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Kein Büro ist auch keine Lösung: Wo werden wir in Zukunft arbeiten?

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Titelbild: Kein Büro ist auch keine Lösung
IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
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Auf der New Work Experience im Juni 2022 sprach Berit Jürgensen, Principal Executive New Placement und Karriereberatung bei der Personal- und Managementberatung Kienbaum, mit der Geschäftsführerin von loop – creating places, Dr. Sandra Breuer, über die Frage, welche Rolle das Büro nach der Pandemie übernimmt und wo wir künftig arbeiten werden.

Für Breuer, die mit ihrer in Berlin ansässigen Beratung andere Unternehmen auf dem Weg zu positiven Arbeitswelten begleitet, steht fest, dass die hybride Arbeitswelt eine Neudefinition von Büros erforderlich macht. Attraktive Orte zu schaffen, die Begegnungen und das Erleben von Unternehmenskultur ermöglichen, wird in einer Zeit, in der Arbeit von überall (Work from Everywhere) für Wissensarbeiter möglich ist, zum Erfolgsfaktor für die Bürogestaltung.

Weniger Zweckgebundenheit, dafür mehr Emotionalität

Auch wenn die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt haben, dass effizientes Arbeiten im Homeoffice ebenso möglich ist, so wünschen sich doch viele Mitarbeiter mehr Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse im Büro. Dafür sind aber keine klassischen Arbeitsplätze notwendig – laut Breuer sind zwei Drittel bis drei Viertel aller Schreibtischarbeitsplätze immer noch Zellenbüros –, sondern neue Raumkonzepte, mit denen sich das Büro weg von Zweckgebundenheit hin zu mehr Emotionalität entwickelt. Arbeitswelten als Lebenswelten zu gestalten wird die künftige Aufgabe für Unternehmen sein.

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Wir brauchen keine Büros mehr, aber wir wollen sie haben. – Dr. Sandra Breuer, loop – creating places

Sogwirkung durch Raumerlebnisse und Mehrwert

Wir brauchen in Zukunft also andere Orte zum Arbeiten, Büros, die neue Raumerlebnisse schaffen. Repräsentieren Räume doch die Unternehmens-DNA und vermitteln ein Gefühl für die Werte und die Kultur eines Unternehmens. Büros werden künftig daran gemessen, ob sie einen Mehrwert bieten und soziale Erfahrungen ermöglichen. Der Effektivität des Homeoffice wird Büroarbeit als soziales Event gegenüberstehen. Nur so lässt sich eine Sogwirkung erzeugen, die Menschen zurück in die Büros bringt. Dabei mit allen Sinnen das Miteinander, den Purpose, die Kollegen und die Führungskräfte zu erleben trägt auch zu Identifikation und Mitarbeiterbindung (Retention) bei. Denn Büros sind in Zukunft noch mehr ein wichtiges Argument für oder gegen ein Unternehmen.

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Kulturprojekt Bürokonzept

Zukunftsfähige Bürokonzepte erfordern eine Auseinandersetzung mit Arbeit, Organisation und Unternehmenskultur. Im Rahmen einer Standortbestimmung gilt es zunächst herauszufinden, wofür Raum gerade genutzt wird, und die Frage zu beantworten, wie Arbeit im Unternehmen funktioniert. Die anschließende Bedarfsanalyse setzt sich mit der zukünftigen Arbeit und den Bedürfnissen, die Raum in diesem Zusammenhang abdecken soll, auseinander. Für Breuer ist für den Erfolg von nachhaltigen Bürokonzepten entscheidend, die Mitarbeiter frühzeitig in den Gestaltungsprozess einzubeziehen. Mitarbeiterbeteiligung authentisch und ehrlich stattfinden zu lassen ist für die Unternehmensleitung eine wichtige, neue organisatorische Aufgabe. Dafür ist in der Regel ein Kulturwandel nötig, weil in vielen Unternehmen Entscheidungen nach wie vor „klassisch“ von der Leitungsebene getroffen werden. Für Orientierung sorgt hier ein klarer Rahmen, der Spielräume möglich macht und Rollen erklärt, denn „es geht nicht um schöner wohnen, sondern um besser arbeiten“ und darum, eine Inflation von Ansprüchen zu vermeiden.

Die neue Qualität des Workplace Design

Für die Architekturberaterin Sandra Breuer ist es mehr denn je notwendig, über die Qualität des Workplace Design zu sprechen. Ist der Raum, den man Mitarbeitern zur Verfügung stellt, passend? Ermöglicht er Identifikation?

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Das Büro muss so flexibel sein, dass die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, es sich aneignen zu können. – Dr. Sandra Breuer

Auch wenn man davon ausgeht, dass soziale Begegnungen der wichtigste Grund für Mitarbeiter sind, ins Büro zu kommen, müssen Räume künftig andere Settings haben. Sie müssen großzügiger sein und eine wohnlichere Atmosphäre bieten. Wichtig für Breuer ist, offen für einen kontinuierlichen Veränderungsprozess zu bleiben. Breuer vergleicht das mit einem Maßanzug: Wenn sich eine Figur verändert, passt er nicht mehr – denn die Maße haben sich geändert.

Für Breuer stehen die Zeichen der Zeit auf einer Hybridlösung. Unternehmenszentralen werden künftig zu Orten, an denen Kultur und das soziale Miteinander erlebbar sind. Um diese Zentrale herum werden sich weitere Arbeitsorte etablieren wie Co-Working Spaces, Homeoffices, Pop-up-Arbeitsplätze sowie Räume und ganze Gebäude, die völlig neue Konzepte möglich machen.

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Dr. Sandra Breuer, Geschäftsführerin der Architekturberatung loop – creating places, berät Unternehmen rund um die Zukunft der Arbeit und gestaltet mit ihrem Team Bürokonzepte. Die studierte Volkswirtin und Architektin, die ihren beruflichen Hintergrund in der Strategieberatung hat, ist auch als Rednerin und Moderatorin von Fachveranstaltungen bekannt.

Berit Jürgensen, Principal Executive New Placement und Karriereberatung, ist Beraterin bei Kienbaum am Standort Düsseldorf. Sie begleitet Unternehmen, Einzelpersonen und Gruppen bei beruflichen Veränderungsprozessen.

Titelbild: Berit Jürgensen, Dr. Sandra Breuer (v.l.n.r.). Das Foto wurde am 20. Juni 2022 aufgenommen. Bild: NEW WORK SE

Der gesamte Vortrag wird von der NEW WORK SE unter diesem Link zum Nachhören bereitgestellt.