In seinem neuen Format „5 Fragen an ...“ sprach IBA mit Christoph Magnussen, CEO von Blackboat, über das Büro der Zukunft, Führungskompetenzen in Zeiten von Hybrid Work und die größte Gefahr für die Unternehmenskultur.
Du giltst als der „New Work Guy“, teilst wann immer möglich praktische Erfahrungen und Tipps rund um New Work. Die Arbeitsumgebung ist ein wichtiger Faktor für Produktivität und Wohlbefinden. Was muss das Büro der Zukunft können? Und wie muss sich deiner Meinung nach das Raumangebot in Unternehmen verändern?
Wichtig ist erst mal zu wissen: Wer macht im Büro wann wo welche Arbeit, wie erleben die Leute das Miteinander? Das hat dann im Sinne des „Activity-based Working“-Konzepts, bei dem man genau schaut, welche Elemente wirklich für die Wertschöpfung im Büro gebraucht werden, ganz konkrete Auswirkungen auf die Raumgestaltung: Wie viel Platz wird überhaupt benötigt? Wo kommt welches Gestaltungselement oder Möbelsystem am besten zur Geltung? Wie gestalte ich den Eingangsbereich? Wo schaffe ich Relax-Zonen oder offene Arbeitsflächen?
In diesem Sinne muss das Büro der Zukunft flexiblen Anforderungen gerecht werden. Planungssicherheit – das hat die Pandemie gezeigt – gibt es nur noch temporär, nicht auf Jahre. Denn immer mehr Menschen kommen nur noch ins Büro, wenn sie es wollen. Wenn heute in Büros Meetings stattfinden, steht das Socializing an erster Stelle. Punkt.
Die Herausforderung bei der Raumplanung besteht entsprechend darin, die Balance zwischen Möblierung, Raum, Technologie und der eigenen Kultur zu schaffen. Da braucht es lebendige Räume, die aber auch mehr bieten als nur Telefonbox und Tischtennisplatte. Da geht viel über die passenden Büromöbel. Besonders, wenn sie beweglich sind. Technologie und Raum wirklich ernsthaft zusammenzubringen, ist eine gewaltige Aufgabe und aktuell etwas, das mich jeden Tag herausfordert und motiviert.
Welche Fähigkeiten benötigen Führungskräfte, um in einer hybriden Arbeitswelt bestmöglich zu führen?
Gerade bei hybriden Modellen, wo nicht alle Leute an einem Ort – digital oder physisch – versammelt sind, entstehen oft Missverständnisse durch mangelhafte Kommunikation. Dabei ist Kommunikation immer die Grundlage von Kollaboration! Vor allem suggeriert das kleine Wort „hybrid“, dass alles einfach miteinander vereinbar ist. Das sieht in der Realität ganz anders aus. Hybrid is hard work!
Deswegen müssen Führungskräfte mit ihren Teams über Kommunikation sprechen, Regeln diskutieren und etablieren. Es braucht stete Impulse und Rückversicherungen über das, was unbedingt erlaubt und erwünscht ist.
Wir bei Blackboat unterscheiden dabei generell zwischen asynchroner Kommunikation, die häufig mit den neuen digitalen Tools abgebildet wird, und der synchronen Kommunikation, also der direkten Interaktion idealerweise vor Ort, die beispielsweise viel mehr Emotionen transportieren kann. Dann kommen noch die Dimensionen „virtuell“ bzw. „mobil“ und „vor Ort“ dazu. Ein Büro ist angesichts dessen ein mächtiges Tool. Ganz individuell muss daher zum Beispiel entschieden werden, wann das Büro für ein Meeting der richtige Ort ist oder ob ein Video-Call reicht – und welche Anforderungen das jeweils mit sich bringt.
Bei der Gestaltung der Kollaborations- und Kommunikations-Guidelines spielen Führungskräfte also eine entscheidende Rolle. Und dann sind sie vor allem Vorbilder, was das Leben und Arbeiten nach diesem Framework angeht.
So bringt etwa die beste Socializing-Area nichts, wenn Mitarbeitende denken, sie würden „da ja eh nicht arbeiten, sondern nur so abhängen“. Nein, sie müssen das durch entsprechende Kommunikation bestärkte Gefühl haben, dass es erlaubt und erwünscht ist, lose Kontakte zu knüpfen! Führungskräfte sollten daher explizit dazu aufrufen, das Büro so zu gestalten und zu nutzen, wie es eben auch angelegt ist. Und vor allem selbst Zeit in den Gemeinschaftsbereichen verbringen – leading by example!
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Quiet Quitting und Great Resignation sind die Schlagworte der heutigen Zeit. Wie schaffen es Unternehmen, bestehende Mitarbeitende zu binden?
Noch vor dem Gehalt sind den Menschen heute Flexibilität und Vereinbarkeit wichtig. Diesen Ansprüchen müssen Unternehmen so gut es geht gerecht werden. Damit gemeint sind etwa die flexible Wahl von Arbeitszeit oder ‑ort sowie ein gesundes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben. Das sind alles sehr relative und vor allem individuelle Dinge, bei denen jede und jeder für sich entscheiden muss, was Flexibilität genau bedeutet. Unternehmen müssen dabei proaktiv die Grundlagen – Stichwort Kommunikation! – für das offene Aushandeln der bestmöglichen Optionen für ihre Mitarbeitenden gestalten.
Was können Unternehmen darüber hinaus tun, um sich nach außen als attraktive Arbeitgeber zu positionieren?
Das klingt trivial, aber: Zeigt, was ihr draufhabt! In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen auf sich aufmerksam machen und beispielsweise in den sozialen Netzwerken präsent sein. Niemand gewinnt mehr durch Geheimniskrämerei, stattdessen braucht es das Spotlight auf all den Dingen, die im Unternehmen passieren, und auf das, wofür das Unternehmen steht.
Und was ist dabei die größte Gefahr für die Unternehmenskultur?
Fehlende Konsequenz. Wer mit Versprechungen von einem modernen Arbeitsverständnis wirbt, aber gar nicht danach handelt, verspielt Glaubwürdigkeit und Vertrauen – und sägt damit am Grundpfeiler jeder Kultur.