Der Arbeitsreport 2024 basiert auf einer umfassenden Medienanalyse und bietet eine aktuelle Bestandsaufnahme der Arbeitswelt. Die Studie von pressrelations und dem Zukunftsinstitut Workshop in Person von Oliver Heyden und Andreas Steinle gibt einen Ausblick auf die Arbeitswelt von morgen und liefert Impulse, welche Themen derzeit relevant sind. Im Folgenden stellen wir vier Zukunftstrends und ihre Bedeutung für Unternehmen vor.
Trend 1: Passion Economy
Passion Economy bedeutet, dass sich die Menschen nicht mehr zwischen dem Streben nach finanzieller Stabilität und der Verwirklichung ihrer Leidenschaften entscheiden müssen. Sie verbinden heute beides und richten ihr Berufsleben stärker an ihren persönlichen Interessen aus. Ein Beispiel sind die Content Creators. Ihre Wertschöpfung liegt in der Leidenschaft selbst und mit den Möglichkeiten des Internets machen einige aus ihrer Passion ein Business. Der Trend zur Passion Economy wirkt sich auch auf die Arbeitswelt aus. Er verändert das Verständnis von Arbeit: weg von traditionellen Modellen hin zu einem Ansatz, der Leidenschaften in den Mittelpunkt der Wertschöpfung stellt. Für Unternehmen bedeutet dies, ein Umfeld zu schaffen, das die individuellen Talente der Mitarbeiter fördert und Jobs so gestaltet, dass sie persönliche Leidenschaften stärker berücksichtigen. Passion Economy braucht innovativere Lehr- und Lernformate und Raum, das Gelernte mit Kollegen zu teilen. Und sinnstiftende Initiativen, an denen sich jeder beteiligen kann. Wer mehr Menschen zu Gestaltern machen will, muss sie dazu befähigen und ihnen eine Bühne geben. Und auch Corporate Influencer werden zu einer wichtigen Ressource, um in der Passion Economy sichtbar und relevant zu bleiben.
Lesen Sie auch
Trend 2: Polywork
Polywork bringt eine Umwälzung der Arbeitsstrukturen mit sich. Dabei geht es um weit mehr als Teilzeit oder die Viertagewoche. Polywork steht für eine Vielzahl neuer Arbeitsmodelle, die die traditionelle Vorstellung von einem einzigen Arbeitgeber und einer 40-Stunden-Woche über Bord werfen. Immer mehr Menschen wollen sowohl angestellt als auch selbstständig sein und gleichzeitig für verschiedene Unternehmen arbeiten. Diese Hyperindividualisierung und Flexibilisierung der Arbeit lösen bisherige Grenzen auf. Vor allem junge Menschen streben sogenannte Portfoliokarrieren an, in denen sie ihre Interessen und Talente voll ausleben können, sei es durch verschiedene Jobs oder durch Teilzeit- und Nebentätigkeiten. Dieser Trend stellt Arbeitgeber vor neue Anforderungen und erfordert eine Anpassung an die veränderten Bedürfnisse insbesondere junger Arbeitnehmer, um relevant zu bleiben. Statt linearer Karrierepfade müssen Unternehmen persönliches Wachstum durch vielfältige Erfahrungen ermöglichen und die Möglichkeit bieten, in mehreren Projekten gleichzeitig unterschiedliche Rollen einnehmen zu können, was beispielsweise durch Job-Rotation oder Job-Sharing umgesetzt werden kann. Individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, das Erleben von Sinnhaftigkeit, psychologische Sicherheit und ein empathischer, integrativer Führungsstil werden zu zentralen Kriterien, um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Auch Up‑, Re- und Cross-Skilling werden neben dem notwendigen Raum für den Austausch über Interessen und Projekte immer wichtiger. Die Einrichtung einer Polywork-Börse, in der Mitarbeiter ihre Talente und Interessen anbieten können, könnte sich als notwendig erweisen.
Trend 3: Job Crafting
Job Crafting ist ein Konzept, das von vielen als zentraler Ansatz zur Verbesserung der Arbeitswelt angesehen wird. Der von den Organisationspsychologinnen Prof. Amy Wrzesniewski und Prof. Jane E. Dutton entwickelte Ansatz basiert auf der Idee, dass es möglich ist, die eigene Arbeit durch kleine Anpassungen so zu gestalten, dass sie der eigenen Motivation und den persönlichen Stärken optimal entspricht. Job Crafting beinhaltet die Möglichkeit, den eigenen Aufgabenbereich, die Arbeitsbeziehungen und die Wahrnehmung der Arbeit zu verändern. Es bedeutet, Mitarbeitern mehr Autonomie zu geben, ihre Arbeit an ihre individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten anzupassen. Dies kann zum Beispiel in Form von selbst organisierten Schichtplänen oder individueller Aufgabenverteilung geschehen. Die Stärkung der Beziehung zu den Kollegen und das Gefühl, eine sinnvolle Arbeit zu leisten, sind weitere zentrale Aspekte von Job Crafting. Für Unternehmen bedeutet Job Crafting, Mitarbeitern mehr Autonomie anzubieten, damit sie ihre Kompetenzen erweitern und ihre Arbeit an ihre Bedürfnisse anpassen können. Es bedeutet Freiräume, hierarchiefreies Lernen und die Stärkung der Zusammenarbeit in Teams. Und genügend Raum für Kommunikation, damit Austausch und Zusammenarbeit stattfinden können.
Trend 4: New Leadership
Der Trend des New Leadership markiert einen Paradigmenwechsel in der Führungskultur von Unternehmen. Der von empathischen, integrativen und emotional zugänglichen Führungskräften geprägte Führungsstil steht in starkem Kontrast zu traditionellen, patriarchalischen Führungsmodellen. Toxische Führung, mangelnde Inklusion und unethisches Verhalten werden zunehmend abgelehnt. Stattdessen gewinnen Konzepte wie Servant Leadership und Inclusive Leadership an Bedeutung. New Leadership bedeutet, den Mitarbeitern Verantwortung zu übertragen und sie stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Dieser Wandel ist nicht nur eine Reaktion auf die steigenden Ansprüche der Mitarbeiter, sondern auch eine Notwendigkeit in Zeiten des Fachkräftemangels und der zunehmenden Bedeutung von mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz. Unternehmen, die auf New Leadership setzen, fördern eine Kultur der psychologischen Sicherheit, in der sich Teammitglieder trauen, Fehler zuzugeben und ihre Meinung offen zu äußern. Diese neue Form der Führung erfordert von den Führungskräften ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit, Empathie und die Fähigkeit, auf die individuellen Bedürfnisse und Persönlichkeiten der Mitarbeiter einzugehen. Letztlich geht es darum, die traditionelle Dichotomie zwischen Führungskräften und Mitarbeitern aufzulösen und ein vertrauensvolles, positives Klima der Zusammenarbeit und gegenseitigen Wertschätzung zu schaffen.