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Kollaboration mit KI: Vom Werkzeug zur Wegbereiterin

New Work Order Studien

Kollaboration mit KI
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
6 Minuten

Künstliche Intelligenz ist im Arbeitsalltag angekommen – sei es als Funktion in Office-Tools, als Assistent für Recherche und Visualisierung oder als KI-Agent in Unternehmensprozessen. Die Frage ist nicht mehr, ob KI die Produktivität steigert, sondern wie sie die Zusammenarbeit verändert. Genau hier setzt die neue „New Work Order“-Studie Kollaboration mit KI von Trendforscherin Birgit Gebhardt an. Der vorliegende Pre-Read skizziert ein nahes Morgen, in dem KI selbstverständlich mitarbeitet, und beleuchtet, welche Aufgaben und Routinen wir für diese neue Kooperation überdenken müssen und welche Räume wir dazu benötigen.

Warum jetzt?

Die Verbreitung von KI verläuft rasant: Große Sprachmodelle (LLMs) werden in ERP‑, DMS- und Collaboration-Umgebungen integriert, Schnittstellen verknüpfen bisher getrennte Wissensinseln, Workflows erhalten eine „mitdenkende“ Ebene. So werden Rollen neu verteilt: KI sammelt, strukturiert und verknüpft Daten in Echtzeit, während Teams Ziele, Parameter und Qualitätsmaßstäbe definieren und Ergebnisse im Kontext validieren. Doch wie muss diese Zusammenarbeit orchestriert werden, damit sie der gesamten Organisation nutzt?

Forschung & Entwicklung und vernetzte Wertschöpfung

Der Pre-Read wendet sich bewusst an Unternehmen, die KI als Querschnittstechnologie einsetzen. Er stellt Forschung & Entwicklung als zentralen Prozess ins Zentrum und gruppiert weitere KI-gestützte Arbeitsweisen darum herum – klar ziel- und wertorientiert, ähnlich den vernetzten Agentensystemen. Die Autorin befragt Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft und beschreibt modellhaft die Entwicklungsschritte von der ersten KI-Implementierung bis zur AI-driven Company.

Wissen dorthin bringen, wo es gebraucht wird

KI macht Wissen anschlussfähig: Marketingdaten, die bisher im Reporting ruhten, fließen in die Produktentwicklung ein. Service-Rückmeldungen werden Teil der Planung und der Einkauf greift zugleich darauf zu. Front- und Backoffice arbeiten mit einer einzigen Datenbasis (Single Source of Truth). Kollaboration beschränkt sich dabei nicht mehr auf reine Übergabetätigkeiten, sondern führt zu fachübergreifender Lösungsentwicklung.

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Zusammenarbeit neu gerahmt

Durch KI verkürzen sich Übersetzungs- und Übergabeschritte: Teams beziehen eine „mitdenkende“ Ebene ein, die Varianten entwirft, Entscheidungen simuliert und Zwischenschritte dokumentiert. KI fungiert dabei je nach Arbeitskontext mal als Tool, mal als simulierte Arbeitsumgebung, wie Birgit Gebhardt anhand von Beispielen aus der Innovationsarbeit verdeutlicht. Innovation erhält Tempo, Bewertung gewinnt Gewicht. KI-Agenten prüfen Annahmen, generieren Prototypen und Datenbilder. Das fordert auch vom Menschen mehr Urteilskraft: „Welches Ergebnis taugt hier, jetzt, für uns?“ Gebhardt betont, dass Reflexion und kritisches Hinterfragen jedoch nur erfolgen, wenn ihnen bewusst Raum gegeben wird – nicht zuletzt, um Deskilling und Minderwertigkeitsgefühlen vorzubeugen. HR und Führung sind daher gefordert, diesen Raum für die kritische Auseinandersetzung, die in die Tiefe geht und den Fokus nicht aus dem Blick verliert, zu sichern: „Raum und Rahmen für mentale Ressourcen zu geben, in denen Lernfortschritte auf individueller und organisationaler Ebene erzielt werden, ist Führungsaufgabe.“

Welche Räume brauchen wir künftig?

