Anlässlich der Veröffentlichung ihrer Studie „Erkenntnisse aus Arbeitgeberbewertungen“ gab Dr. Katharina Radermacher, Akademische Rätin am Lehrstuhl für Personalwirtschaft an der Universität Paderborn, am 27. Januar 2022 im IBA Forum einen Einblick in die Zusammenhänge von Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsatmosphäre und die Weiterempfehlungsbereitschaft von Beschäftigten. Ihr kenntnisreicher Vortrag steht in der Mediathek zum Nachhören und ‑sehen zur Verfügung. Die Kernaussagen des Vortrags und der Studie haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.
Für die Studie werteten Dr. Katharina Radermacher und ihre Kollegin Enja Marie Herdejürgen Daten aus, die im Zusammenhang mit dem Best Workplace Award 2019 von der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu und dem IBA erhoben wurden. Die 13.033 Datensätze umfassen Daten zu klassischen Merkmalen der Arbeitgeberattraktivität sowie zusätzlichen Bewertungen der Arbeitsplatzgestaltung. Ergänzend dazu wurden aus 44.000 Freitext-Bewertungen, die im Jahr 2019 bei kununu abgegeben wurden, zufällig 1.788 Kommentare ausgewählt und analysiert.
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Mitarbeiterempfehlungen als Recruitment-Tool
Ausgangslage der Betrachtungen ist die Bedeutung von Weiterempfehlungen von Unternehmen durch ihre Mitarbeiter. Demnach stellt nicht nur die persönliche Weiterempfehlung der Beschäftigten gegenüber Freunden und Bekannten, sondern auch deren Bewertungen auf Arbeitgeber-Bewertungsplattformen eine zentrale Informationsgröße für Bewerber dar. So profitieren Unternehmen von positiven Weiterempfehlungen, was sich in der Pre-Hire-Phase gleichermaßen in einem effizienteren Recruitment-Prozess, einer Verbesserung der Qualität der Bewerbungen sowie einer höheren Passung des Bewerberpools zeigt. In der Post-hire-Phase stellen sich bei vorausgehenden Weiterempfehlungen durch Mitarbeiter eine höhere Arbeitszufriedenheit sowie eine längere Betriebszugehörigkeit ein. Allerdings nutzen nach Einschätzung der Autorinnen Unternehmen hierzulande bisher die Erkenntnisse aus Arbeitgeberbewertungsplattformen noch viel zu wenig.
Wir wissen, dass Weiterempfehlungen für ein effizienteres Recruitment sorgen können, weil im Rahmen von Weiterempfehlungen sehr viel realistischere und detailliertere Informationen gegeben werden als auf Karriereseiten oder in Stellenanzeigen. Durch die detaillierten Informationen können Bewerber ihre mögliche Passung zu einem Unternehmen deutlich besser einschätzen und so entscheiden, ob sie den Bewerbungsprozess fortführen oder beenden möchten.
Dr. Katharina Radermacher
Soft-Faktoren entscheiden über die Bereitschaft zur Weiterempfehlung
Klassische Jobmerkmale wie Gehalt, Work-Life-Balance, Jobsicherheit und Weiterbildungsmöglichkeiten sind von jeher relevant für den Rekrutierungserfolg. Tatsächlich ist ihr Einfluss auf die Arbeitgeberattraktivität, Mitarbeiterzufriedenheit und Weiterempfehlungsrate aber geringer als häufig vermutet.
Den größten Einfluss auf die Weiterempfehlungsbereitschaft haben nämlich die sogenannten Soft-Faktoren, allen voran die Arbeitsatmosphäre, gefolgt von Vorgesetztenverhalten und innerbetrieblicher Kommunikation. Auch die Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsplatzmerkmale haben einen Einfluss auf die Weiterempfehlungsbereitschaft und hier ganz besonders flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Nutzung verschiedener Arbeitsbereiche innerhalb des Unternehmens. Darüber hinaus zeigte die Analyse der ausgewerteten Daten, dass die Möglichkeit unterschiedlich ausgestattete Räumlichkeiten nutzen zu können, auch die Qualität der Kommunikation in den Unternehmen verbessert.
Keinen Einfluss auf die Weiterempfehlungsbereitschaft hat dagegen die Frage, ob für die konzentrierte Arbeit am Schreibtisch kleine, geschlossene Raumeinheiten zur Verfügung stehen oder ob in offenen Räumen gearbeitet wird. Das gilt auch für die Intensität und die Qualität in der Kommunikation mit den Kollegen.
Die drei Haupt-Erkenntnisse der Studie:
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Die Weiterempfehlungsbereitschaft kann insbesondere durch weiche Faktoren wie Arbeitsatmosphäre, Vorgesetztenverhalten und Kommunikation beeinflusst werden.
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Arbeitsplatzmerkmale, allen voran flexible Arbeitszeiten und die flexible Nutzung von Arbeitsbereichen, weisen ein bisher unberücksichtigtes Potenzial für die Generierung von Weiterempfehlung auf.
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Um eine positive Wahrnehmung der Arbeitsatmosphäre zu erreichen, sollten der Zusammenhalt unter den Kollegen gestärkt und physische und emotionale Belastungen vermieden werden.
Zentraler Faktor: Die Arbeitsatmosphäre
Ausgehend von der hohen Bedeutung der Arbeitsatmosphäre für die Weiterempfehlungsbereitschaft von Beschäftigten, widmen sich die beiden Autorinnen anschließend der Frage, welche Einflussgrößen die Arbeitsatmosphäre bestimmen. Dazu verwendeten sie die im Jahr 2019 bei kununu geposteten Bewertungen.
Ob die Arbeitsatmosphäre von Mitarbeitern als positiv empfunden wird, hängt, so die gewonnene Erkenntnis, im Wesentlichen vom Zusammenhalt unter den Kollegen ab, von erlebter Hilfsbereitschaft, von Teamwork und Kollaboration, Freundlichkeit und Offenheit. Gestützt wird der positive Eindruck bei Mitarbeitern durch gute Führungskräfte, die auf die Bedürfnisse der Beschäftigten eingehen, sowie durch eine emotionale Verbundenheit mit dem Unternehmen und seiner Unternehmenskultur.
Auch hier zeigt die Gestaltung der Büroräume wieder einen signifikant positiven Effekt und liegt damit in etwa gleichauf mit dem Einfluss einer modernen Büroorganisation.
Unternehmen sollten bei der Entwicklung neuer Arbeitsplatzkonzepte ganz klar die Arbeitsatmosphäre in den Fokus stellen. Das kann zum Beispiel durch die Förderung des Kollegenzusammenhalts erfolgen. Hier können die Unternehmen insofern Weichen stellen, als sie mit Hilfe von Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitskonzepten ihre Mitarbeiter zusammenführen. Dazu gehören gemeinsame Bereiche, Wege und Zeiten. Außerdem werden flexibel nutzbare Einrichtungsbereiche benötigt.
Dr. Katharina Radermacher
Die Studienergebnisse belegen den Wunsch der Beschäftigten nach einer selbstbestimmten Arbeit in einem Umfeld, das die Zusammenarbeit stützt und das unterschiedliche Bedürfnisse der Mitarbeiter unterstützt. Bislang, so die Einschätzung der beiden Autorinnen, werden die Potenziale der Arbeitsplatzgestaltung und die Erkenntnisse aus Arbeitgeberbewertungsplattformen von Unternehmen aber viel zu wenig genutzt.