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Nachhaltigkeit im Motorsport und KI in der Musikwelt: Ein Blick durch Smudos Linse

Work Culture Festival

Talk mit Smudo auf dem Work Culture Festival 2024. Bild: IBA
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
5 Minuten

Smudo von den Fantastischen Vier ist nicht nur Musiker, sondern auch Rennfahrer und Technologie-Enthusiast. Auf dem Work Culture Festival sprach er mit Thorsten Giersch von DUP über zwei Themen unserer Zeit: Nachhaltigkeit im Rennsport und die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Musikwelt. Eine Einordnung, was das für die Arbeitswelt bedeuten könnte.

Nachhaltigkeit im Motorsport: Widerspruch oder Chance?

Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit zu verbinden, mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen. Doch Smudo zeigte auf der ORGATEC auf, dass dieser scheinbare Widerspruch Chancen birgt – nicht nur für den Motorsport, sondern auch als Vorbild für andere Branchen. Seit 20 Jahren nutzt er mit seinem Rennsportteam alternative Kraftstoffe wie Biodiesel aus Reststoffen. Heute setzt das Team Porsche GT3 mit nachhaltigen Komponenten ein und beweist, dass auch eine emissionsintensive Branche den technologischen Fortschritt vorantreiben kann. Für Smudo ist der Motorsport mehr als ein Hobby: Er sieht ihn als Plattform, um innovative Technologien zu testen und ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis zu stellen. „Der Motorsport kann hier eine Vorreiterrolle einnehmen und eine Brücke schlagen“, sagt er. Sein Ansatz hat auch Parallelen zur Arbeitswelt: Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ökonomische Ziele mit ökologischer Verantwortung in Einklang zu bringen. Wie im Motorsport können Anreize wie Nachhaltigkeitspunkte den Innovationsdruck erhöhen und nachhaltige Prozesse fördern. Dabei geht es nicht nur um sichtbare Emissionsquellen, sondern um den gesamten Lebenszyklus – vom Materialeinsatz bis zum Energieverbrauch der Infrastruktur. Für Smudo sind partnerschaftliche Zusammenarbeit und Offenheit für neue Technologien der Schlüssel. Nachhaltigkeit müsse ganzheitlich gedacht werden, um langfristig Wirkung zu entfalten, quasi vom Bürogebäude bis zur Lieferkette. Ob auf der Rennstrecke oder im Unternehmen – Nachhaltigkeit wird so zum Motor für Entwicklungen in Technik und Organisation.

KI in der Musik: Helfer mit kreativen Grenzen

Ein weiteres Thema des Work Culture Festival Talks war die Rolle von KI in der Musikindustrie, der Smudo ambivalent gegenübersteht. Einerseits bietet KI praktische Unterstützung, etwa beim Entfernen von Störgeräuschen, beim Optimieren eines Mix oder beim Herausfiltern einzelner Instrumente. Solche „Helferlein“, wie er sie nennt, erleichtern handwerkliche Aufgaben und schaffen Raum für kreative Prozesse. Andererseits betont er, dass KI klare Grenzen hat, wenn es um Kreativität geht. „Ich glaube nicht, dass KI die genialen Ideen von morgen liefern wird“, sagt er. Das Wesen der Kreativität – die Verbindung von Emotion, Kontext und Intuition – bleibe eine rein menschliche Fähigkeit. Für Smudo ist KI in ihrer heutigen Form weniger intelligent als vielmehr ein Spiegel dessen, was Menschen bereits geschaffen haben. Sie erkennt Muster und leitet daraus Ergebnisse ab, ohne einen eigenen kreativen Kosmos zu entwickeln. Ähnlich wie in der Musik sieht er auch in der Arbeitswelt Potenziale in der Automatisierung von Routineaufgaben, warnt aber vor einer zu großen Abhängigkeit von solchen Technologien. Diese könne zu einer „aufgeblasenen Flachheit“ führen, die Vielfalt und Tiefe gefährde. Smudo plädiert daher für einen offenen und verantwortungsvollen Umgang mit KI. Fortschritt und Innovation seien wertvoll, aber der Fokus auf menschliche Kreativität und emotionale Werte dürfe nicht verloren gehen. Ob in der Musik oder in der Arbeitswelt – die Balance zwischen technologischen Möglichkeiten und Authentizität wird entscheidend sein.

