Bereits im April 2020 während des ersten Lockdowns hatte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des IBA rund 1.000 Beschäftigte nach ihren Erfahrungen mit der Arbeit im Homeoffice gefragt. Das Ergebnis: Im Großen und Ganzen hatte die schnelle Verlagerung der Arbeit ins heimische Umfeld überraschend gut funktioniert. Vielerorts allerdings nur, weil Unternehmen und Beschäftigte sich ausgesprochen kreativ zeigten und dort, wo die notwendigen Voraussetzungen für eine geregelte Arbeit fehlten, erfolgreich improvisierten. Im Dezember 2020 wollten der IBA und forsa wissen, was sich zwischenzeitlich verändert hat und ob die Arbeitnehmer bei der Ausstattung ihrer heimischen Arbeitsplätze auf die Unterstützung ihrer Arbeitgeber zählen durften oder ob sie auf sich selbst gestellt waren.
Arbeit im Homeoffice kann vieles bedeuten
Im Dezember 2020 gaben 40 % der abhängig Beschäftigten (13,5 Mio. Menschen) an, dass sie häufiger als vor der Corona-Pandemie im Homeoffice arbeiten. Im April hatte der Wert mit 42 % in ähnlicher Höhe gelegen. Deutlichere Veränderungen gab es beim Umfang der Arbeit im Homeoffice. Im Dezember arbeitete nur noch ein Drittel der Homeoffice-Nutzer die gesamte Zeit zu Hause, gegenüber 51 % im April. Wie sich im Laufe der Befragung zeigte, nutzten die Option zur Teilrückkehr vor allem diejenigen Arbeitnehmer, die zu Hause keinen festen Arbeitsplatz einrichten konnten.
Zwei Drittel (67 %) der Homeoffice-Nutzer verfügen inzwischen über einen fest eingerichteten Arbeitsplatz. Im April galt dies erst für 59 % der Arbeitnehmer. Ganz offensichtlich wurden in der Zwischenzeit erste Maßnahmen zur Professionalisierung der Arbeit im Homeoffice getroffen.
Nicht optimal, aber trotzdem geliebt
Die meisten Beschäftigten in Deutschland sind mit der Arbeit zu Hause nach wie vor zufrieden. Bemerkenswert gute Noten erhalten die Vorgesetzen. Sie haben sich nach Kräften um ihre Mitarbeiter im Homeoffice bemüht. Das wird ebenso gut bewertet wie die Zusammenarbeit mit den Kollegen. Deutlich schlechter schneidet die Ausstattung der Arbeitsplätze ab. Nur jeder Zweite (52 %) bewertet sie mit „gut“ oder „sehr gut“. Folglich arbeiten derzeit nach eigener Einschätzung etwa 6,5 Mio. Menschen im Homeoffice unter schwierigen bis absolut unzureichenden Bedingungen. Beschäftigte, die an weniger als zwei Tagen zu Hause arbeiten, sind am unzufriedensten. Unter ihnen finden nur 39 % die Ausstattung ihrer Arbeitsplätze gut. Wenig besser sieht es bei den Arbeitnehmern, die drei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten, und bei den unter 30-Jährigen aus. In beiden Gruppen sind nur 45 % bzw. 46 % mit der Ausstattung der heimischen Arbeitsplätze zufrieden.
Trotzdem haben im Lauf des Jahres 2020 über alle Beschäftigtengruppen hinweg viele Arbeitnehmer Geschmack an der Arbeit im Homeoffice gefunden. Im April hatten noch 21 % der Befragten auf eine vollständige Rückkehr ins Büro gehofft. Im Dezember traf das nur noch auf 14 % der Arbeitnehmer zu. Die meisten Beschäftigten (73 % bzw. 9,4 Mio.) planen somit, auch nach Corona häufiger zu Hause arbeiten als zuvor.
Das größte Interesse an der Arbeit im Homeoffice haben die 30- bis 44-Jährigen. Unter ihnen wollen 76 % weiterhin möglichst häufig zu Hause arbeiten. Gleichzeitig gilt über alle Arbeitsgruppen hinweg: Wer derzeit vollständig oder fast vollständig im Homeoffice arbeitet, tut dies in der Regel gerne 80 % dieser Arbeitnehmer würden sich freuen, wenn sie dauerhaft möglichst oft im Homeoffice arbeiten könnten. Die größte Gruppe der Rückkehrwilligen findet sich unter den Personen, die derzeit weniger als drei Tage zu Hause arbeiten. Unter ihnen wünscht sich jeder Fünfte (22 %), künftig nicht mehr im Homeoffice arbeiten zu müssen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich der Umfang der Arbeit zu Hause derzeit auch nach den Wünschen der Beschäftigten richtet. Wo immer möglich, scheint eine deutliche Mehrheit der Arbeitgeber ihren Mitarbeitern derzeit die Wahl zu lassen, wie oft sie zu Hause arbeiten wollen.
Unterstützung nur bei Technik
Dass die Zufriedenheit mit der Arbeit im Homeoffice während des Sommers 2020 gestiegen ist, dürfte nicht nur an der gewachsenen Routine, sondern auch an der verbesserten Ausstattung der häuslichen Arbeitsplätze liegen. Laut Angaben der Arbeitnehmer haben sie dafür zu großen Teilen selbst gesorgt. Abgesehen von der technischen Ausstattung erhielten sie bei der Ausstattung ihrer Homeoffices nahezu keine Unterstützung von ihren Arbeitgebern.
Beschäftigte ab 45 Jahren haben etwas mehr investiert als ihre jüngeren Kollegen. Kaum Unterschiede gab es bei der Zahl der gekauften Gegenstände zwischen Angestellten, die im Dezember 2020 ausschließlich zu Hause arbeiteten, und solchen, die sich maximal drei Tage pro Woche im Homeoffice befanden. Demgegenüber hatte, wie zu erwarten war, die Einstellung zum Homeoffice Einfluss auf die Bereitschaft zur Anschaffung von Möbeln und anderen Arbeitsmitteln. Wer hofft, künftig häufiger zu Hause arbeiten zu können, ist eher bereit, dafür privat zu investieren.
Auch für 2021 haben sich viele der Beschäftigten, die derzeit vermehrt zu Hause arbeiten, Anschaffungen fürs Homeoffice vorgenommen. 25 % wollen Bürostühle, Tische oder Ähnliches anschaffen. Den tatsächlichen Bedarf dürfte das gemäß ihren eigenen Bewertungen der derzeitigen Ausstattungsqualität allerdings nicht decken.
In Bezug auf die Bereitschaft ihrer Arbeitgeber, sie bei den Neuanschaffungen zu unterstützen, hegt die Mehrzahl der Beschäftigten weiterhin keine großen Hoffnungen. 81 % gehen davon aus, dass sie die geplanten Anschaffungen weiterhin selbst tragen müssen. 17 % der Beschäftigten erwarten, dass ihre Arbeitgeber sich an den Kosten für die geplanten Neuanschaffungen beteiligen werden.
INFORMATIONEN ZUR STUDIE
Im Auftrag des IBA befragte die forsa Politik- und Sozialforschung GmbH vom 1. bis 8. Dezember 2020 und vom 21. bis 28. April 2020 abhängig Beschäftigte in Deutschland zu ihren Erfahrungen mit der Arbeit im Homeoffice. Befragt wurden 1.002 bzw. 1.000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren, die in dieser Zeit häufiger zu Hause arbeiteten als vor Corona. Die Auswahl erfolgte nach einem systematischen Zufallsverfahren. Für die Befragungen wurde das Online-Panel forsa.omninet genutzt.
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