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Denken mit den Händen: LEGO® SERIOUS PLAY® Interview mit David Hillmer

Work Culture Festival

David Hillmer, Hello Agile
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
7 Minuten

Was ist LEGO® SERIOUS PLAY® und wie hebt es sich von anderen kreativen Problemlösungsmethoden ab? David Hillmer gibt einen Einblick in die Methode, die er als „3D-Drucker der eigenen Gedanken“ bezeichnet, und die das Zeug hat, komplexe Herausforderungen im Arbeitskontext zu visualisieren und zu lösen.

Was genau ist LEGO® SERIOUS PLAY® und wie unterscheidet es sich von anderen kreativen Problemlösungsmethoden?

LEGO® SERIOUS PLAY® ist ein Workshop-Format und hilft Teams dabei, komplexe Herausforderungen im Kontext Arbeit zu visualisieren und zu lösen. Dabei werden die Gedanken, Ideen und Konzepte, die die Teilnehmer:innen im Kopf haben mit Hilfe von Legosteinen visualisiert. Das hilft sowohl dabei, die eigenen Gedanken zu sortieren, als auch, diese den anderen zu erklären – durch das Modell, das gebaut wird. LEGO® SERIOUS PLAY® wird daher auch gern als „3D-Drucker der eigenen Gedanken“ beschrieben. Es ist wissenschaftlich belegt, dass durch das handwerkliche Bauen mit Steinen Areale im Hirn aktiviert werden, die im normalen Business-Kontext nicht genutzt werden. Dadurch wirkt die Methode wie ein kreativer Booster und bringt neue Ideen und Lösungsansätze. Andere Problemlösungsmethoden sind oft mit Klebezetteln, Stiften und Flipcharts verknüpft, was bestimmte Bereiche in unserem Gehirn nicht aktiviert.

In welchen Kontexten wird LEGO® SERIOUS PLAY® am häufigsten eingesetzt und warum?

Überall dort, wo komplexe Probleme auftauchen, ist LEGO® SERIOUS PLAY® der richtige Ansatz. Ob das die Frage nach der Unternehmensvision ist, die Umsetzung der Strategie, die Herausforderung, wie man den Kampf um die besten Talente gewinnt, oder ein Kick-off, bei dem am Anfang eines Großprojekts alle Gewerke an einem Tisch sitzen. Je schwieriger die Fragestellung, desto besser ist die Methode geeignet. Dabei spielt die Branche keine Rolle, obwohl wir beobachten, dass LEGO® SERIOUS PLAY® eher in der Wissensarbeit und in der Bildung an Unis und Hochschulen verbreitet ist. Es spricht aber auch nichts dagegen, das Format im Handwerk oder in der Politik einzusetzen – Probleme gibt es schließlich überall.

Was meinst du damit, wenn du sagst, LEGO® SERIOUS PLAY® ist der 3D-Drucker der eigenen Gedanken und ein Kreativitätsbooster für Teams?

Die eigenen Hände wirken im Workshop als verlängertes Denkwerkzeug. Egal, wie schwer die Aufgabe ist und wie lange man darüber grübeln sollte, beim LEGO® SERIOUS PLAY®-Workshop gilt die Regel: „Nimm zwei Steine in die Hand, setze sie zusammen und lass dich davon inspirieren.“ Denken mit den Händen nennt man das – und es funktioniert sehr gut. Die Legosteine in den Händen wirken unheimlich inspirierend und sie bringen die Kreativität in Schwung – sogar bei Menschen, die sich selbst als nicht kreativ einschätzen. Dabei helfen auch die verschiedenen Klemmbausteine in einem LEGO® SERIOUS PLAY®-Set. Für die jung gebliebenen Tüftler gibt es kleine Bricks, für die Grobmotoriker Duplo. LEGO® SERIOUS PLAY® ist also auch eine sehr inklusive Methode, da man für die Nutzung von LEGO® nichts Besonderes lernen muss. Das Material ist intuitiv, jeder hatte es schon mal in der Hand.

Besuchen Sie das Work Culture Festival von 22. bis 25. Oktober auf der ORGATEC in Köln

Workshop mit David Hillmer am 22. Oktober von 14.45 bis 15.30 Uhr Workshop „Denken mit den Händen: Die Zukunft der Arbeit begreifen mit LEGO® SERIOUS PLAY®“. Jetzt einen Blick ins Programm werfen und Ticket sichern!

Wie läuft ein typischer LEGO® SERIOUS PLAY®-Workshop ab?

Der LEGO® SERIOUS PLAY®-Workshop ist in Phasen unterteilt, die in jedem Workshop in der gleichen Reihenfolge aufeinander folgen. Nach einem initialen Warm-up mit Material und Methode (Skill-Building) wird der Workshop in drei verschiedene Phasen unterteilt.

Phase 1: Das Einzelmodell

Jede:r Teilnehmer:in baut für sich individuell die Antwort auf eine Aufgabenstellung. Zum Beispiel „Baue ein Modell davon, wie wir unsere strategischen Maßnahmen noch dieses Jahr umsetzen können“. Nachdem alle gebaut haben, werden die Modelle miteinander geteilt. Denn ohne erläuternde Worte sind die Modelle nicht zu entschlüsseln – Datenschutzcheck bestanden. ;)

Phase 2: Das Gruppenmodell

Die (maximal zehn) Einzelmodelle werden im nächsten Schritt als Ausgangssituation genutzt, um gemeinsam ein Gruppenmodell zu konstruieren. Hierbei geht es darum, dass das Team ein gemeinsames Verständnis entwickelt und die einzelnen Aspekte in einem großen Modell zusammensetzt. Um nicht den Überblick zu verlieren, werden die einzelnen Bestandteile mit Hilfe von Lego-Türmchen priorisiert.

