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Fraunhofer-Studie zur Wirkung raumbezogener Merkmale

Raumpsychologie

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IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
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Bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen sollte mehr auf raumpsychologische Faktoren geachtet werden, mahnen die Autoren einer Metastudie des Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), denn durch sie werde das Wohlbefinden und folglich auch die Leistung jedes Einzelnen gefördert. Die Forscher widmeten sich der Wirkung raumbezogener Merkmale auf Leistung, Konzentrationsfähigkeit, Kreativität, Wohlbefinden, Regeneration und Stressreduktion. Im Folgenden haben wir einige der Erkenntnisse für Sie zusammengefasst.

Raumproportionen

Vor die Wahl gestellt, bevorzugen die meisten Menschen Räume mit hohen Decken. Das bedeutet aber nicht, dass große Deckenhöhen überall gleichermaßen vorteilhaft sind. Räume mit hohen Decken haben einen positiven Einfluss auf ganzheitliche und abstrakte Denkprozesse und befördern dadurch die Kreativität ihrer Nutzer. Niedrigere Decken wirken sich dagegen positiv auf fokussierte Tätigkeiten aus. Auch bei weniger formellen, sozialen Treffen werden eher niedrige Deckenhöhen bevorzugt.

Durch Licht und Farbgestaltung lässt sich die Wahrnehmung der tatsächlichen Gegebenheiten beeinflussen. Helle Decken und Wände lassen Räume höher wirken.

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Territorialität und persönlicher Raum

Menschen haben gleichermaßen das Bedürfnis nach Abgeschlossenheit und nach Beteiligung an den Geschehnissen um sie herum. Infolgedessen arbeiten die meisten Menschen gern in der Nähe von Wänden oder wandähnlichen Objekten. Am beliebtesten sind Konstellationen, die den Arbeitsbereich von drei Seiten umschließen. Unzureichender Abstand zwischen zwei Arbeitsplätzen erhöht die Stressbelastung und beeinträchtigt das Wohlbefinden. Beengte Verhältnisse führen zudem zu einer Verminderung der Kommunikation. Ausschlaggebend für diesen Effekt sind die Zahl und Nähe der Personen im unmittelbaren Umfeld.

Große Räume sollten sinnvoll zoniert werden. Bild: Sedus
Große Räume sollten sinnvoll zoniert werden. Bild: Sedus

Bezug zur Natur

Der Blick aus dem Fenster in die Landschaft wirkt stressmindernd und fördert die Konzentration. Die Wirkung ist am größten, wenn die Mitarbeiter einen Arbeitsplatz mit Blick nach außen haben, ohne direkt am Fenster zu sitzen. Fehlt ein echter Naturbezug, kann der auch durch Landschaftsbilder hergestellt werden.

Einen ausgesprochen positiven Effekt haben auch natürliches Licht und eine ihm nachempfundene künstliche Beleuchtung. Beide wirken stimmungsaufhellend und stabilisieren den Wach-/Schlafrhythmus. Letztendlich können so Fehlzeiten reduziert werden.

Büropflanzen

Auch Pflanzen innerhalb der Räume können die Konzentrationsfähigkeit und Kreativität der Beschäftigten fördern und so zu einer Reduzierung von Krankmeldungen beitragen. Menschen sind täglich 50 bis 200 Stresssituationen ausgesetzt. Eine Umgeben mit Pflanzen stellt eine positive Ablenkung dar und beschleunigt die Erholung. Eine Reihe von Studien ergab, dass die Produktivität der Beschäftigten durch den Einsatz von Pflanzen um durchschnittlich 15 % gesteigert werden kann.

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Materialien und Farben

Der Einsatz von Holz kann sich ebenfalls positiv auf die Gesundheit auswirken, weil sich durch ihn Blutdruck und Herzfrequenz senken lassen. Auch eine kreativitätssteigernde Wirkung soll von der Verwendung von Holzmaterialien ausgehen.

Farben können die Wahrnehmung der Raumhöhe beeinflussen. Darüber hinaus können sie Wachheit, Stimmung und Denkweise beeinflussen. Es gilt als gesichert, dass blaue und grüne Farbtöne beruhigend und Orange, Gelb und Rot aktivierend wirken. Die Wirkung von Farben in Räumen ist jedoch weit komplexer. Neben kulturellen Faktoren und persönlichen Präferenzen spielen die Wechselwirkungen verschiedener Farben eine Rolle. So war es wenig überraschend, dass die bislang vorliegenden Studien keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Einsatz einzelner Farben und kognitiver Leistung erkennen lassen.

Tageslicht, Naturmaterialien und eine sinnvolle Zonierung erhöhen das Wohlbefinden. Bild: Nowy Styl
Tageslicht, Naturmaterialien und eine sinnvolle Zonierung erhöhen das Wohlbefinden. Bild: Nowy Styl

Quelle: Bauer, W. (Hrsg.), Pan, Y., Rief, S.: Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt, 2019. Sie kann im Shop des Fraunhofer IAO bestellt werden.

In weiteren Kapiteln beschäftigt sich die Studie mit künstlicher Beleuchtung, Klimatisierung, Akustik, Duft und Geruch. Abschließend geben die Autoren Tipps für die Gestaltung unterschiedlicher Nutzungsbereiche.