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Wie verändert KI die Arbeitswelt?

Nachgefragt

KI-generiertes Bild der modernen Arbeitswelt, Bild: DALL-E
Jasmin Najiyya Jasmin Najiyya ·
5 Minuten

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Von Automatisierung und Effizienzsteigerung bis hin zu neuen Formen der Zusammenarbeit beeinflusst sie alle Aspekte unseres Arbeitslebens. Doch wie genau gestaltet sich dieser Wandel und welche Chancen und Herausforderungen bringt er mit sich? Ein IBA Nachgefragt zu einem der Schwerpunkte der diesjährigen ORGATEC.

Automatisierung und Effizienzsteigerung

Ein zentraler Aspekt der Auswirkungen von KI ist die Automatisierung von Arbeitsprozessen. Tätigkeiten, die sich durch klar definierte Muster und Routineaufgaben auszeichnen, können durch KI schneller und fehlerfreier erledigt werden. Beispielsweise übernehmen Algorithmen in der Logistik Aufgaben wie die Optimierung von Lieferketten oder die Verwaltung von Lagerbeständen. Entscheidungsfindende KI, Decision AI, kann riesige Datenmengen analysieren und präzise Prognosen erstellen. Diese Fähigkeit ermöglicht es Unternehmen, Entscheidungen datengestützt und schneller zu treffen. Dennoch bleibt der Mensch ein unverzichtbarer Teil des Prozesses als Gestalter und Entscheider.

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Neue Formen der Zusammenarbeit

KI verändert nicht nur Arbeitsprozesse, sondern auch die Art und Weise, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten. Teams aus Mensch und Maschine entwickeln sich zum neuen Standard, wobei die KI-Kollegen Routineaufgaben übernehmen und Menschen mehr Raum für kreative und strategische Tätigkeiten bleibt. Mixed-Reality(MR)-Technologien spielen dabei eine immer wichtigere Rolle. Durch die Verbindung von physischer und digitaler Realität wird die Zusammenarbeit auf eine neue Ebene gehoben. Tragbare Geräte können beispielsweise Büroräume intuitiv navigieren sowie relevante Informationen in Echtzeit einblenden, Prototyping erfolgt mehr und mehr mit digitalen Zwillingen in hybriden Projektteams. Wichtig dabei ist die nahtlose Technologie-Integration in bestehende Arbeitsabläufe, um Nutzer nicht zu überfordern und Produktivitätsverluste zu vermeiden. Ein Erfolgsfaktor ist dabei die User Experience (UX), wie branchenführende Unternehmen bereits heute eindrücklich beweisen.

 

Arbeitsumgebungen im Wandel

Die Veränderungen der Arbeitswelt durch KI machen sich auch in der Gestaltung von Büroumgebungen bemerkbar. Trendexpertin Birgit Gebhardt betont, dass sich Büros in einer KI-gestützten Arbeitswelt zu dynamischen Lern- und Begegnungsorten entwickeln müssen. Nicht mehr das reine Abarbeiten von Aufgaben steht im Vordergrund, sondern Kollaboration, Kreativität und Wissenstransfer. Und auch das Spielerische wird Einzug ins Büro halten. Virtuelle Welten und Gaming-Elemente eröffnen neue Möglichkeiten für kreatives Denken. „Im Spiel wagen wir Dinge, die wir uns in klassischen Büroumgebungen nicht trauen“, erklärt Gebhardt. Fantasievolle Umgebungen und immersive Technologien wie Virtual Reality (VR) laden dazu ein, Probleme aus neuen Perspektiven zu betrachten. Gebhardts Vision geht noch weiter: Arbeitsplätze könnten sich zu sogenannten Cognitive Environments entwickeln, intelligenten Arbeits- oder Lebensräumen, die mithilfe von Technologien wie KI, Sensorik und Vernetzung dynamisch auf die Bedürfnisse ihrer Nutzer reagieren und stets optimale Arbeitsbedingungen bieten.

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Neue Anforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte

Die Integration von KI in den Arbeitsalltag verändert grundlegend die Art und Weise, wie Unternehmen und ihre Mitarbeiter agieren. Selbstführung, kritisches Denken und technologische Kompetenz werden zu unverzichtbaren Schlüsselqualifikationen. Mitarbeiter müssen nicht nur verstehen, wie KI funktioniert, sondern auch lernen, deren Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und mit der eigenen Intuition zu kombinieren. Die hybride Zusammenarbeit von Mensch und Maschine erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Das wiederum stellt Führungskräfte vor neue Herausforderungen: Laut Andreas Loroch, Co-CEO von VORSPRUNGatWork, werden Empathie und intuitive Führung die Währung der Zukunft sein. Das bedeutet, dass Führung nicht nur strategisch, sondern auch emotional ausgerichtet sein muss, um menschliche und technologische Potenziale optimal zu nutzen. Hier knüpfen die Erkenntnisse von Dr. Bernd Hufnagl an, der auf die neurologischen Belastungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt hinweist. Er betont, dass das menschliche Gehirn in der digitalen Arbeitswelt regelmäßige Pausen braucht, um leistungsfähig zu bleiben. Ohne mentale Auszeiten wird das Gehirn durch den permanenten Funktionsmodus überlastet, was zu Stress und verminderter Innovationsfähigkeit führt. Führungskräfte sollten daher eine Arbeitskultur fördern, die bewusst Pausen zulässt und langfristig Resilienz über kurzfristige Effizienz stellt, um die Balance zwischen menschlicher Kreativität und KI-Unterstützung zu gewährleisten.

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Ein KI-Ruck ist nötig

Die Integration von KI in die Arbeitswelt erfordert nicht nur höhere Investitionen als bisher, sondern auch einen grundlegenden Wandel der Arbeitskultur. Der Digitalexperte Sascha Lobo plädiert für eine Kultur des Experimentierens und Voranscheiterns, indem Risiken als Chancen für Innovation und Fehler als wertvolle Lernmöglichkeiten begriffen werden. Gerade in Deutschland, wo Perfektion und Sorgfalt traditionell im Fokus stehen, ist dieser Kulturwandel entscheidend, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Denn selbst bei perfekter Vorbereitung – so die erste und wichtigste Erkenntnis im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz – können Unternehmen von KI überrascht werden und bewährte Geschäftsmodelle plötzlich massiv unter Druck geraten. Da KI in Zukunft noch stärker Geschäftsmodelle beeinflussen und ganze Branchen umwälzen wird, ist ein Umdenken unumgänglich. Unternehmen müssen Mut zur Veränderung zeigen, ihre Mitarbeiter noch besser im Umgang mit KI-Tools befähigen und eine Atmosphäre schaffen, die kreatives Ausprobieren fördert. Nur so kann Deutschland die Chancen der KI-Transformation nutzen und eine wirtschaftliche Renaissance ermöglichen.

Die Zukunft der Arbeit wird also technologischer, aber auch menschenzentrierter sein. KI kann uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen, kreativer zu sein und Arbeitsplätze flexibler und produktiver zu gestalten. Letztendlich hängt ihr Erfolg jedoch davon ab, wie wir diese Technologie integrieren und mit ihr interagieren. Der Arbeitswelt steht ein spannendes Kapitel bevor – wir sind gespannt, welche Geschichten sie schreiben wird.
 

Titelbild: DALL‑E