Christoph Kargruber ist seit dem 1. Oktober 2021 Vorstand Marketing/Vertrieb beim Anbieter für Büroeinrichtungen und Arbeitsplatzkonzepte Sedus Stoll. Die Büroeinrichtungsbranche war zu diesem Zeitpunkt neu für den gebürtigen Österreicher, der zuvor leitende Positionen bei der D. Swarovski KG und der Ritzenhoff AG innehatte. Wir sprachen mit ihm über seinen Blick auf die Büroeinrichtungsbranche, über Nachhaltigkeit und über Diversity.
Herr Kargruber, Sie haben in schwierigen Zeiten und riesige Aufgabe übernommen. Welche Themen haben Sie seit Ihrem Einstieg bei Sedus am meisten beschäftigt?
Die neuen hybriden Arbeitsplatzmodelle erfordern mehr Flexibilität in der Büroeinrichtung und mehr Agilität seitens der Nutzer. Modulare und leicht bewegliche Möbel vereinfachen den Umbau und die Umorganisation der Raumeinrichtung ungemein. Wer sich für die Zukunft rüsten will, setzt auf solche Konzepte und Lösungen, die eine multifunktionale Nutzung des Raumes und die Änderung der Möbelanordnung seitens der Nutzer ermöglichen. Diese Veränderung ist ein Prozess, den wir als Unternehmen gemeinsam mit unsern Kunden Schritt für Schritt umsetzen.
Wie sehen Sie die Entwicklung in der Büroeinrichtungsbranche und wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte?
Der Büromöbelmarkt ist eine sehr spannende Branche, die aufgrund des Wandels der Arbeitswelt in den letzten Jahren von fundamentalen Veränderungen geprägt ist. Neue Organisationsstrukturen und Arbeitsformen verlangen nach flexiblen, ästhetischen Einrichtungen und maßgeschneiderten Lösungen, die die Zusammenarbeit, die Kommunikation und die Bewegung fördern. Die Gesundheit der Nutzer steht dabei besonders im Fokus. Das ist herausfordernd, aber gleichzeitig auch eine Motivation für uns als Komplettanbieter für Büroeinrichtungen und Arbeitsplatzkonzepte. Unsere Aufgabe ist es den Arbeitgebern zu helfen, ihren Talenten einen Raum zu geben, der Zusammenarbeit, Verantwortung und Innovation fördert. Das Spannende ist dabei, dass der Begriff Raum in den letzten Jahren einen Wandel vollzogen hat. Er umfasst neben dem Büro und den eigenen vier Wänden auch alles dazwischen – also beispielsweise Coworking-Spaces oder Remote-Working-Modelle. Damit hat sich auch unser Entwicklungsauftrag massiv verändert. Der Trend zu mehr Wohnlichkeit im Arbeitsumfeld ist für uns ein großer Schwerpunkt für die nächsten Jahre.
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Ein weiteres Zukunftsthema ist die Nachhaltigkeit. Welchen Stellenwert hat das Thema bei Sedus?
Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehört seit jeher zum Selbstverständnis von Sedus. Dazu zählt der schonende Umgang mit Ressourcen und natürlich auch die Energieeffizienz. Auf unserem Weg zur Klimaneutralität wollen wir bis Ende 2025 30 % unserer direkten Emissionen reduzieren. Und bis Ende 2030 rund 50 %. Um das zu erreichen, werden wir den Anteil an regenerativen Energien deutlich erhöhen und uns von konventionellen Energien verabschieden (Gas) und auf Wärmepumpen und Photovoltaik setzen. Bei der Energieversorgung wollen wir damit rund 50 % einsparen. Außerdem stellen wir bereits unseren Fuhrpark mit etwa 100 Fahrzeugen auf Elektromobilität um – Ziel ist es, bis spätestens 2035 alle Benziner/Diesel im Fuhrpark zu ersetzen. Zusätzlich wollen wir mit einer Ladeinfrastruktur an unseren Standorten das Thema auch für unsere Mitarbeiter aktiv fördern, denn auch der Pendelverkehr spiegelt sich in unserer Bilanz wider. Bei der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung der Produkte folgt Sedus dem Sedus-Green-Codex. Dabei sind die einzelnen Punkte des Prozesses keineswegs linear, sondern Teil einer durchdachten Kreislaufwirtschaft …
Und wie beurteilen Sie die Entwicklung des Zukunftstrends Diversity – welche Auswirkungen hat das Thema auf die Bürowirtschaft?
Unserer Meinung nach ist eine inklusive Kultur gut für jedes Unternehmen. Diversität führt zu mehr Innovation, Resilienz und Kreativität, davon sind wir bei Sedus fest überzeugt. Es bedeutet also weit mehr als ein „Nice-to-Have“. Diversität gehört zur Globalisierung und zu New Work dazu. Besonders in Bezug auf die Arbeitswelt nimmt dieser Bereich großen Einfluss. Heute spricht man häufig von „Diversity Management“. Die Wortwahl kann man hinterfragen, aber der Ansatz ist meiner Meinung nach aus zwei Gründen sehr wichtig. Einerseits erhöht die globalisierte Arbeitswelt den Wettbewerb um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stark. Die Konkurrenz unter den Unternehmen wächst und man kann nur aus der Masse herausstechen, wenn man für seine zukünftigen Kollegen und Kolleginnen einen Arbeitsplatz schafft, der kulturelle Vielfalt tagtäglich lebt und zelebriert. Der zweite Grund ist sicherlich der demografische Wandel in Europa. Deshalb wird es immer wichtiger mit einer viel fältigen, heterogenen Belegschaft umzugehen und diesen Vorteil wirklich zu nutzen.