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Mit spielerischer Unternehmenskultur den Herausforderungen von New Work begegnen: Interview mit Ali Mahlodji (Teil 1)

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Ali Mahlodji, Fotocredits: www.stefanjoham.com
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
6 Minuten

Was Fußball und Unternehmenskultur miteinander zu tun haben? Mehr als wir glauben! Interview mit Ali Mahlodji zu spielerischer Unternehmenskultur und der künftigen Rolle des Büros.

In deinem „WORKREPORT“ plädierst du für eine spielerische Unternehmenskultur. Was genau verstehst du darunter und warum ist sie für Unternehmen so wertvoll?

Spielerische Unternehmenskultur sollte professionell gesehen werden. Das ist wie in einem Fußball-Match, wo es darum geht, ein Spiel zu spielen und dieses im besten Fall auch zu gewinnen. Es geht darum, die besten Leute im Spiel zu haben und diese vor allem auch dazu zu befähigen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Es gilt zu lernen, als Führungskraft wie eine Art Coach an der Seitenlinie zu stehen und seine Mannschaft darauf vorzubereiten, dass jeder in den 90 Minuten sein eigenes Spiel spielen kann. Wahre Potenzialentfaltung in der Arbeitswelt bedeutet, die Mitarbeiter dahin zu entwickeln, eigenverantwortlich zu handeln. Und indem ich ihnen den Sinn erkläre und sie in das große Ganze einbinde, Mitarbeiter, anfangs natürlich durch Fehler und Ausprobieren, selbst zu Menschen werden zu lassen, die in ihren Positionen die Besten werden und Lösungen finden, und zwar kollaborativ wie auf einem Spielfeld. In der Arbeitswelt braucht es Spieler, die die Regeln kennen und das Spiel verstehen, die ihren Handlungsspielraum kennen, aber auch wissen, was das gemeinsame große Ziel ist. Und das Spielerische bedeutet dabei auch, dass man manchmal, wenn es beispielsweise um neue Themen geht, ergebnisoffen spielt. Quasi spielen um des Spiels willen. Gerade wenn es um Innovation geht, wenn es darum geht, verschiedene Generationen zusammenzubringen, immer wenn es darum geht, neue Arbeitsformen einzuführen, ist das ergebnisoffene Spiel sinnvoll.

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Kannst du ein Beispiel nennen?

Nehmen wir doch gleich das Büro: Ein Unternehmen möchte im Zuge von New Work seine Büros anpassen. Natürlich kann man sich 40 andere Büros ansehen und sich eine Blaupause nehmen und sagen, so machen wir es jetzt, weil das haben wir bei diesem Start-up dort gesehen. Das Problem ist nur, das Start-up um die Ecke hat nicht dieselbe Unternehmenskultur. Was dort funktioniert, scheitert womöglich in anderen Unternehmen. Hier braucht es den spielerischen Ansatz, um für sich herauszufinden, was für das jeweilige Unternehmen das richtige Setting ist. Und das ist dann das ergebnisoffene Spiel, bei dem wir nicht wissen, wann wir gewonnen haben, darum geht es hier auch gar nicht. Es geht eher darum, ein gutes Auskommen zu finden, darum zu sagen, hier haben wir experimentiert und am Ende des Experiments haben wir herausgefunden, was zu uns passt und was nicht. Dieser spielerische Ansatz ist unfassbar wichtig, weil wir spätestens seit der Pandemie einen spielerischen Ansatz benötigen, um nicht in der Depression und Verzweiflung zu landen.

Welche Rolle übernimmt für dich in Zukunft das Büro?

Gerade bei Büroräumlichkeiten muss einem bewusst sein, dass für einige Menschen das Büro manchmal wie eine zweite Heimat ist. Das Büro ist für mich so eine Art Flagshipstore. Es ist ein Ort, an dem die Menschen sich aufladen können, an dem sie sich austauschen und an dem sie das Gespür für die Kultur bekommen. Denn es gibt ein Problem mit dem Homeoffice: Wenn du längere Zeit im Homeoffice warst, weißt du gar nicht mehr, was du vermisst. Das Büro muss es schaffen, wie ein Magnet zu wirken, damit Menschen es gerne aufsuchen.

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„De facto ist New Work die beste Mischung aus hoher Effektivität, Effizienz und Lebensfreude.“ Ali Mahlodji

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Wie müssen deiner Meinung nach Arbeitsplätze gestaltet werden, damit Kreativität und Innovation entstehen können?

Jeder Mensch hat seinen eigenen Biorhythmus. Es ist nicht sinnvoll, unterschiedlichen Personentypen dieselbe Tätigkeit zu geben, zur selben Uhrzeit mit derselben Anforderung an Leistung. Die neue Arbeitswelt bedeutet für mich, innerhalb einer Organisation Menschen die Möglichkeit zu geben, selbstständig und eigenverantwortlich handeln zu können. Nur so lassen sich die besten Outputs in Hinblick auf Kreativität und Innovation erzielen. Hierfür braucht es Räume, in denen Teams zusammenkommen können, um ihre beste Arbeit zu verrichten. Räume, von denen die Mitarbeiter sagen, dass sie sie in ihren Arbeitsabsichten bestmöglich unterstützen und ihnen die notwendigen Ressourcen bieten, die sie für ihre Arbeit benötigen.

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„Wir-Kulturen entstehen immer durch kollaborative Prozesse.“ Ali Mahlodji

Mitarbeiter schätzen am Büro insbesondere den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Kollegen. Was sind für dich die Kernbestandteile der Transformation hin zu einer Wir-Kultur, in der Gemeinschaft und Kollaboration zu treibenden Faktoren für den Unternehmenserfolg werden können?

Wir brauchen eine Firmenkultur, die für Räume sorgt, in denen Menschen noch die Zeit haben, neue Dinge zu lernen und mit neuen Dingen zu experimentieren. Es gilt, im Büro insgesamt mehr Freiräume zu schaffen. Weil wenn alles aneinander getaktet ist, ist jedes neue Lernen immer noch mehr Druck. Es gibt da ein Unternehmen, das beispielsweise jeden Freitag einen Learning Friday eingeführt hat. Dieser Puffer ist wichtig, trotz allen Drucks. Neben der Etablierung der Lernkultur sollten Unternehmen insgesamt für mehr Formate sorgen, in denen Mitarbeiter lernen können. Sei es in Form von Learning Sessions, Micro-Sessions oder Projektsessions für Zukunftsthemen. Für diese Räume und Formate zu sorgen ist unfassbar wichtig. Ein weiterer Kernanker einer Wir-Kultur ist, dass Führungskräfte verstehen, dass sie Teil eines Teams, Teil der Wir-Kultur sind, nur mit einer ganz anderen Verantwortungsebene und dem Ziel, für Räume zu sorgen, in denen die Mitarbeiter zusammenkommen können, um sich für eine gemeinsame Sache zu begeistern.

Teil 2 des Interviews mit Ali Mahlodji lesen Sie hier.

Ali Mahlodji ist Experte für New Work und Bildung, Europäischer Jugendbotschafter, Autor und Keynote Speaker. „Der Philosoph der neuen Arbeitswelt“ ist gefragter Sparringspartner in Politik und Wirtschaft. Der Co-Founder des Web-Portals whatchado und Gründer der futureOne Heroes ist unter anderem als Trend- und Zukunftsforscher für das Zukunftsinstitut tätig. Mehr zu Ali Mahlodji erfahren Sie hier.

Titelbild: ©www.stefanjoham.com