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Gestalten statt verwalten: Mutige Führung in der neuen Arbeitswelt

Work Culture Festival

Fabian Kienbaum und Michael Trautmann auf der ORGATEC 2024
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
6 Minuten

Auf der diesjährigen ORGATEC war Fabian Kienbaum, Co-CEO von Kienbaum Consultants International, zu Gast im Live-Podcast „On the Way to New Work“. Im Gespräch mit Host Michael Trautmann erklärt er, warum mutige Führung der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit ist und wie Erfahrungen aus dem Spitzensport helfen, Komfortzonen zu verlassen und Verantwortung zu übernehmen.

Vom Spielfeld in die Vorstandsetage

Wie wird man zu dem Menschen, der man heute ist? Diese Frage stellte Michael Trautmann zu Beginn des Gesprächs. Fabian Kienbaum führt seine Prägung auf die Jahre im Mannschaftssport zurück. „Die Zeit beim Handball hat mich nachhaltig geprägt“, erklärte er. Neben dem sportlichen Wettkampf habe ihn vor allem das Zusammenspiel von Diversität und Teamgeist geprägt. Unterschiedliche Altersgruppen, kulturelle Hintergründe und Positionen im Team forderten ihn immer wieder heraus, flexibel zu agieren und sich auf neue Rollen einzulassen. Gerade in der Bundesliga habe er gelernt, mit Druck, Niederlagen und Kritik umzugehen. „Das Aufstehen nach Rückschlägen, heute oft Resilienz genannt, habe ich im Sport gelernt“, sagt Kienbaum. Diese Erfahrungen überträgt er heute auf seine Führungsrolle: „Man muss bereit sein, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen und aus ihnen zu lernen.“

Mut als Erfolgsfaktor

Brave Leadership war ein zentraler Aspekt des Talks. Kienbaum berichtete von einer Studie, die sein Unternehmen während der Pandemie durchgeführt hatte, um herauszufinden, welche Eigenschaften in Krisenzeiten zum Erfolg führen. „Mut ist die Schnittstelle zwischen Entschlossenheit und Werteorientierung“, erklärte er. Während der Pandemie waren viele Menschen gezwungen, über ihr Leben und ihre Prioritäten nachzudenken. Diese Reflexion fand auch auf organisationaler Ebene statt. Unternehmen, die bereit waren, Risiken einzugehen und innovative Ansätze zu verfolgen, erwiesen sich als besonders erfolgreich. „Es ging darum, nicht nur zu reagieren, sondern aktiv zu gestalten.“ Doch wie sieht mutige Führung konkret aus? Kienbaum betont die Bedeutung von Kritikfähigkeit und Feedbackkultur. Laut Studie sehen 64 % der Befragten die Offenheit für Kritik als eines der größten Probleme in Unternehmen. „Wenn Kritik nicht geäußert wird, entsteht eine Angstkultur, die Innovationen hemmt und Potenziale blockiert“, erklärte er. Kienbaum betonte auch die Relevanz der psychologischen Sicherheit. Er zitierte die Harvard-Professorin Amy Edmondson, die dazu rät, in Teams aktiv nach abweichenden Meinungen zu fragen: „Was haben wir übersehen? Reden wir uns etwas schön?“ Diese Herangehensweise, die Widerspruch und Kritik willkommen heißt, ist wesentlich, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Kienbaum betonte, dass psychologische Sicherheit von Anfang an geschaffen werden sollte, indem Führungskräfte Teammitglieder gezielt ermutigen, ihre Perspektive zu teilen, und eine offene Atmosphäre schaffen, in der auch kritische Meinungen willkommen sind.

