Beim Work Culture Festival trafen die Generation Z und die Generation der Boomer in einem besonderen Austauschformat zusammen. Yaël Meier eröffnete die Diskussion mit einer Keynote zur Lebenswelt der Gen Z, anschließend sprach sie mit Michael und Oskar Trautmann im Live-Podcast „GEN Z Podcast: ZOOMER meets BOOMER“. Fazit: Es gibt mehr, was die Generationen verbindet als trennt, und Dialog ist der Schlüssel zu einer besseren Zusammenarbeit.
Generation Z: Innovativ, selbstbewusst und gefragter denn je
Yaël Meier erinnerte pointiert an die Anfänge von Facebook und TikTok. Diese Plattformen wurden zunächst belächelt, bevor sie die Kommunikation revolutionierten. Ihr Appell: Was heute als Spielzeug abgetan wird, kann morgen zur Disruption führen. Junge Menschen sind häufig Innovationsmotoren. Digitale Identitäten, etwa durch Avatare oder virtuelle Güter wie Sneaker-Filter, sind für die Generation Z Teil des Alltags und Ausdruck von Individualität. Unternehmen, die diese Innovationskraft ernst nehmen, profitieren – wie Gucci mit seinem „Shadowboard“ eindrucksvoll gezeigt hat. Doch Meier sprach auch die Schwierigkeiten an. In Deutschland stieg spätestens 2019 die Zahl der Berufseinsteiger, die den Arbeitsmarkt wieder verließen, während weniger junge Talente nachströmten. Die Gen Z ist sich ihres Marktwerts bewusst und fordert Perspektiven, Wertschätzung und Verantwortung.
Arbeiten mit Sinn und Stimme: Generation Z und das Love-Job-Modell
Im Mittelpunkt des Vortrags stand das „Love-Job-Modell“. Es zeigt, welche Faktoren für die Generation Z bei der Wahl eines Arbeitsplatzes und der Bindung an ein Unternehmen ausschlaggebend sind: Ein angemessenes Gehalt ist nach wie vor wichtig, doch Entwicklungsperspektiven und transparente, faire Vergütungsmodelle mit variablen Anteilen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Besonders wichtig ist die interne Wertschätzung: Studien belegen, dass sich ein erheblicher Teil der jungen Arbeitnehmer nicht ernst genommen fühlt – rund 72 % berichten von altersbedingter Diskriminierung. Daher wird ein Arbeitsumfeld erwartet, in dem die eigene Stimme zählt. Regelmäßiges, konstruktives Feedback, idealerweise monatlich statt nur einmal jährlich, sowie echte Mitgestaltungsmöglichkeiten sind für viele zur Grundvoraussetzung geworden. Auch dialogorientierte Führungsansätze wie Coaching auf Augenhöhe werden verstärkt eingefordert. Die externe Wahrnehmung des Arbeitgebers gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Denn wie das eigene Arbeitsumfeld im sozialen Umfeld ankommt, beeinflusst die Identifikation mit dem Arbeitgeber maßgeblich. Plattformen wie TikTok oder LinkedIn werden gezielt genutzt, um sich über die Unternehmenskultur zu informieren. Ein glaubwürdiges, modernes Employer Branding, das die Werte der jungen Generation sichtbar macht, kann von entscheidender Bedeutung sein.
Das physische Büro als kultureller Anker
Trotz der Flexibilität des Homeoffice bleibt das physische Büro ein zentraler Ort für Unternehmenskultur, Zugehörigkeit und soziale Dynamik. Yaël Meier bezeichnet das Konzept ihres „Trophy Office“ als Symbol für ein neues Selbstverständnis: Man ist stolz darauf, ein Büro zu haben. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil es einen echten Mehrwert bietet. Das Büro wird damit zu einem sichtbaren Ausdruck der Identifikation mit dem Unternehmen. Moderne Arbeitsumgebungen orientieren sich stärker an der Lebensrealität der Beschäftigten. Räume, die sich wie ein zweites Zuhause anfühlen, bieten Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten ebenso wie offene Begegnungszonen für informellen Austausch. Wer Gespräche und Kreativität sucht, trifft sich zum Kaffee in der Lounge, wer Ruhe braucht, zieht sich zurück. Diese Flexibilität kommt den unterschiedlichen Bedürfnissen eines diversen Teams entgegen.
