Die Kolumne für das IBA Forum von Dr. Daniel Dettling, einem der profiliertesten Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum, beschäftigt sich im Februar 2025 mit der Frage, wie der Wandel der Arbeitswelt gelingt:
Deutschland in der Dauerkrise. Ökonomisch und politisch läuft es nicht gut für die größte Volkswirtschaft in Europa. Vier globale Megatrends fordern Wirtschaft und Arbeitswelt hierzulande besonders heraus:
- Deglobalisierung
- Digitalisierung und Künstliche Intelligenz
- Dekarbonisierung
- Demografie
Transformation ist das Schlüsselwort in Politik und Wirtschaft und kein Selbstläufer. Ausbildung, Arbeit und Arbeitswelt müssen sich rapide und radikal verändern.
Technologien, Tempo und Teams
Transformation braucht drei Ts: deutlich mehr Investitionen in Technologien und Weiterbildung, mehr Tempo bei der Umsetzung und ein neues Denken in gleichrangigen Teams statt in Hierarchien. Befragungen zufolge kümmert sich mehr als die Hälfte der Unternehmen unzureichend um ihre Zukunft. Bei der Entwicklung von innovativen Produkten und Dienstleistungen sind andere schneller als das „slow-motion country“ Deutschland. Agilität und Kollaboration sind zentrale Standortfaktoren, wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht. Unternehmen werden schneller auf komplexe Veränderungen reagieren müssen. Das fertige Produkt stirbt aus, weil es ständig weiterentwickelt wird. Für die deutsche Mentalität des Perfektionismus ist das ungewohnt. Produkte und Dienstleistungen zeichnen sich zunehmend durch einen hohen Grad an Individualisierung aus, der nur durch eine stärkere Einbindung von Kunden zu erreichen ist.
Es geht um eine neue Unternehmenskultur
Ohne sich im Inneren neu zu erfinden, werden es viele Unternehmen nicht in die Zukunft schaffen. Zum entscheidenden Erfolgsfaktor eines agilen Betriebs wird die Förderung einer erfahrenen, innovativen und motivierten Mitarbeiterschaft. Es geht um eine Unternehmenskultur, in der sich Beschäftigte als Co-Akteure mit Markt- und Kundenorientierung verstehen – und über Eigenverantwortung und weitreichende Entscheidungsfreiräume verfügen. Unternehmen werden lernen müssen, sich von starrem Denken in Hierarchien zu verabschieden.
Die laufende Transformation ist mehr als eine rein technologische Frage, sie ist eine Chance auf eine weitere Humanisierung der Arbeitswelt. Gelingen wird sie dann, wenn wir sowohl über Branchen und Betriebe als auch über Abteilungen und Bereiche hinweg kooperieren. Die Veränderungsbereitschaft zu fördern, ist eine Führungsaufgabe. Transformation braucht Leadership und Teamgeist.
Dr. Daniel Dettling ist Zukunftsforscher und Gründer des Instituts für Zukunftspolitik (www.institut-zukunftspolitik.de). Dort erschien vor Kurzem das Buch „Eine bessere Zukunft ist möglich – Ideen für eine Welt von morgen“.
Titelbild: Dr. Daniel Dettling (Foto: Laurence Chaperon)