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NEUE ARBEITSFORMEN BRAUCHEN NOCH ZEIT

IBA-Studie 2023/24: Status quo der Büroarbeit

In unregelmäßigen Abständen befragt die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen im Auftrag des IBA Beschäftigte in Deutschland zum Status quo der Büroarbeit. Die letzte Umfrage wurde im Februar 2020 veröffentlicht. Seitdem haben Homeoffice und Remote Work die Arbeitswelt verändert. Wie viel oder wie wenig, zeigen die Ergebnisse der aktuellen forsa-Umfrage, die im Mai 2023 durchgeführt und im Januar 2024 veröffentlicht wurde.

 

Der Wandel der Arbeit

Als Erstes sollten die Befragten angeben, wie weit sich ihre Arbeitsweise in den letzten drei Jahren verändert hat. Das Ergebnis scheint eindeutig: In der Breite angekommen sind lediglich die flexiblen Formen der Arbeit. 54 % der Beschäftigten arbeiten häufiger als vor Corona örtlich und zeitlich flexibel; 71 % verbringen mehr Zeit in Videokonferenzen. Wie erwartet sind diese Arbeitsweisen in großen Unternehmen verbreiteter ist als in kleinen. Während in Unternehmen mit maximal 50 Beschäftigten 37 % der Arbeitnehmer räumlich und zeitlich flexibel arbeiten, gilt das in Unternehmen mit mindestens 250 Personen für 64 % der Mitarbeiter. Ebenfalls nicht überraschend ist die Tatsache, dass Dienstreisen und traditionelle Besprechungen im Büro an Bedeutung verloren haben. 

Ein Blick auf die Veränderungen bei konzentrierter Einzelarbeit einerseits und Workshops und gemeinsamem Arbeiten an Projekten andererseits zeigt allerdings, dass der Wandel der Arbeit an anderer Stelle noch auf sich warten lässt. Während die Zahl der Videokonferenzen deutlich zugenommen hat, verharren die auf Interaktion, gemeinsames Kreieren und voneinander Lernen ausgerichteten Arbeitsformen auf Vor-Corona-Niveau. 16 % der Befragten gaben an, dass der Anteil dieser Arbeitsweisen gestiegen sei, mit 14 % sagen jedoch fast ebenso viele, dass sie derzeit seltener gemeinsam mit Kollegen oder Externen an Projekten arbeiten als früher. Gleichzeitig geben 22 % der Beschäftigten an, dass sie heute mehr Zeit mit konzentrierter Einzelarbeit verbringen als 2020, während dieser Teil der Arbeit lediglich bei 7 % der Befragten an Bedeutung verloren hat. 

Videokonferenzen sowie räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten haben deutlich an Bedeutung gewonnen, interaktive Arbeitsformen verharren dagegen auf Vor-Corona-Niveau. Bild: IBA

Hybrides Arbeiten

Der zweite Befragungsteil befasste sich mit hybridem Arbeiten, also jener Flexibilisierung des Arbeitsorts, die bereits in vielen Unternehmen Einzug gehalten hat. Durchschnittlich 64 % der Arbeitnehmer arbeiten derzeit hybrid. Wichtigster Arbeitsort bleibt das Büro. Am zweithäufigsten genutzt wird das Homeoffice. Erst mit großem Abstand folgen andere Arbeitsorte wie beispielsweise Coworking Spaces. 

Der wichtigste Grund, ins Büro zu kommen, ist für die Mehrzahl der Befragten (82 %) der persönliche Austausch mit Kollegen und Führungskräften sowie der fachliche Austausch (68 %).

Kollegen zu treffen ist mit Abstand die stärkste Motivation für Beschäftigte, um ins Büro zu kommen. Dabei geht es sowohl um den persönlichen Kontakt als auch den fachlichen Austausch. Bild: IBA

Die Arbeitssituation im Büro

Im Büro angekommen treffen die Beschäftigten aber noch auf das gewohnte Raumangebot: 53 % und damit nur 5 % weniger als im Jahr 2014 haben ihren Arbeitsplatz in einem Einzel- oder Zweipersonenbüro. 83 % können für den Austausch mit ihren Kollegen einen Besprechungsraum nutzen, aber nur knapp jeder Zweite (46 %) findet in seinem Unternehmen auch passende Orte für den informellen Austausch. Jedem Zehnten (11 %) stehen gar keine der Kommunikation gewidmete Räumlichkeiten zur Verfügung. Bereits getätigte oder geplante Investitionen fließen denn auch mehrheitlich in die IT und die Verbesserung der ergonomischen Qualität der Arbeitsplätze rund um den Schreibtisch. Von einer Erneuerung der Besprechungsbereiche kann nur jeder zweite Arbeitnehmer berichten, von der Einrichtung zusätzlicher Orte für informelle Kommunikation haben sogar nur 29 % der Arbeitnehmer Kenntnis. 

