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Generationenübergreifende Zusammenarbeit: Interview mit Simon Schnetzer

5 Fragen an ...

Simon Schnetzer, Jugendforscher, Speaker und Berater
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
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Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Jüngere Arbeitnehmergenerationen streben in die Unternehmen und stellen die Anforderungen an Mitarbeiterführung auf den Kopf. Ein Gespräch mit dem Jugendforscher und Berater Simon Schnetzer über generationenübergreifende Zusammenarbeit und die Anforderungen an Führung zur Bindung von Mitarbeitern.

Räume leisten nachgewiesenermaßen einen Beitrag dazu, wie wohl sich Menschen fühlen. Wie müssen Arbeitswelten gestaltet werden, um attraktiv für die jüngeren Generationen zu sein?

Das, was junge Menschen von der Arbeitswelt erwarten, ist Spaß, Sinn und Sicherheit sowie der Aufbau von guten Beziehungen zu den Kollegen. Und das ist unabhängig davon, ob es sich um digitalen oder physischen Raum handelt. Die Arbeitsatmosphäre in Räumen ist ein entscheidender Faktor, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Denn Raumgestaltung trägt maßgeblich dazu bei, ob ich mich wohlfühle und mich darauf freue, meine Kollegen zu treffen. Wohlfühlräume, die ein soziales Miteinander ermöglichen, bringen Spaß bei der Arbeit und werden von den jüngeren Generationen als positiv wahrgenommen. Unternehmen sollten in ihren Büros daher unbedingt Raum für Interaktion und Wellbeing schaffen.

Was ist notwendig, damit ein gutes Generationen-Miteinander in Unternehmen gelingen kann?

Ich führe häufig Generationen-Workshops durch. Erstaunlich ist, dass die Generationen viel mehr Gemeinsamkeiten haben, als man auf den ersten Blick erkennt. Aber natürlich gibt es auch Unterschiede in Bezug auf Werte, Einstellungen und Erwartungen. Nehmen wir zum Beispiel Pünktlichkeit. Jung und Alt haben hier teilweise ganz unterschiedliche Auffassungen in Bezug auf die Verbindlichkeit bei der Einhaltung von Terminen. Und hier ist nun die Frage: Wie ist die Kommunikationskultur im Unternehmen beschaffen? Kann man ein Streitthema offen ansprechen? Denn überall, wo es in Organisationen Reibungspunkte gibt, braucht es gute Kommunikation. Denn Verständnis entsteht nun mal durch Kommunikation. Am Ende ist die Lösung von Konflikten infolge von Generationsunterschieden immer wieder der Kompromiss. Unternehmen tun also gut daran, Gelegenheiten für den konstruktiv-kritischen Umgang miteinander zu schaffen.

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Wie geht gute Führung in generationsübergreifenden Teams? Und wie gut sind die Führungskräfte überhaupt darauf vorbereitet?

Gute Führung schafft einen Rahmen oder Gelegenheiten, um über Probleme und Konflikte offen zu sprechen und bietet organisatorisch Wege zur Lösungsfindung an. So fördern Generationeninterviews den Team-Austausch und legen unterschiedliche Sichtweisen transparent offen. Toleranz für den anderen und ein besseres Verständnis erleichtern die Kompromissfindung und entschärfen Konflikte. Jüngere Mitarbeitergenerationen sind oftmals weniger tolerant und halten Dinge nicht einfach aus, wenn sie ihnen nicht passen. Sie sprechen offener aus, was sie stört, und fordern mehr, als das früher der Fall war. Anders als jüngeren Führungskräften fällt es älteren oft schwer, sich auf diese neue Art der Mitarbeiterkommunikation einzulassen. Hier gibt es bei manchen sicher Nachholbedarf. Coachings können aber Abhilfe schaffen. Ein weiteres Führungsthema ist, im Sinne der Mitarbeiterbindung immer wieder ein gutes Storytelling zu betreiben. Durch die Nutzung von Social Media hat das Nachdenken, in Form von den berühmten „second thoughts“, beispielsweise über die Entscheidung für einen Arbeitgeber, zugenommen. Junge Menschen stellen sich, auch im Arbeitsleben, immer wieder die Frage, ob der Status quo ihre beste Entscheidung war. Ob junge Menschen im Unternehmen bleiben, entscheidet sich quasi jeden Tag aufs Neue. Führung heute muss, wenn sie binden will, gute Geschichten erzählen und diese Geschichte immer wieder um positive Aspekte ergänzen.

In welcher Art von Unternehmenskultur fühlen sich junge Leute wohl?

Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Es gibt nicht die eine Jugend. Einerseits wollen junge Menschen, dass man ihnen auf Augenhöhe begegnet und sie mitgestalten können. Andererseits gibt es aber auch viele junge Mitarbeiter, die froh sind, wenn Führung klar kommuniziert, was es im Job braucht und wann eine Aufgabe gut erledigt ist. Junge Leute wollen nicht von oben herab geführt werden und wünschen sich regelmäßiges Feedback zu ihrer Person und ihrer Arbeit. Es braucht hierfür eine Umgebung beziehungsweise Kultur, die offene Kommunikation, Feedback und einen wertschätzenden Austausch fördert.

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Die Fluktuationsrate ist bei jungen Generationen viel höher als bei älteren Mitarbeitern. Mit welchen Maßnahmen können Unternehmen junge Generationen besser an sich binden? Du sagst ja auch in deinen Posts „Mitarbeiterbindung ist das bessere Recruiting“.

Mitarbeiterbedürfnisse verändern sich analog zu der Lebensphase, in der sich jemand befindet. Ich stelle in Unternehmen gerne die Frage: Wann macht dir Arbeiten keinen Spaß? Mitarbeiter regelmäßig ins Boot zu holen und zu prüfen, wie Unternehmen besser werden können, kann daher die Bindung stärken. Aber auch, dass Führungskräfte Aufgaben so formulieren, dass ihre Bedeutung und der Wertbeitrag des einzelnen Mitarbeiters deutlich werden, kann das Zugehörigkeitsgefühl zu Unternehmen stärken. Je mehr Spaß, Sinn und Austausch gegeben sind, desto stärker können Bindungskräfte wirken.

Simon, wir danken dir für das Gespräch.

Simon Schnetzer, Jahrgang 1979 und damit Repräsentant der Generation X (oder Y), ist Jugendforscher, Speaker und Futurist. Der studierte Volkswirt unterstützt Unternehmen, sich in die Denkweise junger Generationen hineinzuversetzen und generationenübergreifend Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Seit 2010 veröffentlicht er die Trendstudie „Jugend in Deutschland“. Mit dem Programm „Arbeitgeber-Coaching Mitarbeiterbindung XYZ“ unterstützt er Unternehmen, junge Arbeitnehmergenerationen besser zu verstehen und die Mitarbeiterbindung nachhaltig zu steigern. Mehr zu Simon Schnetzer unter https://simon-schnetzer.com/.

Titelbild: ©Simon Schnetzer