Der aktuelle Statista Trend-Report zu Veränderungen in der Arbeitswelt zeigt deutlich: Neue Arbeitsformen haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boost erhalten. Damit einher geht auch eine andere Bewertung von Arbeit aufseiten der Mitarbeiter. Insbesondere die Gen Z gilt als Treiber neuer Entwicklungen. Was genau wünschen sich Mitarbeiter von Unternehmen und was bedeutet das für die Arbeitsmodelle von morgen?
Gen Z als treibende Kraft bei neuen Konzepten zur Arbeitszeitgestaltung
Die Generation Z gilt als qualifiziert und veränderungsbereit. Bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber setzen die Jahrgänge 1995 bis 2010 eine flexible Arbeitszeitgestaltung voraus. Auch die Möglichkeit, im Homeoffice oder an anderen Orten als dem Büro zu arbeiten, ist für keine Generation so wichtig wie für die Gen Z. Die Mehrheit erwartet, Sabbaticals oder Workations wahrnehmen zu können. Die Expertin für Transformation, Innovation und New Work, Jenny Maertens, ergänzt, dass den Jungen zudem ein Mitspracherecht, Sinnhaftigkeit sowie Wertschätzung ihrer Person und ihrer Arbeit wichtig sei. Die Gen Z lege Wert darauf, sich als Person einbringen und ihre Werte leben zu können.
Eine neue Definition der Rolle als Führungskraft muss her!
Führungskräfte werden künftig noch wichtiger werden in Bezug auf Mitarbeiterbindung und ‑zufriedenheit. Ihre Rolle muss daher neu definiert werden, um den Anforderungen der Beschäftigten an Arbeit und Arbeitsumfeld gerecht zu werden. Waren es früher oft fachliche Skills, die den Ausschlag für die Stellenbesetzung gaben, so werden künftig mehr denn je Social Skills gefragt sein, um generationenübergreifende Teams zu führen, Diversität zu managen und die persönliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter voranzutreiben. Es braucht Coaches, die vom Spielfeldrand aus aktiv Feedback geben, und die Re- und Upskilling anhand individueller Talent- und Neigungsprofile entwickeln. Zudem werden sie wissen müssen, wie, wo und wann sie die „neue Kollegin KI“ in das direkte Arbeitsumfeld integrieren, um durch die Entlastung von Routinen und repetitiven Aufgaben im Berufsalltag mehr freie Zeit für persönlich bedeutsames Lernen und Kreativität zu gewinnen. Wenn sich dadurch die Work-Life-Integration verbessert, umso schöner.
Der Wandel der Arbeitswelt geht mit neuen Bürokonzepten einher
Laut einer repräsentativen forsa-Umfrage des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt e. V. unter 1.003 abhängig Beschäftigten können derzeit 47 % der Beschäftigten selbst frei entscheiden, wie viel Arbeitszeit sie im Büro arbeiten. Als Gründe, im Büro zu arbeiten, geben 82 % der Befragten den persönlichen Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten an. Für 68 % spricht der fachliche Austausch mit den genannten Personengruppen dafür, ins Büro zu kommen. Und immerhin 32 % nennen die Teilnahme an Workshops bzw. Teamarbeit als Grund für die Präsenz im Büro. Für mehr Workshops und Teamarbeit werden entsprechende Raumkonzepte benötigt. Doch es fehlt in Unternehmen immer noch an Bereichen für Begegnungen, ungezwungenen Austausch und die damit verbundene Chance, voneinander und miteinander zu lernen.
Was also tun?
- Das Büro zu einem Ort der Identifikation und Inspiration weiterentwickeln
- Bei der Raumplanung bereits auf Gastlichkeit und Gastfreundlichkeit achten; Stichwort: Corporate Hospitality
- Einbindung der Mitarbeiter in die Raumplanung bei gleichzeitiger Unterstützung des Konzeptionsprozesses durch Experten. Der Psychologe und Experte für wirkungsvolle Arbeitsplatzgestaltung Craig Knight nennt das „Empowered Workplace“
- Transformation des Büros in eine kreative Lernwelt
Der Statista Trend-Report nennt die folgenden räumlichen Elemente, um sich den Gegebenheiten rund um New Work anzupassen: Collaboration Areas (geschlossene Räume für Kreativarbeit und Workshops sowie Open Spaces für Zusammenarbeit), Rückzugsräume, Social Areas bzw. Gemeinschaftsbereiche für Pausen und informelle Treffen, individuelle Arbeitsplätze in Form von Quiet Areas für Stillarbeit und Coworking Areas für Teamarbeit. Und natürlich auch klassische Meetingräume, die technisch auch für hybride Meetings ausgelegt sind.
Die Grenze zwischen Wünschenswertem und Machbarem
Im Bereich der Arbeitszeitgestaltung haben viele Unternehmen bereits auf den Wandel und die veränderten Erwartungen ihrer Beschäftigten reagiert. Auch die räumliche Gestaltung wird den neuen Erfordernissen angepasst werden. All das ist richtig und wichtig. Nichtsdestotrotz sollte man aber in der ganzen Diskussion um Workations, Sabbaticals, Work-Life-Integration und die 4‑Tage-Woche bedenken, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Ja, wir haben einen Arbeitnehmermarkt und Unternehmen müssen mehr dafür tun, um Mitarbeiter zu binden und im Unternehmen zu halten. Durch Kultur, gute Führungskräfte, ein angemessenes Gehalt und unterstützende Raumangebote kann das gelingen. Aber Unternehmen können nicht für alle Lebensbereiche verantwortlich gemacht werden. Das Büro bietet Heimat, ersetzt aber nicht das Zuhause. Es ist ein Ort, um Kollegen zu treffen, ersetzt aber nicht Familie und Freunde. Es bietet ergonomische Arbeitsplätze, ersetzt aber nicht die Eigenverantwortung, sich physisch und mental gesund zu halten. Die Aushandlungsprozesse zwischen allen Beteiligten – Arbeitgebern und Arbeitnehmern – und ihre Moderierung werden künftig zeigen, wo die Grenze zwischen Wünschenswertem und Machbarem verläuft.