Nach einer Testphase ist 2020 der erste Coworking Space der Deutschen Bahn im Berliner Hauptbahnhof an den Start gegangen. Mittlerweile gibt es everyworks auch in weiteren Städten. Über ihre Entwicklung sprach OFFICE ROXX zwei Coronajahre später mit Burkhard Rönnefarth.
OFFICE ROXX: Herr Rönnefarth, everyworks liegt ideal – mitten im Berliner Hauptbahnhof. Wie ist die Idee zu diesem Coworking Space entstanden?
Burkhard Rönnefarth: Wir sind davon überzeugt, dass Bahnhöfe ideale Standorte für mobiles Arbeiten sind: Sie sind zentral gelegen und hoch frequentiert. Am Berliner Hauptbahnhof haben wir 2018 einen Coworking-Pop-up in der Bahnhofshalle eröffnet, der sehr gut angenommen wurde. Dies hat uns darin bestärkt, das everyworks-Konzept zu konkretisieren und umzusetzen.
Wie viele Plätze hat everyworks?
everyworks am Berliner Hauptbahnhof bietet rund 300 Arbeitsplätze, darunter sind 115 sogenannte Minute Seats, also flexible Arbeitsplätze, die minutengenau abgerechnet werden. Von den sogenannten Resident Desks – feste Arbeitsplätze ab einem Zeitraum von einem Monat – stehen 145 auf der Fläche zur Verfügung. Dazu haben wir neun Meetingräume mit etwa 40 weiteren Plätzen. Es ist also für jeden etwas dabei.
Wie hat sich die Pandemie auf die Auslastung ausgewirkt?
Um unsere Kunden zu schützen, haben wir die Kapazität der Fläche direkt beim Start auf 50 % reduziert. Die Reisebeschränkungen durch die Pandemie haben wir natürlich in unserer Auslastung gespürt. Gleichzeitig hat die Krise gezeigt, dass es einen Bedarf an Arbeitsplätzen an einem sogenannten Third Place gibt. Neben den Reisenden kommen auch immer mehr Berliner, die eine Alternative zum Homeoffice suchen.
Was gefällt Ihren Nutzern neben der zentralen Lage am besten?
Da kann ich in der Tat einiges aufzählen. Wir bieten nicht nur professionelle Arbeitsplätze, sondern auch bequeme Sitzlandschaften. Es gibt ausreichend Rückzugsmöglichkeiten in unseren Telefonzellen für Videokonferenzen oder Telefonate. Dazu bieten wir kostenlosen Kaffee, schnelles WLAN und natürlich kurze Wege zum Zug. Resident-Mieter können eine große Gemeinschaftsküche mit Getränkebar nutzen. Unsere Meetingräume verfügen über bluetoothfähige Technik für Präsentationen sowie große Whiteboards. Nicht zu vergessen: Unser hilfsbereites Team sowie der sensationelle Blick über Berlin! Über den staunen unsere Kunden auch noch bei ihrem zweiten Besuch.
Wie hoch sind die Preise bei Ihnen?
Minute Seats, also die kurzfristig anmietbaren Arbeitsplätze, kosten 0,16 Euro die Minute. Immer mal wieder bieten wir Minuten-Pakete mit verschiedenen Laufzeiten und reduzierten Minutenpreisen an. Hier lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf die Website oder in unsere App. Die Preise für Meetingräume hängen von der Größe ab. Sie starten zum Beispiel in Hannover bei schon 29 Euro pro Stunde. Sowohl Minute Seats als auch Meetingräume können bequem über die App gebucht werden. Mit unseren Resident Offices bieten wir Unternehmen preislich individuelle Bürolösungen auf monatlicher Basis an.
Wie blicken Sie in die Zukunft des Coworkings? Wird es zunehmen, abnehmen, sich aufs Land verlagern etc.?
Ich bin mir sicher, mobile Arbeit sowie entsprechende Angebote werden in der Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Die Corona-Pandemie hat hier die Entwicklung beschleunigt. Neben dem Homeoffice hat sich das Arbeiten von unterwegs und an alternativen Orten etabliert. Mitarbeitende haben da eine klare Erwartungshaltung an ihre Arbeitgeber. Ich sehe hier durchaus, dass sich der Third Place zukünftig näher an den Wohnort der Nutzer heranbewegt und damit auch eine Aufwertung im Hinblick auf Attraktivität und Wirtschaftskraft von Gemeinden und Kommunen stattfinden kann. Unser Ziel ist es, unseren Kunden künftig ein möglichst breites Netzwerk an zentralen, aber wo möglich auch dezentralen Arbeitsplätzen anzubieten.
Vielen Dank.