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Raphael Gielgen: Imperative der neuen Zeit

Fundstücke der NWX22

Titelbild Raphael Gielgen: Imperative der neuen Zeit - NWX22
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
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Zukünftige Arbeitsorte und neue Arbeitstools sind das Thema von Raphael Gielgen. Der Trendscout sprach bei seiner Keynote auf der New Work Experience im Juni 2022 über Entwicklungen in der Arbeitswelt und zeichnete Szenarien, wie Arbeitsräume künftig gestaltet werden können.

Arbeit wird flexibler, globaler und virtueller 

Arbeit wird künftig mehr Freiheitsgrade haben. Die „Remote first“-Jahre haben gezeigt, dass Arbeit auch an dritten Orten möglich ist. Ländergrenzen verlieren an Relevanz, dafür gewinnen Zeitzonen an Bedeutung. Ist der rechtliche Grundstein erst einmal gelegt, könnte Arbeit auf Distanz innerhalb identischer Zeitzonen zum Standard werden. Bestehende Büros müssen sich zu Räumen der Begegnung und des Dialogs entwickeln und attraktiver werden. Unternehmen werden sich aber auch, da ist sich Gielgen sicher, vermehrt über ergänzende Standorte in naturnaher Umgebung Gedanken machen. Er nennt das „Offsites“ und erklärt anhand der Salesforce Farm im kalifornischen Santa Cruz, was sie idealerweise sein sollten. Nämlich Orte, an denen Mitarbeiter Rituale zelebrieren und Kultur erleben können. Es geht aber auch einfacher. Unternehmenskultur wird laut Gielgen auch dann erlebbar, wenn Unternehmen Räume um neue Dimensionen erweitern. Durch das Aufladen mit Narrativen, wie das im Londoner Coworking Space 180 The Strand der Fall ist, können Arbeitsplätze zu Zentren für Kreativität und Innovation werden. Das funktioniert aber nur dann, wenn sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter veränderungsbereit sind und sich aktiv auf Change-Prozesse einlassen.

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Die künftige Arbeitswelt steht im Zeichen von Reskilling 

Arbeitsorte und Arbeitstools werden sich verändern. Arbeitskräftemangel und die Tatsache, dass Unternehmen in Zukunft zur Hälfte mit Produkten und Dienstleistungen Umsätze erzielen werden, die heute noch gar nicht existieren, machen eine Transformation der Arbeitswelt und permanente Lernprozesse erforderlich. Ein wichtiger Erfolgsfaktor im HR-Bereich wird folglich das Reskilling werden, die gezielte Weiterqualifizierung von Mitarbeitern. Bestehende Mitarbeiter werden in einem Prozess kontinuierlichen Lernens ihre Fähigkeiten erweitern, ebenso wie Mitarbeiter, die von außerhalb neu in Unternehmen kommen und zum Zeitpunkt der Einarbeitung noch fehlende Fähigkeiten für die Übernahme ihrer Rolle – unterstützt durch den neuen Arbeitgeber – erlernen werden. Gefragt ist laut Gielgen die Bereitschaft, sich neue Fähigkeiten anzueignen und sich sowohl digital als auch menschlich zu verändern.

Virtuelle Arbeitswelten werden Realität 

Die Etablierung des Metaverse schafft neue Realitäten. Ganz gleich, ob wir irgendwann das virtuelle Büro betreten oder nicht: Künftig werden uns Tools wie Datenbrillen darin unterstützen, komplexe Sachverhalte zu erfassen und kollaborativ zu arbeiten. Physische Realitäten werden von erweiterten Realitäten ergänzt, immersive Erlebnisse halten Einzug ins Büro, künstliche Intelligenz wird Arbeitsroutinen unterstützen. Das macht es für Unternehmen notwendig, ihre Mitarbeiter zu befähigen, neue Technologien anzunehmen und sie in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Funktionieren kann das durch Exploration und Social Learning oder mithilfe von unternehmenseigenen Formaten, die fit für die digitale Transformation machen.

Raphael Gielgen appelliert an seine Zuhörer, neugierig zu bleiben und die Veränderungen in der Arbeitswelt anzunehmen. Mit den richtigen „Was wäre, wenn …?“-Fragen bestehe die Chance, sich eine neue Arbeitsrealität zu erschaffen, die physische Räume und virtuelle Welten bestmöglich miteinander verbindet.  

Raphael Gielgen erforscht für Vitra die Zukunft des Arbeitens und der Arbeitswelten. Er steht im Austausch mit Unternehmen, Universitäten und Start-ups weltweit und befasst sich mit der Beantwortung der Frage, wie sich in Zukunft Wissensarbeit verändert und welche Auswirkungen dies auf die Raumgestaltung haben wird.

Titelbild:
Raphael Gielgen. Das Foto wurde am 20. Juni 2022 aufgenommen. Bild: IBA