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Wohlfühlen macht Arbeit zum GOODplace: Interview mit Monika Kraus-Wildegger über menschzentrierte Organisationen

Work Culture

Monika Kraus-Wildegger, GOODplace
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
6 Minuten

Die Arbeitswelt verändert sich schnell und tiefgreifend. Digitale Technologien ermöglichen es uns, einfacher, freier und produktiver zu arbeiten. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Komplexität mehr Engagement und eine permanente Lernbereitschaft. Nur wer sich bei der Arbeit wohlfühlt, kann in einem anspruchsvollen Umfeld gute Leistungen erbringen. Die IBA Forum Redaktion sprach mit GOODplace CEO und Gründerin Monika Kraus-Wildegger über die Gestaltung einer menschzentrierten Organisationskultur.

Monika, mit der Gründung von GOODplace hast du Wohlbefinden in den Mittelpunkt deiner Arbeit gestellt. Wie kam es dazu?

Nach meiner beruflichen Zeit in Asien hatte ich, zurück in Deutschland, das Glück, einige Pionierunternehmen kennenzulernen, die das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellten. Das war für sie wichtig, da Arbeitszeit ja auch Lebenszeit ist, weswegen sie intuitiv ein Feelgood-Management für sich etablierten. Die Führungen dieser Unternehmen erkannten ganz klar, dass sie für sich und ihre Mitarbeiter einen Rahmen und eine Kultur haben wollen, in der diese einerseits gute Arbeit für das Unternehmen leisten können und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Lebenszeit haben, in der die menschlichen Grundbedürfnisse nach Gemeinschaft, Wertschätzung und Sinnhaftigkeit erfüllt werden. So bin ich auf das Thema Wohlbefinden gestoßen und habe in der Folge gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO das Berufsprofil des Feelgood-Managers in der Rolle als Kulturgestalter entwickelt.

Das klingt interessant, aber lass uns erst noch einmal über den Gesamtzusammenhang sprechen. Du sprichst auch von menschzentrierter Organisationskultur. Welche Vorteile hat diese für Unternehmen?

Wo finden Wertschöpfung und Innovation statt? Überall dort, wo der Mensch gefragt ist. Deshalb ist eine menschzentrierte Organisationskultur für Unternehmen heute enorm wichtig, weil sie ihre Wertschöpfung über die Ideen und das Wissen ihrer Mitarbeiter erzielen. Menschzentrierte Organisationskultur bedeutet, Wertschätzung und Menschlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen, um in der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Sie betont die Bedeutung von Kreativität, Ideen, Anpassungsfähigkeit und Experimentierfreude, immer mit Fokus auf die Bedürfnisse und Werte des Einzelnen. Wir haben das GOODplace-Cultivation-Modell entwickelt, das aus einem Dreiklang von People (sicherer Raum, Experimentierkultur, Gesundheit, Flexibilität), Planet (Nachhaltigkeit in der Beschaffung, Regionalität, Mobilität) und Profit (Wertschöpfung, Prozess-Usability, Leadership, Zusammenarbeit, Partizipation) besteht und eine menschzentrierte Organisation abbildet. Der Vorteil liegt laut Forschungsergebnissen in einer 13-mal höheren Wahrscheinlichkeit hoch engagierter Mitarbeiter, einer 8‑mal höheren Häufigkeit exzellenter Arbeit, 3‑mal weniger Burn-out-Situationen und 3‑mal weniger die Notwendigkeit, Mitarbeiter entlassen zu müssen.

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„Der Mensch möchte in der Arbeitszeit, die er leistet, eine qualitative Lebenszeit erfahren. Menschzentrierte Organisationskultur erfüllt diesen Anspruch bei gleichzeitigem Wachstum, das allen guttut.“ Monika Kraus-Wildegger

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Ihr sprecht davon, dass äußere Wirkung mit innerer Kulturentwicklung und Wachstum beginnt. Was ist damit gemeint?

Vieles wird immer noch gern nur nach außen kommuniziert, gerade wenn Unternehmen in einem engen Fachkräftekorridor arbeiten und Menschen für die Organisation gewinnen wollen. Es gibt aber oft keine Verbindung nach innen. Die Leute kommen in die Organisation und stellen fest, dass das Gegenteil dessen, was nach außen kommuniziert wurde, der Fall ist. Wenn man nachhaltig an seiner Organisation arbeiten will und im Außen erfolgreich sein will, dann ist der Weg, zuerst im Innen zu arbeiten. Das heißt, sich genau damit zu beschäftigen, wo man im Kontext einer menschzentrierten Organisation steht, wo man noch Luft nach oben hat und wo man gut aufgestellt ist. Mit dieser Analyse und den damit verbundenen Werten beginnt die Reise der Kulturtransformation, die wir als GOODplace-Gardening-Ansatz bezeichnen.