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Transformation: Erfolgsfaktor Kultur

Wer in der Transformation bestehen will, braucht Orientierung und Verbundenheit. Musik bietet in Zeiten des Wandels mehr als Unterhaltung – sie wird zum verbindenden Element und stiftet Gemeinschaft. So wie die Fantastischen Vier seit über 35 Jahren ihre Fans durch verschiedene Lebensphasen begleiten, schaffen sie Identifikationsmöglichkeiten für Generationen. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis der Band? Ein zentraler Faktor für das 35-jährige Bestehen der Fantastischen Vier ist ihre besondere Form der Zusammenarbeit. Entscheidungen werden im Plenum getroffen, in dem alle Bandmitglieder und das Management gleichberechtigt zusammenarbeiten. Auch bei Meinungsverschiedenheiten ist der Zusammenhalt nach einer gemeinsamen Entscheidung wesentlich. „Wenn wir uns auf etwas geeinigt haben, ziehen wir es auch durch“, erklärt Smudo. „Streitkultur“ nennt er die offene Diskussionskultur der Band, die den Grundstein für ihre Beständigkeit gelegt hat. Selbst wenn ein Mitglied skeptisch sei, stehe es am Ende hinter der getroffenen Entscheidung und arbeite für das gemeinsame Ziel. Smudo vergleicht die Dynamik der Band mit einer langjährigen Partnerschaft: „Ich sehe schon am Augenzucken, ob etwas gut ankommt oder nicht.“

In einer Welt, die sich ständig verändert und oft chaotisch erscheint, suchen Menschen nach Orientierung und Orten, die ihnen ein Gefühl von Stabilität und Gemeinschaft geben. Für Smudo ist ein Konzert nicht nur Unterhaltung, sondern ein „Wohlfühlprodukt“, ein Moment, in dem Menschen zusammenkommen, Erinnerungen schaffen und ein Stück Sicherheit in einer wilden Welt zurückgewinnen können. Auch Büros können solche Wohlfühlorte sein: Orte, an denen Gemeinschaft, Kreativität und Orientierung gelebt werden. So wie Musik Menschen verbindet, kann eine durchdachte Unternehmenskultur dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter wertgeschätzt und eingebunden fühlen – sei es durch inspirierende Arbeitsumgebungen, offene Kommunikation oder das gemeinsame Erreichen von Zielen. Da Wandel die einzige Konstante ist, bleibt das Streben nach Verbundenheit ein wesentlicher Erfolgsfaktor – in der Musik, im Büro und darüber hinaus.

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Smudo ist Mitbegründer der Band Die Fantastischen Vier, im Motorsport aktiv und befasst sich mit der Zukunft der Musikindustrie. 1999 erwarb Smudo seine DMSB-Lizenz der Kategorie International C. Seit 2000 ist der Fanta-Vier-Frontmann gemeinsam mit Thomas von Löwis of Menar (Tom von Löwis) im Motorsport aktiv und rockt nicht mehr nur die Bühnen, sondern auch die Rennstrecken der Nation.  Dabei setzt Smudos Rennstall Four Motors auf Nachhaltigkeit – gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Entwicklung wurden im Zwei- bis Dreijahresrhythmus verschiedene Bioconcept-Cars mit Karosserieteilen, Interieur und Innenverkleidungen aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt. Damit ist der Rennstall das erste Rennteam in Deutschland, das sich auf Nachhaltigkeit im Motorsport spezialisiert hat.

Titelbild: © IBA