Nachhaltigkeit wird seit vielen Jahren international diskutiert, auch bei Büromöbeln. Seit einigen Jahren wird nun vor allem die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy als Konzept zur Unterstützung der globalen ökologischen Nachhaltigkeit durch den Menschen propagiert. Damit stellt sich die Frage, welchen Beitrag Zirkularität zu nachhaltigem Handeln leisten kann und wo derzeit die Grenzen liegen.
Nachhaltigkeit: Wirtschaftlich, sozial und ökologisch
Nachhaltigkeit bedeutet auch bei Büromöbeln, dass sie wirtschaftlich, sozial und ökologisch verantwortungsbewusst hergestellt werden und in allen drei Bereichen auf Dauer keine Verringerung oder Erschöpfung der verwendeten Ressourcen verursachen.
Wirtschaftlich heißt, dass das Produkt grundsätzlich profitabel sein muss. Das kann sich auf den Hersteller beziehen, aber auch auf die Nutzenden, die für den Kaufpreis einen angemessenen Nutzwert erhalten.
Sozial heißt, dass die an der Herstellung des Produkts beteiligten Personen und ggf. Gesellschaftskreise nicht in ihren Rechten beeinträchtigt werden dürfen. Das betrifft den Arbeits- und Gesundheitsschutz, aber auch das weitere soziale Umfeld des Unternehmens. Der international anerkannte Maßstab dafür sind die UN-Menschenrechte, die auch in einigen der 17 UN Sustainable Development Goals (SDG) und in der ISO 45000 aufgegriffen werden. Grundsätzlich sind dabei auch die Aktivitäten aller Vorlieferanten zu berücksichtigen. In Deutschland setzt hier unter anderem das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG) an, das viele der sozialen Kriterien in der Supply Chain aufgreift.
Ökologisch heißt, dass die für das Produkt verwendeten natürlichen Ressourcen und die betroffenen Ökosysteme als solche auf Dauer erhalten bleiben sollen. Zu den Ressourcen gehören Energie, Atmosphäre und die Materialien.
Vom Verbrauch zum Kreislauf
Bei Energie ist grundsätzlich eine Wiederauffüllung des globalen Energievorrats denkbar, denn die Sonnenstrahlung liefert dem globalen Ökosystem von außen Energie.
Bei der atmosphärischen Regeneration geht es nicht so sehr um den Verbrauch, zum Beispiel von Sauerstoff, sondern vielmehr um die Vermeidung einer Veränderung der Atmosphäre durch menschliches Handeln.
Bei der Nutzung von Materialien muss unterschieden werden zwischen Materialien, die in für Menschen greifbaren Zeiträumen wieder neu entstehen wie Holz, und anderen Materialien, die lange Zeiträume zu ihrer Neuentstehung benötigen wie Metalle oder fossiler Kohlenwasserstoff, der in Kunststoffprodukten eingesetzt wird. Diese zweite Art von Materialien ist also besonders interessant für die Circular Economy. Das Ziel: Ihr Bestand soll sich möglichst nicht verringern.
Vielmehr zielt sie darauf ab, Materialien im Wirtschaftskreislauf zu halten, statt sie zu verbrauchen. Dabei wird eine dauerhafte (Wieder-)Verwendung von Produkten bevorzugt, aber auch die stoffliche Verwertung einzelner Materialien ist eine Option. Die sogenannte thermische Verwertung der Produkte hingegen erzeugt zwar nützliche Energie, verringert jedoch den globalen Vorrat an Materialien.
Zirkularität: Reuse, repair, refurbish, remanufacture
Die praktische Umsetzung des Konzepts der Zirkularität kann sich somit auf ganze Produkte, aber auch auf die verwendeten Materialien beziehen.
Eine vollständige Kreislaufwirtschaft mit allen von Menschen derzeit genutzten Ressourcen wäre nicht nachhaltig. Es muss vielmehr abgewogen werden, inwieweit die Wiederverwendung schnell nachwachsender Materialien energetisch und wirtschaftlich sinnvoll ist.
Auch der Aufwand für Reparatur und Wiederaufbereitung muss berücksichtigt werden. Nahezu jedes Produkt kann erneuert werden, wobei sich aber in vielen Fällen die Frage stellt, ab wann ein runderneuertes Produkt zu einem neuen Produkt wird, weil der Anteil der neuen Komponenten überwiegt. Gleichzeitig kann die Wiederverwendbarkeit von Produkten einen hohen Energieaufwand bedeuten, zum Beispiel wenn ein Stahlcontainer demontiert, repariert, geschliffen, neu lackiert und montiert werden würde. In solchen Fällen kann das Recycling über die Altmetallkreisläufe der sinnvollere Weg sein.
Das gilt auch für die chemische Zerlegung von Kunststoffen in neue Ausgangsstoffe anstelle des Downcycling zu Granulaten minderer Qualität. Bislang fällt wegen des hohen Energieaufwands auch hier die ökologische und wirtschaftliche Bilanz noch negativ aus. Die Entwicklung neuer Verfahren wie beispielsweise die Zersetzung von Kunststoffen durch Bakterien oder Pilze in die Ausgangsmaterialien könnte jedoch mittelfristig zu einer Neubewertung führen.
Generell ist eine Circular Economy immer dann besonders sinnvoll, wenn sie auf die längere Nutzung vorhandener Produkte abzielt. Dazu gehören die Schlagworte reuse, repair, refurbish, remanufacture. Im Sinne der Nachhaltigkeit interessanter wären jedoch die anderen Teile der sogenannten R‑Strategien, die mit refuse, rethink, reduce benannt werden.
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Die politische Dimension
Der in den letzten Jahren aufgebaute politische Handlungsdruck wird dazu führen, dass Ökologie und soziale Aspekte in der Nachhaltigkeitsbetrachtung ein stärkeres Gewicht erhalten werden. Wirtschaftliche Aspekte der Produkt- und Materialbehandlung werden infolgedessen neu bewertet werden. Damit entstehen Chancen für Unternehmen, die sich bei der notwendigen Integration bislang getrennter (Wirtschafts-)Kreisläufe in mehreren Handlungsfeldern positionieren können und nicht nur den Anfang eines Kreislaufs mit neuen Produkten füttern, sondern auch an den anschließenden Nutzungs- und Wertschöpfungsketten beteiligt sind.