Auswahl bei den Kommunikationsbereichen haben nach wie vor nur wenige Beschäftigte. Bild: IBA

Dennoch sind die Beschäftigten mit der Ausstattung ihrer Arbeitsplätze zufrieden. 85 % aller Befragten sagen das von sich. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie keine Wünsche hätten. 39 % der 18- bis 29-Jährigen haben konkrete Vorstellungen, was für mehr Wohlbefinden und Arbeitseffizienz getan werden könnte. Ganz oben auf der Wunschliste stehen nach wie vor höhenverstellbare Schreibtische. Insgesamt sind die geäußerten Wünsche aber fast so vielfältig wie die Unternehmen und ihre Beschäftigten.

Die Arbeitssituation im Homeoffice

Der letzte Teil der Befragung widmet sich dem Homeoffice. Die Mehrheit der Beschäftigten schätzt es als Ort, an dem sie in Ruhe arbeiten können. In Sachen Ergonomie und Funktionalität schneidet der heimische Arbeitsplatz aber nach wie vor deutlich schlechter ab als das Büro. Diesbezüglich hat sich in den letzten drei Jahren noch zu wenig getan, um gleichwertige Arbeitsbedingungen herzustellen. Und obwohl in die technische Ausstattung mehr investiert wurde als in die Möblierung der heimischen Büros, gibt es auch bei der Technik noch Nachholbedarf im Vergleich zum Büro. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie jenseits ihrer rechtlichen Zuständigkeiten ein stärkeres Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen in den Homeoffices werfen sollten. Gesundheit und Arbeitsleistungen der Beschäftigten könnten sonst auf Dauer unter den gegebenen Defiziten leiden. 

In puncto Ergonomie und Funktionalität klafft weiterhin eine erhebliche Lücke zwischen den Arbeitsplätzen im Büro und denen im Homeoffice. Auch die technische Ausstattung ist noch nicht überall auf dem gleichen Stand. Ge-schätzt wird das Homeoffice für di

Fazit

Die von forsa erhobenen Zahlen geben erneut einen Einblick in die Entwicklung der Büroarbeit in Deutschland, die Gegebenheiten in den Büros und den Homeoffices der Beschäftigten. Dabei zeichnen sie ein Bild langsamer Veränderung. Während orts- und zeitflexibles Arbeiten und Videokonferenzen für das Gros der Arbeitnehmer in Deutschland zur täglichen Routine geworden sind, hinkt die Entwicklung bei Kollaboration und Projektarbeit hinterher. So ist auch zu erklären, warum die Beschäftigten mit ihren Arbeitsbedingungen in den Büros zufrieden sind, obwohl der Wunsch, das Büro vor allem für den persönlichen und fachlichen Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten nutzen zu können, vielerorts noch keine räumliche Entsprechung findet.

Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Mindestens die Hälfte der Unternehmen in Deutschland dürfte sich auf den Weg gemacht haben, ihre Arbeitsweisen und die dafür erforderliche Arbeitsumgebung fit für neue Anforderungen zu machen. Für die andere Hälfte der Unternehmen gilt es, den Anschluss nicht zu verlieren. Denn mittelfristig müssen wohl auch sie auf kollaborative und innovationsförderliche Arbeitsweisen setzen. Zudem kann kein Unternehmen mehr darauf hoffen, dass sich seine Mitarbeiter dauerhaft mit den gegebenen Arbeitsbedingungen arrangieren. Darauf verweisen die vergleichsweise konkreten Verbesserungswünsche der jüngeren Arbeitnehmer. Und möglicherweise werden die Unternehmen dann auch in Sachen Ausstattung der Homeoffices stärker gefordert.

Informationen zur Studie

Die Studie beruht auf einer repräsentativen Befragung im Mai 2023. Befragt wurden jeweils zwischen 1.003 Beschäftigte im Bürobereich.
Durchführung: forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH.
Auftraggeber: Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA)

Veröffentlichung: Januar 2024
Die IBA-Studie 2023/24 mit allen Ergebnissen steht unter IBA knowledge / Publikationen zum kostenlosen Download zur Verfügung.  

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Bilder in diesem Beitrag: IBA