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Was sich die jungen Generationen von Arbeit und Führungskräften erwarten: Interview (Teil 2) mit Ali Mahlodji

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Ali Mahlodji, Fotocredits: www.stefanjoham.com
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
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Junge Arbeitnehmergenerationen ticken anders, auch wenn sie grundsätzlich genau dasselbe wie erfahrene Mitarbeiter wollen. Teil 2 unseres Interviews mit Ali Mahlodji.

Welche Bedürfnisse haben insbesondere jüngere Arbeitnehmer in Hinblick auf Organisationsstruktur und Personalführung?

Grundsätzlich wollen junge Angestellte genau dasselbe wie ältere: Sie wollen gesehen werden. Nur die Definition von „Werde ich gesehen oder nicht?“ hat sich verändert. Früher bedeutete es vielleicht, dass ich ein tolles Firmenauto habe oder eine ansprechende Visitenkarte. Heute geht es jungen Menschen vor allem um Wertschätzung, Sichtbarkeit und Weiterbildung. Es geht ihnen um die Sinnfrage und darum, ob sie gehört werden. Sie fordern von ihren Vorgesetzten regelmäßiges Feedback ein und möchten wissen, wo sie gerade stehen. Und was junge Menschen heute mehr denn je wollen, ist, nicht mehr so zu arbeiten wie ihre Eltern, die durch die Arbeit krank geworden sind. Junge Menschen wollen nicht zur Generation Burnout, Generation „E‑Mails nachts um 23 Uhr schreiben“ gehören, denen der Chef sagt „Super gemacht!“. Sie möchten Beruf und Privatleben in der Balance halten und suchen daher nach flexiblen Strukturen, die ihnen die Möglichkeiten geben, auch andere Arbeitsmodelle als die bisherigen zu leben. Eine Woche mehr Urlaub pro Jahr, die 4‑Tage-Woche, weniger Gehalt, dafür mehr Weiterbildung: Das ist jungen Menschen wichtig. Und dazu beizutragen, die Welt ein Stück besser zu machen. Sie wollen es mit Unternehmen zu tun haben, das zeigt bereits eine Nielsen-Studie aus dem Jahr 2018, die ihnen genau das bieten und die sie darin unterstützen, ihr Potenzial auszuschöpfen.

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Welche Fähigkeiten benötigen Führungskräfte, um ihre Mitarbeiter:innen zu stärken, damit diese ihr Potenzial ausschöpfen können?

Ich habe vor einem Jahr ein Buch für das Zukunftsinstitut geschrieben mit dem Titel „Next Level Work“. Hier geht es um drei Ebenen, bei denen Führungskräfte in der heutigen Zeit ansetzen können, um wieder handlungsfähig zu werden. Die erste Fähigkeit ist, Entscheidungen zu treffen. Das heißt, zu verstehen, wann der Zeitpunkt da ist, sich vom Alten zu lösen und sich auf das neue Spiel einzulassen. Die zweite Ebene ist, dass Führungskräfte verstehen müssen, was echte Wir-Kultur bedeutet. Nämlich keine Kultur, die Werte verordnet, sondern ein Umfeld, das Räume und Formate schafft, in denen Mitarbeiter mit unterschiedlichen Perspektiven aufeinander treffen und sich austauschen können. Deshalb sind ja Weihnachtsfeiern so wichtig. Dass die Leute gemeinsam tanzen, gemeinsam feiern, aber auch gemeinsam weinen. Und da kommen wir zu Punkt Nummer drei, nämlich der Fähigkeit, Emotionen zuzulassen und mit ihnen professionell umgehen zu können. Hier geht es um die Fertigkeit der professionellen Empathie. Führungskräfte benötigen die Fähigkeit, einen Perspektivenwechsel einzunehmen und mit professioneller Neugierde ein wahres Interesse daran zu haben, zu verstehen, was ihre Mitarbeiter wirklich bewegt. Also nicht zu fragen „Wie geht es dir?“, sondern zu fragen „Wie geht es dir wirklich?“ und dann die Antwort auch auszuhalten. Denn erst wenn mein Gegenüber, sprich der Mitarbeiter, das Gefühl hat, dass ich mich als Führungskraft für ihn ernsthaft interessiere und von ihm lernen möchte, kann ich eine richtig tiefe Beziehung aufbauen.

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Wie sieht für dich ein perfekter Team-Mix aus?

Es braucht einen guten Mix aus Seniors und Juniors. Junge Leute wollen lernen. Hier können Seniors mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung ein guter Buddy, ein Mentor sein. Es braucht die erfahrenen Menschen in den Teams, die Junge begleiten, ihnen zeigen, was möglich ist, und sie dabei unterstützen, auch persönlich zu wachsen. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern eher mit Geduld und Gelassenheit. Für mich sind diejenigen Teams zukunftssicher aufgestellt, die ihr Wissen gerne teilen und voneinander lernen möchten. Die ein gemeinsames Dach haben, unter dem alle wirken wollen. Und bei denen es um die Frage geht „Schaffen wir es, neue Ideen zuzulassen?“, anstatt sich die ganze Zeit im Kreis zu drehen. Erfolgreiche Teams befruchten sich gegenseitig. Sie haben eine gesunde Streitkultur und sind in der Lage, tiefe Beziehungen miteinander einzugehen. Dann profitieren alle.

Ali, wir danken dir für das Interview.

Teil 1 des Interviews mit Ali Mahlodji lesen Sie hier.

Ali Mahlodji is an expert on New Work and education, European Youth Ambassador, author and keynote speaker. „The philosopher of the new world of work“ is a popular sparring partner in politics and business. The co-founder of the web portal whatchado and founder of futureOne Heroes is also active as a trend and futurologist for the Zukunftsinstitut. Find out more about Ali Mahlodji here.

Cover photo: ©www.stefanjoham.com