Coworking Spaces bieten als dezentrale Orte flexible Arbeitsmöglichkeiten neben Büroarbeitsplatz und Homeoffice. Begünstigt durch die Corona-Pandemie haben sich viele Tätigkeiten an andere Stellen als bisher üblich verlagert. Gerade im ländlichen Raum sind neue Coworking Spaces entstanden, die Beschäftigten eine Alternative zum Homeoffice bieten.
Gesteigerte Attraktivität im ländlichen Raum
Insbesondere kurze Wege und die Möglichkeit, gut ausgestattete wohnortnahe Arbeitsplätze zu nutzen, führen dazu, dass Coworking Spaces auch im ländlichen Raum vermehrt an Attraktivität gewinnen. Eine Trendstudie der Bertelsmann Stiftung vom Herbst 2020, die von der Genossenschaft CoWorkLand mit Unterstützung des Netzwerks Zukunftsorte erstellt wurde und bei der mehr als 200 Gründer und Nutzer ländlicher Coworking Spaces befragt wurden, zeigt, dass Coworking-Angebote im ländlichen Raum kontinuierlich zunehmen und immer häufiger genutzt werden. Laut Deskmag ließen sich bereits im Jahr 2019 12 % aller Coworking Spaces weltweit im ländlichen Raum verorten, mit weiter steigender Tendenz.
Ausprägungen ländlicher Coworking Angebote
Coworking Spaces sind allgemein sehr unterschiedlich organisiert. Auf dem Land nehmen vor allem wohnortnahe Coworking-Angebote zu. Aber auch an viel befahrenen Pendlerrouten, inmitten der Natur in Form von Workations oder in leer stehenden Gebäuden in ländlichen Gemeinden oder Kleinstädten entstehen Coworking Spaces. Sie erweitern das Arbeitsplatzangebot und dienen als Katalysatoren für die Regionalentwicklung. Wohnortnahe Coworking Spaces im ländlichen Raum sind oft von einer Mischnutzung geprägt, dabei werden häufig auch noch andere Dienstleistungen oder Nutzungsmöglichkeiten in Anspruch genommen, häufig steht auch das Netzwerken im Vordergrund. Coworking Spaces werden so zu gesellschaftlichen Mittelpunkten und Orten der Begegnung und Gemeinschaft.
Drei Beispiele für Coworking im ländlichen Raum
1. Coconat in Bad Belzig
Das Coconat im brandenburgischen Bad Belzig ist ein umgebauter alter Gutshof, es steht für Gemeinschaft und konzentriertes Arbeiten in der Natur („Community and Concentrated Work in Nature“). Das Workation Retreat ist etwa eine Stunde von Berlin entfernt, liegt in der Natur und ist leicht vom Flughafen, von Bahnhöfen und dem zentralen Busbahnhof aus zu erreichen. Das Coconat bietet Arbeitsplätze innen und außen und dazu viel Raum für Auszeiten in idyllischen Naturlandschaften. Nicht nur einzelne Arbeitnehmer buchen Coworking-Arbeitsplätze. Auch immer mehr Unternehmen nutzen mit ganzen Abteilungen das alternative Arbeitsangebot.
2. FachWerkerei Homberg Efze
Die FachWerkerei bietet seit Mai 2021 flexibles Arbeiten für eine offene Community in einem direkt am Marktplatz der Kreisstadt Homberg Efze gelegenen Gebäude an. Mit 14 Arbeitsplätzen, drei Konferenz- bzw. Besprechungsräumen und einem Veranstaltungssaal ist die FachWerkerei eher ein familiärer Coworking Space. Das Motto „Klein, aber fein“ ist hier Programm. Als erste Mieter zogen im Rahmen des Summer-of-Pioneers-Projekts 20 Digitalarbeiter ein und arbeiteten an dem Konzept, den Homberger Marktplatz als Campus für neues Leben und Arbeiten auf dem Land zu entwickeln. Zu den Kunden der FachWerkerei zählen neben Einzelpersonen immer mehr Unternehmen, die damit dezentrale Arbeitsorte für ihre Mitarbeiter in der Region einrichten möchten.
3. Coworkerei Tegernsee
Die Coworkerei Tegernsee ist einer der ersten Coworking Spaces im ländlichen Raum und wurde bereits im Jahr 2015 gegründet. Sie bietet 24 modern ausgestattete Arbeitsplätze in einem nach ökologischen Gesichtspunkten gebauten Holzhaus. Neben Coworking-Arbeitsplätzen und Flex Spaces stehen vor bayerischer Bergkulisse auch Meeting‑, Workshop- und Veranstaltungsräume zur Verfügung.
Nachhaltigkeitsaspekte von Coworking Spaces
Coworking Spaces stehen für eine gemeinschaftliche Flächen- und Infrastrukturnutzung. Außerdem entlasten ländliche Coworking Spaces Innenstädte und verringern im besten Fall den Pendlerverkehr. Angestellte können so oftmals wesentlich geringere Pendelzeiten einplanen, wenn sie statt zum Unternehmensstandort einfach zum wohnortnahen Coworking Space fahren können. Damit lassen sich auch Umweltbelastungen und der CO2-Ausstoß reduzieren. Eine Studie der Umweltorganisation Greenpeace aus dem Jahr 2020 besagt, dass der CO2-Ausstoß im Verkehr um 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr sinken würde, wenn 40 % der Arbeitnehmer künftig dauerhaft an zwei Tagen pro Woche von zu Hause – und damit auch von alternativen wohnortnahen Plätzen – aus arbeiten würden. Das entspräche 18 % aller durch das Pendeln entstehenden Emissionen. Zeitgleich würden die Straßen entlastet, da parallel dazu pro Jahr etwa 35 Milliarden Personenkilometer wegfielen. Ein wichtiger Aspekt, der für die Flexibilität und Diversität von Arbeitsstrukturen spricht.