Wie kann ich mir das vorstellen?

Der GOODplace-Gardening-Ansatz ist eine auf den Menschen ausgerichtete Kulturtransformation in acht Zyklen, veranschaulicht durch die kraftvolle Metapher eines sich entwickelnden und blühenden Gartens. Unser Ansatz begleitet Unternehmen in zwei Jahreszyklen zu je vier Sessions bei der gemeinsamen Arbeit an ihrer Kultur. Der Feelgood-Manager next level ist der Kultivator, der die Entwicklung des Gartens leitet. Die Unternehmensleitung und Führung werden als Gartenarchitekten betrachtet und von GOODplace speziell für ihre Rolle geschult. Der Gartenzyklus steht nicht nur für einen Wandel im Unternehmen, sondern auch für ein nachhaltiges, organisches Wachstum, das mit der Sehnsucht nach etwas Grundlegendem und Menschlichem verbunden ist. Nach zwei Jahren sollen nicht nur messbare Ergebnisse wie die Zertifizierung als menschzentrierte Organisation vorliegen, sondern vor allem ein gelebter Transformationsprozess. Analog zur Natur betont der Ansatz, dass gesundes Wachstum Zeit braucht. Das Bild des Gartens symbolisiert die Bedeutung einer sorgfältig gepflegten Kultur und eines durchdachten Plans für ein gesundes Unternehmenswachstum.

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Nach welchen Grundprinzipien sollen Unternehmen handeln und wie können Qualitätsstandards gesichert werden?

Wir arbeiten mit einem Feelgood-Management-Ansatz, der auf den Prinzipien Partizipation, Hilfe zur Selbsthilfe und Freiwilligkeit beruht. Das Grundprinzip sollte sein, die Mitarbeiter zur Mitgestaltung der Kultur einzuladen, sie zu befähigen bzw. die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie ihre Aufgaben eigenverantwortlich wahrnehmen können, und zwar nicht per Anordnung von oben, sondern nach dem Prinzip der Freiwilligkeit. Es geht darum, das Engagement der Mitarbeiter zu fördern und ihre Neugier zu wecken, sich weiter für die Organisation und ihre Zukunftsfähigkeit einzusetzen.

Welchen Beitrag kann deiner Erfahrung nach die physische Arbeitsumgebung zum emotionalen Wohlbefinden leisten?

Physischer Inspirations-Raum trägt maßgeblich dazu bei, sich einer Wertegemeinschaft zugehörig zu fühlen. Insbesondere das Miteinander und informelle Begegnungen sind für das emotionale Wohlbefinden wichtig. Die physische Arbeitsumgebung ist der erste Schritt. Der zweite Schritt, damit Unternehmen das Potenzial von einladender und inspirierender  Raumgestaltung wirklich nutzen, ist die Kultur. Wenn Mitarbeiter die räumlichen Möglichkeiten ganz selbstverständlich nutzen und beispielsweise ein stylisches Designersofa in einer Begegnungszone nicht nur als ästhetisches Objekt betrachten, sondern als Teil der Arbeitsumgebung, wird Kultur lebendig.  Arbeit hat heute viele Gesichter. Was zählt sind lächelnde Gesichter, eine dynamische Arbeits-Atmosphäre und echte menschliche Begegnungen. Für mich ist menschzentrierte Kultur der Stoff, aus dem Zukunft gemacht wird.

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„Physischer Inspirations-Raum trägt maßgeblich dazu bei, sich einer Wertegemeinschaft zugehörig zu fühlen.“ Monika Kraus-Wildegger

Monika, vielen Dank für das Interview.

GOODplace ist eine Akademie, Beratung und Community für menschzentrierte Organisationskultur mit Sitz in Hamburg und Communities in Hamburg, Berlin, Leipzig, Nürnberg, München, Frankfurt, Bonn-Rhein-Sieg. GOODplace hat sich zum Ziel gesetzt, Unternehmen und Einzelpersonen zu befähigen, eine menschzentrierte Organisationskultur zu gestalten. Gegründet 2012 von Monika Kraus-Wildegger, ist GOODplace aktiv als Pionier und Vordenker für Human Work und Kulturgestaltung mit System, dem GOODplace-Modell. Zudem ist es führend in der Ausbildung von Feelgood-Kultur-Manager:innen, konform mit dem KAI®Job-Profil des Fraunhofer IAO. Weitere Informationen: https://goodplace.org.

Titelbild: Monika Kraus-Wildegger