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Du arbeitest, wie Du isst! Die veränderte Esskultur im Wandel der Arbeitswelt

Work Culture

Cafeteria im New Work Harbour, Hamburg   © New Work SE
Christiane Scharpf Christiane Scharpf ·
5 Minuten

„Mahlzeit“ – so klang es jahrzehntelang durch die Großraumbüros und auf den Fluren der Unternehmen. In größeren begaben sich ganze Belegschaften Richtung Kantine, in kleineren gab es Mitarbeiterräume mit Kühlschrank und Mikrowelle, wo mitgebrachte warme und kalte Gerichte zu sich genommen wurden. In jedem Fall war die Mittagspause eine feste Größe im Berufsalltag und diente nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern war Auszeit und Kommunikationsphase.

Diese Mittagszeit mit einem in der Regel warmen Essen war der Mittelteil von meist drei Mahlzeiten am Tag. Nach dem zwischenzeitlichen Trend zu vielen kleinen Snacks, bescherte die Pandemie dem warmen Mittagessen eine kurze Renaissance – fern von Imbissbuden oder Restaurantbesuchen wurde bei vielen im Home-Office tätigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern regelmäßig gekocht.

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Wo und was gegessen wird

Das Home-Office als möglicher Arbeitsort ist geblieben, das Büro kann wieder genutzt werden. Dritte Orte wie Cafés, Hotels, Parks, die Bahn ergänzen die stationären Arbeitswelten und sind Ausdruck von Flexibilität und Bewegung. Klassische Essenszeiten lassen sich dabei kaum noch einhalten. 

Die Beziehung zwischen Arbeit und Nahrungsaufnahme hat sich gedreht: Nicht mehr die Mahlzeiten strukturieren den Tag, es sind Art und Ort der Arbeit, die die Essgewohnheiten bestimmen.

Essen wird zunehmend anderen Tätigkeiten untergeordnet, man isst, wenn es passt, und oft einfach nebenbei. Das verändert die Art der Nahrungszufuhr, die Inhalte und die Anzahl der Mahlzeiten pro Tag: Pommes, Pizza, Burger, Riegel, Kaffee – und das alles „to go“ und möglichst schnell. Gesund erscheint das nicht und viel Verpackungsmüll wird auch produziert, was vor allem viele aus der jüngeren Generation der Wissensarbeiter stört. Besonders in den großen Städten ist der Wunsch nach regionalen und saisonalen Lebensmitteln groß. Hinzu kommen die Offenheit für neue Geschmackserlebnisse, fremde Esskulturen und der Wunsch nach weniger tierischen Produkten. Wenn auch auf der Hitliste der beliebtesten Kantinenessen Spaghetti Bolognese weiter auf Platz eins steht und die Currywurst den dritten Rang einnimmt (Quelle: Verpflegungsanbieter Apetito, 2023), sieht man bei den Betreibern von Werksküchen einen wachsenden Trend zu gesünderer und zunehmend auch vegetarischer Ernährung.

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Frisch und nachhaltig

Zwei Münchenerinnen haben zunächst sich und dann anderen Berufstätigen die Frage gestellt: „Und, wie ist Deine Mittagspause so?“

Die daraus resultierenden Erkenntnisse ließen sie in ihr Label Vegan Lunch Date einfließen und bieten seit 2021 ein täglich wechselndes Angebot für eine gesunde Mittagszeit. Ihr Lieferservice für veganes Mittagessen will Genuss mit hohem Ästhetik-Faktor bieten. In der speziell angefertigten Mehrweg-Lunchbox kommen die Produkte fein sauber unterteilt und mit separaten Dressings zu den Konsumenten. Die Kunden sollen ihr Mittagessen auspacken dürfen wie ein Geschenk. 

Essen auspacken wie ein Geschenk
Essen auspacken wie ein Geschenk
Gesunde Mittagszeit
Gesunde Mittagszeit
Mit Ästhetikfaktor
Mit Ästhetikfaktor

Das Feedback ist durchweg positiv. Die Zielgruppe, eher weiblich und in den Dreißigern, ist happy, dass es etwas Derartiges endlich gibt. Ob Büro oder Home-Office, der Bedarf nach einem gesunden Essen, das einen gut durch den Tag bringt, ist groß. Neben Catering bieten die beiden Food-Spezialistinnen auch Kochkurse an – eine interessante Alternative für Firmen ohne eigene Kantine: Gesund kochen lernen als Teambuilding-Event.

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Was Unternehmen tun können

Bei der Nahrungsaufnahme sind jedoch nicht nur die Qualität der Speisen, ihre Verpackung und Präsentation wichtig, auch ein ansprechend gestaltetes räumliches Umfeld spielt eine große Rolle.

Eine Kantine, ein Pausenraum oder eine Vielzahl kleiner Bereiche für eine Auszeit mit Essen dienen dem Rückzug und der Erholung. Ein natürliches Umfeld, Pflanzen im Raum oder ein begrünter Außenbereich helfen, den Blutdruck zu senken und Stress abzubauen. Natürliche Hölzer und organisch geformtes Mobiliar werden hier sinnvoll flankiert von appetitanregenden Farben aus dem warmen Spektrum wie Rot, Orange und Gelb für Accessoires und Bezugsstoffe. Mitarbeiter im Home-Office können sich zum gemeinsamen Essen am Bildschirm verabreden und Unternehmen verschicken Lebensmittelpakete à la HelloFresh. Wer viel für die Firma unterwegs ist, erhält eine Liste mit Restaurant-Tipps für unterwegs.

Die Arbeitswelt verändert sich und mit ihr die Essgewohnheiten. Auch wenn Auswahl und Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme zum Selbstmanagement jedes Einzelnen gehören, sollte die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein hohes Unternehmensziel sein. Es gibt viele Möglichkeiten, die Achtsamkeit beim Essen zu steigern. Denn man arbeitet nur so gut, wie man zwischendurch isst.

Christiane Scharpf gründete CS Designberatung 2006. Nach dem Studium der Innenarchitektur waren Jobs in Planung und Vertrieb sowie in der Markenberatung Stationen der beruflichen Entwicklung. Sie ist Partnerin für Gestaltung in 2D und 3D sowie Beraterin in der strategischen Planung von Designprojekten in Unternehmen und arbeitet als freie Fachjournalistin. Das Thema Farbe ist ein Themenschwerpunkt ihrer Tätigkeit.

 

Titelbild: New Work Harbour, Hamburg (New Work SE)

Bilder im Beitrag: Vegan Lunch Date, www.veganlunchdate.de