Wenn Teams mit KI anders arbeiten, brauchen sie auch andere Resonanzräume: Räume, die Aufgaben sichtbar machen, Orientierung geben und die Kreativität beflügeln. Räume, die die physischen, digitalen und sozialen Dimensionen miteinander verweben und die Zusammenarbeit intuitiv ermöglichen. Birgit Gebhardt schlägt drei Metaphern vor, die die neuen Formen der Kollaboration auf den Punkt bringen: Leitzentrale, Innovationslabor und Gaming-Challenge.

Die Leitzentrale steht für den Wandel vom Büro als Verwaltungsapparat zur agilen Steuerungseinheit. Standardabläufe sind automatisiert, es geht um Überblick, Priorisierung und Entscheidungen in Echtzeit. Verschiedene Fachbereiche sitzen dicht beieinander, Transparenzflächen und hybride Anbindung machen Informationen für alle zugänglich. Das Prinzip: Klarheit, Geschwindigkeit, Orientierung.

Das Innovationslabor symbolisiert die Nähe von Büro und Produktion. Hier fallen Denken und Machen zusammen – Werkstatt und Denkraum zugleich. Blue- und White-Collar-Arbeit verbinden sich und führen zu verkürzten Innovationszyklen. KI unterstützt die Variantenbildung und Visualisierung, AR/VR macht Entwürfe begehbar, physical AI verknüpft Mensch und Maschine. Das Prinzip: Kreativität durch unmittelbare Machbarkeit.

Die Gaming-Challenge verweist auf neue Dynamiken der Zusammenarbeit: Teams nutzen simulierte Umgebungen, trainieren Strategie und Interaktion, messen sich im Wettbewerb und erhalten sofort Feedback. Junge Generationen sind damit vertraut – sie schaffen virtuelle Welten, üben Rettungseinsätze und Stadtplanung im Spiel. Übertragen auf die Arbeitswelt bedeutet das: Arbeitsplätze werden zu Sandboxes, Projekte zu Team-Challenges, Innovation-Funnels zu hybriden Playgrounds. Das Prinzip: Energie, Lernkurven und kollektiver Flow.

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Allen drei Metaphern gemeinsam ist, dass sie Zusammenarbeit neu denken, Aufgaben klären, Vernetzung räumlich erfahrbar machen und Technik so einbinden, dass Mensch und KI ihre Stärken kombinieren.

Die vollständige Studie wird auf der ORGATEC 2026 vorgestellt. Der Vorabdruck ist ab sofort als PDF verfügbar und lädt dazu ein, Routinen, Datenflüsse und Räume zu hinterfragen, um den Mehrwert von KI für die Zusammenarbeit messbar zu erhöhen und die Zusammenarbeit nachweislich zu verbessern.

Die „New Work Order“-Studien werden vom Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA) in Zusammenarbeit mit Birgit Gebhardt veröffentlicht. Sie sind als Download und Printversion erhältlich. Zum Pre-Read-Download

Birgit Gebhardt ist Trendforscherin mit Schwerpunkt „Zukunft der Arbeitswelt“. Als Impulsgeberin begleitet sie Thinktanks, unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung agiler Führungs- und Arbeitskultur sowie mit zukunftsfähigen Lernangeboten. Grundlage ihrer Beratungstätigkeit bilden zwölf Jahre Projektmanagement im Trendbüro, davon die letzten fünf Jahre als Geschäftsführerin. Weitere Informationen: birgit-gebhardt.com  

Titelbild: Birgit Gebhardt, Illustration: Jennifer Tapias Derch
 

Aktiv Beitragende (über qualitative Einzelinterviews)

  • Semih Aridogan, Akademieleitung Dark Horse
  • Stephan Baier, Partner bei MHP Management- und IT-Beratung GmbH
  • Irina Chemerys, Head of Microsoft Digital Experience, Microsoft Deutschland
  • Prof. Dr. Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM)
  • Dr. Ann-Katrin Eicke, Assistant Professor, Institut für Leadership und Organisation, LMU Munich School of Management
  • Prof. Dr. Simone Kühn, Direktorin des Bereichs Umweltneurowissenschaften am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
  • Christian Most, Senior Director Digital Operations Optimization, Lufthansa Group
  • Prof. Dr. Jan Recker, Nucleus Professor for Information Systems and Digital Innovation, University of Hamburg Business School 
  • Anna Ritz, Fintech Angel, CEO Legata
  • Winni Ransmayr, Leitung Jugendzentrum last by Schachermayer