Phase 3: Das Systemmodell

Nachdem das Gruppenmodell steht, können externe Einflussfaktoren gebaut und mit dem Gruppenmodell verbunden werden. Externe Einflussfaktoren können zum Beispiel Management, Politik oder Umwelt sein. Ebenso könnte hier aber auch gebaut werden, was jede:r einzelne Teilnehmer:in tun kann, um das Gruppenmodell Realität werden zu lassen. Die externen Einflussfaktoren werden um das Gruppenmodell gestellt und mit den einzelnen Aspekten des Modells verbunden. Auch hier kann zu Gunsten der Übersichtlichkeit noch einmal mit LEGO®-Türmchen abgestimmt werden, welche Aspekte und Erkenntnisse die wichtigsten sind.

Apropos Wichtigkeit: Natürlich müssen die Ergebnisse vom Modell in die Praxis überführt werden. Im Normalfall werden die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse dokumentiert und in Maßnahmen überführt, die nach dem Workshop umgesetzt werden können.

LEGO® SERIOUS PLAY®-Funktionsmodell, © David Hillmer

Welche Vorteile bietet die LEGO® SERIOUS PLAY®-Methode für Organisationen?

Einige Vorteile liegen buchstäblich auf der Hand: zum Beispiel die kreative Lösung von Aufgaben oder der teambildende Aspekt, den LEGO® SERIOUS PLAY® mit sich bringt. Andere Vorteile werden erst auf den zweiten Blick sichtbar. Durch den klaren Prozess liegt die Beteiligungsrate in einem Workshop bei 100 %. Sowohl die Lauten als auch die Leisen kommen zu Wort und jede Idee zählt – unabhängig von der hierarchischen Ebene. Und auch die zurückhaltenden Teilnehmer:innen öffnen sich in aller Regel. Denn die Geschichte eines gebauten LEGO®-Modells zu teilen, ist eine viel niedrigere Hürde, als selbst Kritik zu äußern. LEGO® dient also als Medium und hilft dabei, das Gesagte auf den Punkt zu bringen. Und LEGO® SERIOUS PLAY® ist keine Methode aus der Kategorie „Ja, das haben wir schon mal gemacht, also brauchen wir das nicht mehr“. Genauso wie Brainstorming mit Klebezetteln oder die Arbeit am Flipchart ist LEGO® SERIOUS PLAY® eine Workshop-Methode, die immer eingesetzt werden kann.

Welche Tipps würdest du einem Unternehmen geben, das zum ersten Mal LEGO® SERIOUS PLAY® in Betracht zieht?

Ein guter LEGO® SERIOUS PLAY®-Workshop steht und fällt mit der Vorbereitung und mit der Moderation. Im Kleinen kann natürlich jederzeit experimentiert werden – LEGO® vom Dachboden holen und los geht’s! Wer ernsthafte Herausforderungen oder sogar Konflikte mit LEGO® SERIOUS PLAY® angehen möchte, der sollte sich professionelle Unterstützung in Form eines ausgebildeten LEGO® SERIOUS PLAY®-Facilitators holen, ausbilden lassen oder mindestens ein Buch zur Methode beschaffen.

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Warum sollten ORGATEC-Besucher an deinem LEGO® SERIOUS PLAY® Live-Workshop teilnehmen?

Im Mini-Workshop wird nicht geredet, sondern mit LEGO® SERIOUS PLAY® gearbeitet. Die Teilnehmer:innen des Mini-Workshops lernen die Methode kennen. Mit echten Legosteinen und einer echten Aufgabe. In kurzer Zeit können LEGO® SERIOUS PLAY® und das große Potenzial dieser Methode im wahrsten Sinne des Wortes begriffen werden.

David Hillmer ist ein führender Experte im Bereich Agile und New Work. Als Agile Coach, LEGO® SERIOUS PLAY®-Trainer und Geschäftsführer von HelloAgile begleitet er mit seinem Team Unternehmen auf dem Weg zu zeitgemäßen Formen der Arbeit wie OKR und Scrum. Seine Arbeit umfasst Aus- und Weiterbildungsprogramme sowie Zertifizierungstrainings in den verschiedenen agilen Ansätzen. Zudem ist David Autor des Bestsellers „PLAY! Der unverzichtbare LEGO® SERIOUS PLAY® Praxis-Guide“. Sein Wissen teilt er auch als Dozent an der Fresenius University und als Podcast-Host von „Unboxing New Work“.

Weitere Informationen unter:
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/david-hillmer/
Alles über LEGO® SERIOUS PLAY®: https://www.helloagile.de/lego-serious-play-workshop

LEGO® SERIOUS PLAY®-Buch: https://amzn.to/4b3pzb4
LEGO® SERIOUS PLAY® in 2 Minuten erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=m‑vptwdqIUA&t

Titelbild: HelloAgile