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Führung in der neuen Arbeitswelt

In einer von Digitalisierung und hybriden Arbeitsmodellen geprägten Welt wird das Kommunizieren als Führungskompetenz immer wichtiger. „Die richtige Kommunikation ist entscheidend, um Vertrauen aufzubauen und unterschiedliche Stakeholdergruppen an das Unternehmen zu binden“, so Kienbaum. Dies gelte sowohl für digitale als auch für persönliche Interaktionen. Kienbaum betonte, dass mutige Führung immer auf Menschlichkeit basiere. „Wer Menschen nicht mag, sollte nicht führen“, stellte er klar. Gleichzeitig räumte er ein, dass Führung anstrengend sein kann. Der Druck auf Entscheidungsträger sei hoch, aber nur durch Empathie und echtes Interesse am Gegenüber könne eine Organisation erfolgreich sein. Die Corona-Pandemie brachte hier eine interessante Wendung: Viele Führungskräfte wurden in virtuellen Meetings plötzlich in privaten Momenten sichtbar – sei es durch Kinder, die in Meetings platzten, oder andere Einblicke in ihr Zuhause. Diese Authentizität führte laut Studien dazu, dass die Mitarbeiter ihre Führungskräfte oft positiver beurteilten als vor der Pandemie.

Führung als permanenter Lernprozess

Zum Abschluss des Talks warf Kienbaum einen Blick in die Zukunft. Mutige Führung beschrieb er als dynamischen Prozess, der ständig angepasst werden müsse. „Es gibt nicht den einen richtigen Führungsstil“, betonte er. Vielmehr sei es wichtig, kontextbezogen zu handeln und dabei sowohl die eigenen Werte als auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter im Blick zu haben, vor allem auch die neue Generation von Mitarbeitern, die Generation Z. Diese Altersgruppe lege besonderen Wert auf Feedback, Coaching und Flexibilität. Mutige Führung kann helfen, diese Bedürfnisse zu erfüllen und gleichzeitig die Potenziale der Generation Z besser zu nutzen. Führungskräfte, die die psychologische Sicherheit fördern und offen kommunizieren, schaffen ein Arbeitsumfeld, das junge Talente anzieht und bindet. Kienbaum betonte insbesondere die Rolle des „Reverse Mentoring“, bei dem jüngere Mitarbeiter ihre Expertise, etwa im Umgang mit KI und Sozialen Medien, an ältere Kollegen weitergeben. Unternehmen, die mutige Führung aktiv leben, schlägt sich übrigens auch im Net Promoter Score (NPS) nieder, der die Weiterempfehlungsbereitschaft misst. Diese verzeichnen nämlich höhere NPS-Werte und profitieren von einer stärkeren Mitarbeiterbindung – sie werden als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen. Kienbaum betonte in diesem Zusammenhang, dass Menschen in Organisationen eine entscheidende Rolle spielen: „Die stärkste Form der Rekrutierung ist immer noch die Weiterempfehlung. Mutige Führungskräfte tragen entscheidend dazu bei, eine Kultur zu schaffen, die Talente nicht nur anzieht, sondern auch langfristig bindet.“

Work Culture Festival Impressionen

Ikonische Momente erleben Hier finden Sie eine erste kleine Auswahl an Fotos des Festivals.

Fazit: Mut spielt in der modernen Arbeitswelt eine Schlüsselrolle. Ob bei der Förderung von Kritikfähigkeit, der Entwicklung von Innovationen oder der Schaffung von psychologischer Sicherheit – mutige Führung verbindet Entschlossenheit mit Werteorientierung und stärkt so die Zukunftsfähigkeit von Organisationen.

Fabian Kienbaum ist Co-Chief Empowerment Officer (Co-CEO) der Kienbaum Consultants International GmbH in gemeinsamer Verantwortung mit Dr. Bibi Hahn und Autor zahlreicher Artikel über Leadership und New Work. Vor seinem Einstieg bei Kienbaum im Jahr 2014 arbeitete er in einer internationalen Unternehmensberatung in London und war als Bundesligahandballer für den VfL Gummersbach aktiv. Fabian Kienbaum hält zudem Beiratsrollen bei der Heraeus Bildungsstiftung und StartupTeens sowie ein Verwaltungsratsmandat beim führenden Schweizer Online-Stellenmarkt Jobcloud inne. Er wurde 2017 vom Wirtschaftsmagazin Capital in der Kategorie Unternehmer als „Junge Elite – Top 40 unter 40“ ausgezeichnet. Weitere Informationen: kienbaum.com und https://www.linkedin.com/in/fabian-kienbaum.

 

Titelbild: © IBA