Entscheidend ist jedoch nicht nur der physische, sondern auch der zwischenmenschliche Raum. Ein gutes Büro schafft eine Atmosphäre, in der Zusammenarbeit auf Augenhöhe möglich ist, unabhängig von Alter, Hintergrund oder Funktion. Bei ZEAM etwa, dem Unternehmen von Yaël Meier und Jo Dietrich, besteht das Team bewusst aus sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, die sich wahrscheinlich nie begegnet wären, hätte sie nicht die gemeinsame Arbeit zusammengeführt. Trotz aller Unterschiede eint sie ein gemeinsamer Spirit, eine positive Energie, mit der alle an den gleichen Zielen arbeiten. Dieses Teamverständnis ist Teil der Unternehmensphilosophie: ZEAM will „junges Denken“ in Unternehmen bringen – konsequent umgesetzt, indem ausschließlich Menschen eingestellt werden, die jünger sind als die Gründer selbst. Das Ergebnis ist eine Arbeitskultur, in der neue Perspektiven selbstverständlich dazugehören und Unterschiedlichkeit nicht nur akzeptiert, sondern aktiv gefördert wird. In diesem Kontext wird das physische Büro zur Bühne für Begegnung und Innovation und zum Ort, an dem sich Unternehmenskultur nicht nur zeigt, sondern lebt.
Führen heißt zuhören und voneinander lernen
Ein Fazit aus Yaël Meiers Beitrag und dem anschließenden Generationen-Talk war: Eine gute Zusammenarbeit gelingt nicht durch mehr Kontrolle, sondern durch mehr gegenseitiges Verständnis. Führung wird heute neu gedacht: weniger hierarchisch, dafür empathischer, dialogorientierter und offener für neue Perspektiven. Dabei haben alle Generationen etwas beizutragen. Die Älteren bringen Erfahrung, Weitblick und strukturelles Denken ein. Die Jüngeren fordern Sinn, Haltung und Geschwindigkeit. Gerade in dieser Unterschiedlichkeit liegt ein enormes Potenzial, vorausgesetzt, man ist bereit, voneinander zu lernen. Das bedeutet, junge Mitarbeiter nicht nur einzubeziehen, sondern ihnen auch Verantwortung zu übertragen. Und umgekehrt: Die junge Generation sollte mit Neugier auf bestehende Erfahrungen blicken und bereit sein, nicht nur zu fordern, sondern auch zuzuhören. Die Frage ist also nicht, wer Recht hat, sondern wie man sich gegenseitig ergänzt. Das setzt Offenheit und Vertrauen auf beiden Seiten voraus. Unternehmen, die das ernst nehmen, schaffen Räume, in denen eine generationsübergreifende Zusammenarbeit gelingt: durch ehrliche Kommunikation, moderne Führung und eine Kultur, in der Unterschiedlichkeit als Stärke gesehen wird.
Was es dazu braucht? Haltung – und Umsetzung
- Nicht über, sondern mit jungen Menschen sprechen
- Verantwortung abgeben, auch wenn es manchmal unbequem ist
- Führung neu definieren: als Ko-Kreation, nicht als Vorgabe
- Vielfalt im Team als Normalität begreifen, nicht als Sonderfall
- Gemeinsame Werte sichtbar machen und leben
Am Ende gilt: Die Arbeitswelt der Zukunft ist keine Frage des Alters, sondern des Miteinanders. Oder, um es mit den Worten von Yaël Meier zu sagen: „Mach das!“ Nicht theoretisch, sondern konkret. Denn gute Zusammenarbeit beginnt genau da, wo man sich zuhört, ernst nimmt und gemeinsam gestalten will.