Recycling gehört in vielen Büros schon länger zum Alltag und auch smarte Technologien können dabei helfen, Energie zu sparen und den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Doch wie können umweltschonende und biologisch abbaubare Materialien auch Architektur und Design nachhaltiger machen? Und wie können Büros möglichst umweltfreundlich gestaltet und ausgestattet werden? Diese Fragen beschäftigen auch die Büromöbelindustrie. Beim Thementag „Sustainability“ auf dem digitalen IBA Forum gab Dr. Sascha Peters, Inhaber der Zukunftsagentur für Material und Technologie HAUTE INNOVATION, interessante Impulse und zeigte, welche nachhaltigen Materialien für neue Arbeitsumgebungen es bereits gibt.
Kreislaufwirtschaft für das Büro
Für Dr. Peters ist die Antwort auf den wachsenden ökologischen Fußabdruck unserer Gesellschaft eine auf erneuerbaren Energien basierende Kreislaufwirtschaft. Nur wenn sowohl biologische und technologische Materialien ohne schädliche Abfallstoffe recyclebar produziert werden, kann wirklich nachhaltiges Produktdesign entstehen. Plastik oder Polyester sind eigentlich bewährte Materialien, aber unter ökologischem Blickwinkel nicht optimal. Dabei gibt es bereits viele Materiallösungen, die mit viel Kreativität und Ideenreichtum umweltschädliche Prozesse und Stoffe ersetzen können.
20 verschiedene Materialien stellte Dr. Peters in seinem Vortrag vor, die zu einem nachhaltigeren Bürodesign beitragen können. Viele der Materialien sind schon jetzt in der Lage, synthetische Stoffe durch natürliche, biologisch abbaubare Alternativen zu ersetzen. Um den Materialkreislauf zu schließen, werden dazu häufig Abfall- oder Nebenprodukte aus anderen Materialkreisläufen verwendet.
Die Arbeitswelt wird biologisch abbaubar
So stellt die Firma Honext Platten für Isolierung, Decken und akustische Elemente aus nicht mehr anderweitig recyclebaren Zellulosefasern von Altpapier her. Diese werden durch eine von der Natur inspirierte enzymatische Behandlung zu einer Art LDF- bzw. MDF-Platten verarbeitet. Dabei werden keinerlei chemische Bindemittel verwendet und weder Abfall noch Emissionen bei der Produktion verursacht. Auch NaturLoop stellt komplett biologisch abbaubare Plattenelemente her. Und zwar aus geschredderten Kokusnussschalenfasern, die mit Tannin als natürlichem Bindemittel zu Faserplatten gepresst werden. Die Firma Baux macht sich ebenfalls natürliche Stoffe zu Nutze, um biologisch abbaubares, schalldämpfendes Material aus Zellulose, Kartoffeln, Weizenkleie, Zitronen, Limetten, Wasser, Kiefer und Wachs herzustellen. Auch Pilze bilden die Basis für vielseitig einsetzbare Materialien wie Sperrholzplatten, Bodenbeläge, Leder oder Schaumstoff – alles zu 100% biologisch abbaubar. Die italienische Firma Mogu lässt die Pilze in Formen für Akustikelemente wachsen und bietet so ein von Natur aus schwer entflammbares Design für die Innenraumgestaltung von Büroflächen.
Innovation liegt in der Natur
Dass wir von der Natur noch viel lernen können, unterstreicht auch ein Projekt der Aalto Universität in Finnland. Hier haben Forscher einen Weg gefunden, Strukturfarben, wie sie sonst in der Natur vorkommen, auf Basis von Nano-Zellulose nachzuahmen. So entstehen Farben, deren Schimmern an Schmetterlinge oder Käfer erinnert – ganz ohne chemische Pigmente oder künstliche Färbemittel! Besonders innovativ ist auch die Verwendung von Fischschuppen zur Herstellung von architektonischen Platten. Der Designers Erik de Laurens nutzt dieses reichlich vorhandene, aber wenig geschätzte Nebenprodukt der Fischereiindustrie, um biologisch abbaubare und recycelbare Innenausbauplatten frei von schädlichen Harzen, Kunststoffen oder Kunstleimen herzustellen. Das gewonnene marmorähnliche Material kann dann für Innenwandverkleidungen sowie Möbel verwendet werden.
Nicht nur harte Materialien können umweltfreundlich hergestellt werden, auch für viele Textilien gibt es bereits umweltschonendere Alternativen, beispielsweise für Leder. Ob aus Kakteen, Weintrester, Hanfrückständen oder Kaffeebohnen gewonnen, veganes Leder bietet vielseitige Chancen für die nachhaltigere Produktion von Polstermöbeln. Andere nachhaltige Stoffe werden beispielsweise aus Bananenpflanzen oder Lederabfällen produziert.
Zeit für nachhaltige Veränderung
Es bestehen also schon vielseitige Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit in der Industrie und auch künftig werden sie stetig durch die Forschung vorangetrieben.
Es ist Zeit für einen Wandel und das wissen wir seit Jahren. Wir tragen der jungen Generation gegenüber eine Verantwortung.“
Dr. Sascha Peters, HAUTE INNOVATION
Besonders die hochentwickelten Länder müssen ihre Abfälle reduzieren und durch recyclebare Materialien in einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ersetzen. Das geht auch im Büro – mit zukunftsfähigen Materialien.
Einen Mitschnitt des Vortrags von Dr. Sascha Peters mit Bildern aller vorgestellten Materialien finden Sie in der Mediathek.