Kartenschatten

WUNSCH UND WIRKLICHKEIT

IBA-Studie 2019/20: Arbeitsplatzgestaltung

Für 71 % aller Erwerbstätigen in Deutschland, das sind derzeit gut 32 Mio. Menschen, gehört Büroarbeit zu ihrem Alltag. 5,5 Mio. verbringen dort nur einen Teil ihres Arbeitstages. Für 26,5 Mio. Beschäftigte ist das Büro aber der Ort, an dem sie den größten Teil ihrer Arbeitszeit verbringen.

 

Wünsche an die Arbeitsumgebung

Kein Wunder also, dass gut zwei Drittel aller Beschäftigten angeben, Wert auf eine Arbeitsumgebung zu legen, in der sie sich wohlfühlen. Würde ihnen eine interessante, neue Stelle angeboten, würden sie vor einer Zusage ihre künftige Arbeitsstätte in Augenschein nehmen. Worauf sie dabei achten würden, wissen sie genau. Ganz oben auf der Wunschliste stehen ein ruhiges Arbeitsumfeld, lichtdurchflutete Räume, moderne und fehlerfrei funktionierende Technik sowie ergonomisches Mobiliar.

Erwartungen an den Arbeitsplatz
Erwartungen an den Arbeitsplatz

Nachholbedarf in vielen Bereichen

Bei ihren derzeitigen Arbeitsplätzen sehen viele Beschäftigte noch deutlichen Nachholbedarf. Immerhin 39 % sind der Meinung, dass mehr auf die ergonomische Qualität der Ausstattung geachtet werden sollte, die optische Gestaltung ihrer Büros finden 40 % aller Beschäftigten verbesserungsbedürgtig. Besonders kritisch sind in beiden Punkten die unter 30-Jährigen. Unter ihnen findet mehr als die Hälfte, dass mehr für Gesundheits­förderung und ein motivierendes Umfeld getan werden könnte. Rundum zufrieden mit der Ausstattung ihres Arbeitsplatzes sind nur 25 % aller Befragten.

Die kritische Haltung ist leider berechtigt. Weniger als die Hälfte aller Erwerbstätigen bekommt von ihren Arbeitgebern einen Drehstuhl für dynamisches Sitzen zur Verfügung gestellt. Dem Rest bleibt nur starres Sitzen. Das ist umso bedenklicher, als nur 28 % der Arbeitnehmer einen Schreibtisch für Sitz-/Steh-Arbeit haben. Alle anderen müssen den gesamten Tag im Sitzen zubringen. Die besten Arbeitsbedingungen finden Beschäftigte in Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern. Die schlechtesten Arbeitsbedingungen herrschen an Arbeitsplätzen, die nur zeitweise genutzt werden.

Belästigungen durch Lärm und nonterritoriales Arbeiten

28 % der Arbeitnehmer werden häufig oder sogar häufig durch Lärm gestört, weitere 31 % gelegentlich. In Räumen mit mindestens neun Arbeitsplätzen liegt der Anteil derjenigen, die häufig unter Lärm leiden, bei 46 %. Belastungsmindernd wirkt die Möglichkeit, sich tätigkeitsbezogen einen passenden Arbeitsplatz zu suchen. Insofern mag es von Vorteil sein, dass immer mehr Beschäftigte nonterritorial arbeiten. 2019 taten dies 9 % aller Beschäftigten.

Viele Beschäftigte klagen über Lärm
Viele Beschäftigte klagen über Lärm

Kommunikation und freie Getränke

Allerdings bestünde auch mit einer festen Zuordnung von Arbeitsplätzen die Möglichkeit, für Entlastung zu sorgen, z. B. indem den Arbeitnehmern geeignete Bereiche für kurze Besprechungen oder Teamarbeit zur Verfügung gestellt werden. Tatsächlich gibt es auch an dieser Stelle in vielen Unternehmen Nachholbedarf. Jeder fünfte Erwerbstätige findet in seinem Umfeld keinen geeigneten Ort für spontane Kommunikation. 

Am besten ausgestattet sind auch hier die Unternehmen ab 200 Mitarbeitern, aber selbst unter ihren Beschäftigten geben noch 13 % an, keinen Zugang zu Kommunikationszonen zu haben. Am häufigsten vorhanden sind Teeküchen oder Kaffeebars. Dass das allein nicht ausreicht, liegt auf der Hand. Kaffeebars sind kaum der richtige Ort für einen intensiveren Austausch oder vertrauliche Gespräche. Trotzdem sind sie ein guter Anfang, insbesondere dann, wenn es dort kostenfreie Getränke gibt. 

Zugang zu alternativen Kommunikationszonen
Zugang zu alternativen Kommunikationszonen

45 % aller Arbeitnehmer legen nämlich großen oder sehr großen Wert auf ein solches Angebot. Bei den unter 35-Jährigen steigt der Anteil derjenigen, die auf einen solchen Service achten, sogar auf 59 %.

Arbeitsatmosphäre und Arbeitsplatzausstattung

Die Gestaltung des Arbeitsumfelds ist 89 % aller Arbeitnehmer wichtig, wichtiger sogar als flache Hierarchien, Homeoffice und persönliche Karrierechancen. Das einzige Kriterium für die Bewertung der eigenen Arbeitsstelle ist der Arbeitsplatz aber natürlich nicht. Wenn es um die Frage geht, wie gut ein Arbeitgeber bewertet wird, stehen Arbeitsatmosphäre, Verhalten der Vorgesetzten und die Zukunftssicherheit der Arbeitsstelle nach wie vor an erster Stelle.

Informationen zur Studie

Die Studie beruht auf drei repräsentativen Befragungen aus dem Jahr 2019. Befragt wurden jeweils zwischen 1.000 und 1.500 Beschäftigte im Bürobereich.

Durchführung: Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH.
Auftraggeber: Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA)
Veröffentlichung: Februar 2020
Die IBA-Studie 2019/20 kann kostenfrei heruntergeladen werden. 

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Bilder in diesem Beitrag: IBA