zu neuen Ideen und Impulsen bei. Da wir im Konzern unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe haben, empfinden wir den Austausch und das Lernen voneinander als inspirierend. Wir bieten verschiedene Lernformate an, die sowohl vor Ort an unterschiedlichen Standorten als auch hybrid, remote und online stattfinden können. Die räumliche Ausstattung spielt dabei eine wichtige Rolle, um gemeinsames Lernen in unterschiedlichen Ausprägungen zu ermöglichen und die Vorteile neuer Arbeitsmethoden voll auszuschöpfen.
Wie kann der Erfahrungs- und Wissenstransfer zwischen den Generationen gelingen und welche Voraussetzungen müssen dafür in Unternehmen geschaffen werden?
Dieses wichtige Thema gehen wir als Unternehmen aktiv an. Beispielsweise im Rahmen unserer Nachfolgeplanung liegt unser Fokus auch auf dem Know-how-Transfer von erfahrenen zu jungen Kolleginnen und Kollegen. Gleichzeitig erkennen wir, dass auch in umgekehrter Richtung Lernen stattfinden muss, insbesondere im Hinblick auf technologische Veränderungen. Wir ermutigen unsere Führungskräfte aktiv, sich mit technischen Neuerungen vertraut zu machen und den Wissenstransfer zwischen den Generationen zu fördern.
Laut einer forsa-Studie sind junge Arbeitnehmer deutlich weniger loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber als ältere. Welche Führungskompetenzen braucht es, um die Generation Z an sich zu binden?
Die Erwartungen junger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an die Arbeitswelt haben sich verändert, daher benötigen wir auch andere Führungskompetenzen, um die Generation Z langfristig für uns zu begeistern. Die klassische autoritäre Führung hat an Bedeutung verloren, da junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Flexibilität und Agilität in ihrer Arbeitsweise suchen. In unseren Führungsleitsätzen haben wir daher folgende fünf Prinzipien verankert: die Führungskraft als Vorbild, als Mensch, als Herausforderer, als Coach und als Zukunftsgestalter. Diese Grundsätze und Fähigkeiten sind wichtig für den Fortschritt und die Anpassung an Veränderungen in der Arbeitswelt. Besonders die Rolle des Coaches spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle: Junge Talente wollen Verantwortung übernehmen, brauchen aber gleichzeitig Unterstützung, Anleitung und Orientierung durch ihre Vorgesetzten. Eine partnerschaftliche Führung, die auf Zusammenarbeit und Entwicklung setzt und das Gegenüber mit seinen Stärken und Schwächen wahrnimmt, ist wichtiger denn je.
Inwiefern trägt der Raum bzw. das Büro dazu bei, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden?
Raum ist durchaus ein Employer-Branding-Faktor. Die Flexibilität in der Arbeitsweise und in der Nutzung der attraktiven Räumlichkeiten trägt dazu bei, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns wohlfühlen und auch in schwierigen Situationen ein angemessenes Arbeitsumfeld vorfinden. Positives Feedback bekommen wir auch häufig von Bewerberinnen und Bewerbern, die uns für Kennenlerngespräche auf dem Campus besuchen: Sie können sich dann umso besser vorstellen, wieviel Spaß es macht, sich mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort auszutauschen und die Kultur des Miteinanders selbst zu erleben.
Frau Zinkgräf, vielen Dank für das Gespräch.
Flexibilität als Prinzip
Zentraler Gedanke der neuen Arbeitswelten bei MLP ist das Prinzip der Flexibilität. Zum einen werden flexible Arbeitsmodelle unterstützt, darunter auch das hybride Arbeiten, bei dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter je nach Bedarf im Büro, zu Hause oder unterwegs arbeiten können. Mindestens die Hälfte der Arbeitszeit soll im Regelfall vor Ort verbracht werden, je nach Bedarf des Bereichs und persönlichen Bedürfnissen.
Flexibilität spiegelt sich aber auch direkt im Raumangebot wider. Neben klassischen, höhenverstellbaren Schreibtischen gibt es in den Homebases unterschiedlich gestaltete Arbeitsplätze, die auf die Bedürfnisse der jeweiligen Teams zugeschnitten sind. Die neuen Arbeitswelten sind modular aufgebaut und können je nach Bedarf angepasst werden. Multifunktionale Arbeitsbereiche ermöglichen es, je nach Arbeitsaufgabe und Teamgröße den passenden Raum zu nutzen. Da vor dem Umbau die Besprechungsräume den größten Engpass darstellten, wurden zahlreiche Besprechungsboxen als Raum-in-Raum-Module eingebaut. Zusätzlich wurden individuelle Kommunikationsbereiche für vertrauliche Gespräche geschaffen. Auf einer Pilotfläche und mit jeder neu umgestalteten Etage können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle Raummodule ausprobieren und so ihre eigenen Anforderungen genauer formulieren. Kollaborationsbereiche, Ruhezonen und das Caffè Dallucci, das Arbeitsmöglichkeiten drinnen und draußen bietet, runden das vielfältige Raumangebot ab. Auch technologisch setzt MLP auf Flexibilität: Moderne Technik ermöglicht den nahtlosen Wechsel zwischen verschiedenen Geräten und Arbeitsumgebungen. Durch regelmäßiges Feedback und Evaluation findet außerdem eine kontinuierliche Anpassung und Verbesserung der Arbeitsumgebung statt.
Daten und Fakten zum Projekt:
- Planung und Projektleitung: Heike Vogelgesang – Fachreferentin Immobilienmanagement
- Projektzeitraum: April 2021 bis März 2025 (Konzepterstellung, Ausschreibung, Einrichtung und Umsetzung)
- Gesamtfläche: 8.500 m2