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Arbeiten im Metaverse:
Utopie oder Realität?

Future of Work

IBA Forum - Mann mit VR-Brille - Arbeiten im Metaverse
Jasmin Najiyya Jasmin Najiyya ·
5 Minuten

Das Metaverse, digitaler Raum, der durch das Zusammenwirken virtueller, erweiterter und physischer Realitäten entsteht, hält Einzug in die Arbeitswelt. Welchen Nutzen bringt der neue „Raum“, in dem Menschen mit Virtual- und Augmented-Reality-Technologien in Gestalt ihrer digitalen Avatare miteinander interagieren? Und hat das Metaverse das Potenzial, ein alternativer Arbeitsort zu sein?

Mit dem Metaverse bewegen wir uns im dreidimensionalen Raum, der Realitäten in einer „neuen Welt“ abbildet. Neal Stephenson zeichnete das erste Mal im Jahr 1992 mit seinem Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ das Bild einer virtuellen Welt, die dem heutigen Metaverse ähnelt. Seitdem waren virtuelle Welten immer wieder Bestandteil der analogen Welt. Reale Personen können im Metaverse mithilfe ihrer digitalen Identität immersive Erfahrungen machen. Das Spektrum reicht von Konzertbesuchen über Events bis hin zur Zusammenarbeit im Business-Kontext.

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Das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen Gartner geht davon aus, dass bis zum Jahr 2026 schon 25 % der Menschen täglich mindestens eine Stunde im Metaverse verbringen werden.

Wissensarbeit im Metaverse

Vor allem Wissensarbeiter könnten künftig das Metaverse nutzen. Schon heute werden immersive Technologien beispielsweise bei der Entwicklung neuer Automobile und bei komplexen Architekturprojekten eingesetzt. Teilnehmer an unterschiedlichen Standorten, genauer gesagt: ihre digitalen Stellvertreter (Avatare), können sich so virtuell begegnen und sich dabei – anders als bei Videokonferenzen – gemeinsam in einem virtuellen Raum bewegen. Prototypen können so von allen Seiten betrachtet und besprochen werden. 

Noch sind die Nutzer auf VR-Brillen angewiesen, die das Metaverse sichtbar machen und die reale Umgebung ausblenden. Moderne Technologie macht alle relevanten Daten verfügbar und speichert diese an den entsprechenden virtuellen Orten. Im besten Fall fühlt sich das Zusammensein dennoch richtig echt an. Dann lassen sich auch Pausen im virtuellen Arbeitsalltag mit den Kollegen-Avataren in der digitalen Cafeteria verbringen.

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Nutzen des Metaverse im Arbeitsalltag:

  • Flexibilisierung von Arbeit
  • Überbrückung räumlicher Distanzen
  • Ortsunabhängige Interaktion
  • Immersive Erfahrungen in virtuellen Begegnungsräumen
  • Einsatz im HR-Bereich, u. a. in den Bereichen Recruiting, Onboarding, Weiterbildung und Qualifizierung
  • Schaffung von People Experience
  • Steigerung der Attraktivität für technikaffine Talente

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Aktueller Stand der Technik

Im Rahmen des 3. FRAME „The Next Space“-Events am 26. Oktober 2022 stellten Astin le Clercq und Bas van de Poel, Gründer des niederländischen Thinktanks und Beratungsunternehmens Modem, Innovationen im Bereich der Arbeitsplatz-Technologien vor:

  • Portallösungen für Videokommunikation wie Tonari oder Google Starline ermöglichen eine völlig neue, immersive Erfahrung in der täglichen Remote-Kommunikation. Das Versprechen lautet, dass damit Meetings und die Zusammenarbeit so organisiert werden können, als ob Kollegen gemeinsam im Raum wären. Dafür werden die nicht physisch Anwesenden über Leinwände als reale Person oder als Avatar, bei der der jeweilige Gesprächspartner als 3‑D-Projektion wie eine Art Hologramm dargestellt wird, ins Büro projiziert.
  • Erweiterte Realitäten sind auch die virtuellen Räume von Meta und Microsoft. Microsoft Mesh ist eine Kollaborations- und Kommunikationsplattform, die die virtuelle Zusammenarbeit für mehrere Geräte wie VR-Headsets, AR, Laptops oder Smartphones vereinheitlicht. Die Meta Horizon Workrooms sind eine VR-Applikation, die die Zusammenarbeit von Teams im virtuellen Raum ermöglicht.
  • Das Tool Gather.town erinnert an ein Videospiel. Es stellt Personen als Avatare dar und bietet eine virtuelle Arbeitsumgebung im zweidimensionalen Raum, bei der man sich und seine Kollegen aus der Vogelperspektive betrachtet. Über die browserbasierte Virtual-Reality-Plattform Spatial.io lassen sich virtuelle Kopien physischer Büros erstellen und mithilfe von Avataren kann in Echtzeit miteinander gearbeitet und kommuniziert werden.

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Die neuen Technologien werden, so die Einschätzung von le Clercq und van de Poel, in Zukunft für ein nahtloseres, integrativeres physisches und digitales Arbeitsumfeld sorgen. Für die Experten von Modem steht dabei fest, dass die Technologie den Menschen eine freiere Wahl ihres Lebens- und Arbeitsstils erlaubt. Das Büro kann künftig fast überall sein, wenn die richtige Technologie vorhanden ist.

Das Metaverse, ein alternativer Arbeitsort der Zukunft?

Neue Technologien machen Arbeit flexibler und ortsunabhängiger. Wie weit sich das Metaverse als Arbeitsort durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. In größerer Breite sicher erst, da sind sich alle Experten einig, wenn die derzeitigen VR-Brillen durch handlichere Systeme abgelöst werden, die einen Bezug zur Außenwelt ermöglichen. Das notwendige Interesse der Beschäftigten scheint gegeben, das vermeldet zumindest Microsoft in seinem „Work Trend Index 2022“. Demnach wollen künftig immerhin schon 52 % der 31.000 Befragten aus 31 Ländern immersive Räume im Metaverse für Meetings oder Teamtreffen nutzen. Davon sind 47 % bereit, in Meetings als Avatar aufzutreten. Und rund die Hälfte der Befragten kann sich auch grundsätzlich vorstellen, zumindest zum Teil im Metaverse zu arbeiten.

Den kompletten Mitschnitt des Vortrags von Astin le Clercq und Bas van de Poel mit dem Titel „New office rituals“ finden Sie in der Mediathek.

Titelbild dieses Beitrags: alvarez, iStock